Credits
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Production company
in association with
Producer
Producer (TV)
Duration:
88 min
Video/Audio:
Farbe, Ton
Screening:
Aufführung (DE): 02.11.2019, Biberach, Filmfestspiele
Titles
- Originaltitel (DE) Herren
Versions
Original
Duration:
88 min
Video/Audio:
Farbe, Ton
Screening:
Aufführung (DE): 02.11.2019, Biberach, Filmfestspiele
Awards
Biberacher Filmfestspiele 2019
- Preis für den besten Fernsehfilm
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„Blut ist halt dicker als Wasser“, tröstet ihn Reynaldo Herrera (Komi Mizrajim Togbonou), „das ist überall so auf der Welt“. Eine Erfahrung, die auch der gebürtige Kubaner gemacht hat. In der DDR aufgewachsen, ist er nach der Wiedervereinigung in Berlin geblieben, hat sich von der Taxifahrerin Diana (Gabriele Völsch) durch den goldenen Westen kutschieren lassen und ist bis heute an ihrer Seite geblieben. Ezequiel ist vorübergehend als „Fahrer für Denkmalschutz“ bei dem Kleinunternehmer gelandet, der mit dem jungen Kreuzberger Jason (Nyamandi Adrian), Spross einer deutsch-ghanaischen Verbindung, „Denkmalhygiene“ betreibt: die beiden reinigen nachts die im Volksmund „Café Achteck“ genannten öffentlichen Pissoirs der Hauptstadt, die aus dem 19. Jahrhundert stammen und unter Denkmalschutz stehen.
15 Minuten hat „die schwarze Nachtbrigade“, so der souveräne, in sich ruhende Reynaldo, für einen der stets waldgrün gestrichenen gusseisernen Urinale Zeit, um das Pensum zu bewältigen. Da könnte der „Fahrer“ ruhig mit anpacken. Doch Ezequiel, dessen Gattin Marta (Dalila Abdallah) als Nachtschwester im Krankenhaus arbeitet, und dessen 18-jähriger Sohn Stevie (Pablo Grant) gerade Abitur gemacht hat und Sport studieren soll, schämt sich für diesen zeitlich befristeten Job. Und verweigert die Mitarbeit. „Der muss nur ‘runterkommen, warts ab“ ist sich Reynaldo sicher, dem die durchaus auch denkmalpflegerische Arbeit sichtlich Freude macht. Dabei hätte er ebenso gut in einem der luxuriösen High-Tech-Toilettenanlagen arbeiten können wie seine Ausbildungs-Kollegin Jasmine Turan (Nadine Wrietz) – wo auch zu Ezequiels großem Erstaunen sein „biodeutscher“ Nachbar Moser (Michael A. Grimm) seit zwei Jahren tätig ist.
Gerade hat er sich mit seinem Job arrangiert, sich mit seinen beiden Kollegen angefreundet, kann sich sogar für die Rap-Musik von Jasons Band „Kreuzberg De Luxe“ erwärmen, da erfolgt für Ezequiel der nächste Niederschlag: Sein Sohn Stevie will lieber beim angesagtesten Szene-Friseur der Stadt (Eugene Boateng) in die Lehre gehen, um sich später als erster Afro-Friseur Berlins selbständig machen zu können, als ein Sport- oder gar Jura-Studium aufzunehmen. Und wieder braucht es einige Zeit, bis Ezequiel seine Vorurteile gegen den „Haufen Clowns“ und die „Schwuchtel“ von Ausbilder überwindet…
Die vom 24. April bis zum 25. Mai 2019 in Berlin gedrehte Großstadtkomödie „Herren“, eine Koproduktion von Kineo Film Potsdam und Cinema Negro Film Berlin, arbeitet mit Klischees, aber in ungewohntem Kontext. Reynaldo hat sich arrangiert mit seinem Leben, fühlt sich als selbständiger Kleinunternehmer ebenso wohl wie als begeisterter Schrebergärtner samt schwarzem Gartenzwerg, den ihm die Kleingartengemeinde geschenkt hat. „Je gemischter die Gemeinde, desto weniger Probleme“ ist seine Multikulti-Erfahrung im Wohnblock daheim wie auf der grünen Parzelle. Nur wenn es Schwule in seinem „Café Achteck“ zu doll treiben und ihn an der Arbeit hindern, kann er laut werden. Und handgreiflich: Zusammen mit Ezequiel schlägt er ein halbes Dutzend rassistische Neofaschisten in die Flucht, bevor beide den am Kopf verletzten Jason zu Marta in die Klinik bringen können.
„Wir sind unsichtbar als gäbe es uns nicht“: Wann ist der Mann ein Mann? Ezequiels niederschmetternde Erkenntnis, dass er als 45-Jähriger noch nichts Dauerhaftes zu Wege gebracht hat, sondern ihn die Gesellschaft gar nicht zur Kenntnis nimmt, weicht erst allmählich dem von seiner toughen Gattin Marta unterstützten Wunsch, sich wieder seiner Passion und seinem Können als Capoeira-Meister zuzuwenden. Schließlich lässt er sich sogar vom Ausbilder seines Sohnes die Haare frisieren…
Stefanie Kremsers Drehbuch ist nach Motiven des in London spielenden Romans „Gents“ aus dem Jahr 1997 entstanden. Er stammt von Warwick Collins, einem1948 in Südafrika geborenen britischen Romancier, der 2013 in England verstarb.
Dirk Kummer, Henningsdorfer des Jahrgangs 1966, war einer der beiden Protagonisten im preisgekrönten Defa-Film „Coming out“, der am Tag des Mauerfalls Premiere hatte. Als Regisseur und Drehbuchautor machte er sich bereits 2017 mit seinem Film „Zuckersand“ einen Namen, für den er unter anderem den Grimme-Preis gewann. Für diese humorvolle Integrationsgeschichte einer afrodeutschen Einwandererfamilie wurde er nach der Uraufführung bei den Biberacher Filmfestspielen in der Kategorie „Bester Fernsehfilm“ ausgezeichnet. Die TV-Erstausstrahlung war am 18. September 2020 auf Arte.
Pitt Herrmann