Summary
Home Sweet Home - Where Evil Lives
In this real time one shot horror film, the heavily pregnant protagonist discovers the brutal colonial history of her fiance’s family, gets caught in the claws of a haunted house and an ancient family curse. Will she be able to free her and her family?
Source: German Films Service & Marketing GmbH
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Mit allem Komfort versteht sich, den städtische Feriengäste heute erwarten einschließlich großer Sonnenterrasse mit Blick auf Wiesen, Felder und Wälder. Wofür Nachbar Mike demnächst seine Bienenstöcke umsetzen muss. Während Viktor seinem Job in der Kanzlei nachgeht, er bereitet sich gerade auf eine wichtige Präsentation vor, ist Maria allein im einsam gelegenen Haus. Als plötzlich die Lichter ausgehen, offenbar ist eine Sicherung durchgebrannt, nimmt sie horrible Geräusche aus dem Keller wahr.
Und traut sich, Viktor ist per Handy zugeschaltet, dennoch zum Sicherungskasten in die noch zu renovierenden Katakomben des Hofes. Wo sie den Schaden beheben und außerdem die Geräusche als von der alten Heizungsanlage stammend orten kann. Einmal dort unten, stöbert sie in den mit allerlei Gerätschaften vollgestellten Räumen herum, bis sie hinter einem Schrank eine versteckte Tür entdeckt. Sie verbirgt einen Raum voller persönlicher Erinnerungen eines vor langer Zeit verstorbenen Vorfahren, Siegfried Welling. Der als kaiserlicher Soldat zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika gegen die aufständischen Herero und Nama gekämpft und grausige Details dieses heute als Völkermord bezeichneten Abschlachtens seinem Tagebuch anvertraut hat.
Kalte Schauer laufen ihr über den Rücken: in dieser belastenden Umgebung kann die Dreißigjährige kein Kind zur Welt bringen. Inzwischen von Panik ergriffen und von Tagträumen gepeinigt will Maria in die Stadt fahren, kann den Autoschlüssel aber nicht finden. Als eine leichte Blutung erste Wehen ankündigt, ruft sie Viktor an, der wiederrum seinen Vater Wilhelm (Justus von Dohnányi) in Bewegung setzt. Der wohnt in der Nähe und ist Arzt. Nun beginnt eine unheimliche und zunehmend dramatischen Nacht, in der Maria um ihr eigenes Leben und das ihres Kindes kämpfen muss…
Thomas Sieben („Kidnapping Stella“, „Prey“) ist als Autor und Regisseur das nicht geringe Risiko eines in Deutschland notorisch unterbelichteten Genrestreifens eingegangen, der Elemente des Horror- und des Zombiefilms miteinander vereint. Und darüberhinaus politisch auflädt: Weil Siegfried Welling als gebrochener, sich schuldig fühlender Mann aus dem Kolonialkrieg zurückkehrte, geistert er nun als Untoter herum und fordert von jeder nachkommenden Generation der Familie das Erstgeborene. „Es ist nur das eine Mal“: Vater Wilhelm und Sohn Viktor sind zu solch‘ irrwitziger Sühne bereit – und ziehen schon ‘mal einen mythischen Salz-Ring um das für eine Hausgeburt auserkorene Bett.
Hochkarätig besetzt ist „Wo das Böse wohnt“ als One-Shot-Film angelegt: Vor Daniel Gottschalks Kamera spielt sich die Handlung ohne Schnitte als eine einzige zusammenhängende Szene in Echtzeit ab. Zunächst vor allem bei Musik-Videos angewandt hat diese Technik längst auch im Spielfilm Eingang gefunden, so bei Sebastian Schippers „Victoria“ (2015) oder Tim Dünschedes „Limbo“ (2019). Sie ist für dieses 83-minütige Drama aber von keinem Belang, das für die dem Genre verbundenen Kritiker bei der Pressevorführung für einen Horror-Thriller nicht spannungsgeladen genug ausgefallen ist. Sie sind im Splatter-Bereich ganz andere Kaliber gewohnt. Für meinen Geschmack reicht die Spannung vollkommen, zumal der wahre Grusel im politisch-moralischen Überbau liegt.
Am 28. August 2023 beim Londoner FrightFest für Thriller-, Fantasy- und Horrorfilme uraufgeführt, kann „Wo das Böse wohnt“ nach dem Kinostart beim Kooperationspartner Netflix gestreamt werden.
Pitt Herrmann