Credits
Director of photography
Production company
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Director of photography
Production company
Producer (TV)
Duration:
380 m, 35 min
Format:
16mm
Video/Audio:
s/w, Ton
Titles
- Originaltitel (DD) Historische Straßen und Plätze: d) Almstadtstraße
- Reihentitel (DD) Berlin-Totale XIV. Stadtgeschichte, Denkmale und Denkmalpflege
Versions
Original
Duration:
380 m, 35 min
Format:
16mm
Video/Audio:
s/w, Ton
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Frau Kramp (81) übte mehrere Berufe aus, bevor sie im Kino Babylon, unweit am Bülowplatz (dem heutigen Rosa-Luxemburg-Platz) gelegen, einen festen Job annahm. Sie erinnert sich an die sog. „Reichskristallnacht“, an brennende Geschäfte und zerstörte Synagogen. Die Kameras von Roland Worel und Dieter Schönberg schwenken über alte, verblasste Werbeaufschriften aus der Vorkriegszeit zu kriegsbedingten Baulücken. An der Ecke Almstadt-/Hirtenstraße können sogar noch hebräische Worte an einer Wand aufgenommen werden. Zeitweise wird die auf 16mm gedrehte Dokumentation mit Straßengeräuschen und Kinderlachen unterlegt.
Die jüdische Schauspielerin und Schriftstellerin Mischket Liebmann (1905 – 1981), die Tochter eines orthodoxen Rabbiners, ist 1914 aus Galizien nach Berlin geflüchtet und in der Grenadierstraße gelandet. Einem Fixpunkt des kommunistischen Widerstandes gegen die aufkommenden Braunhemden der Nationalsozialisten. Sie erinnert sich an das rege öffentliche jüdische Leben im Kiez, so an das Laubhüttenfest. Und daran, dass Frauen dafür die Arbeit gemacht haben, am Fest selbst aber nicht teilnehmen durften. Frau Liebmann kann sich an ein Bethaus erinnern, das in einer Parterrewohnung eingerichtet worden ist und an aufwändige Beerdigungs-Rituale. Eine Brüderschaft habe damals in der Vorkriegszeit die Hinterbliebenen mit allem Nötigen versorgt.
Die Schauspielerin Mischket Liebmann, Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands, emigriert vor der Nazi-Herrschaft in die Sowjetunion, wo sie ans Jüdische Staatstheater Minsk engagiert wird. 1945 kehrt sie als Übersetzerin und kulturpolitische Aktivistin nach Berlin zurück, in den aus ihrer Sicht einzig möglichen Sektor der geteilten Stadt. Sie liest aus dem Nachtrag zur 2. Auflage ihrer Autobiographie „Aus dem Ghetto in die Welt“, die 1977 im Ost-Berliner Verlag der Nation herausgekommen ist. Ihre Erzählungen sind unterlegt mit historischen Fotos aus dem vor allem von konservativen Ost-Juden bewohnten Scheunenviertel: Hier gab es billige Wohnungen und nur wenige Antisemiten. Es bot den zumeist aus Osteuropa nach Berlin gekommenen Juden den Schutz der Gemeinschaft in einer abgeschlossenen Welt ohne Mauern und ein Stück Heimat durch koschere Versorgung.
Jeanpaul Goergen, Kurator der Reihe „Berlin.Dokument“ im Berliner Zeughauskino, anlässlich einer Wiederaufführung des inzwischen digitalisierten Zeitzeugnisses der Staatlichen Filmdokumentation beim Staatlichen Filmarchiv der DDR Berlin (Gesamtleitung Karl-Heinz Wegner) im November 2021: „1979 besuchen Mitarbeiter der Staatlichen Filmdokumentation der DDR ältere jüdische Einwohner von Ost-Berlin und zeichnen ihre Erinnerungen an ihren Alltag in den 1920er und 1930er Jahren und die Verfolgung auf. Die Kamera Roland Worells schwenkt über nackte Giebelwände und heruntergekommene Fassaden und stößt auf verblasste hebräische Schriftzeichen. Auch die Schauspielerin Mischket Liebermann erinnert sich an jüdisches Leben im Scheunenviertel und das Bethaus in der Grenadierstraße. Sie liest aus ihrem 1977 erschienenen Buch ‚Aus dem Ghetto in die Welt‘“.
Pitt Herrmann