Summary
True to the motto "Move until the last life" one trains in the Freiburg gym "Fitness California". Among those always to be found are Bernd Fleisig, Mario Sabatini, and Adolf Seger, all of them stars of the Wrestling scene of the 1960s and ‘70s, who, regardless of their age, ripple their muscles. Decorated by music and pictures from the time of the Californian fitness boom, the film reproduces their sports careers and offers affectionate insights into the family-run business of a power training gym which stands up to the large fitness company chains.
The film Fitness California by director Nadine Zacharias, who was born in Wiesbaden, does not only offer mere fitness nostalgia. Between the lines, it also illuminates age-independent topics such as fairness, cohesion, and fighting spirit.
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„Meine zweite Wohnung, meine zweite Familie“: Hier schwingt Dagmar Sabatini das Szepter, schenkt Kaffee und Energy Drinks aus, spendiert ihren Stammkunden auch ‘mal selbstgebackenen Kuchen. Und hier trifft sich fast täglich eine so verwegene wie familiäre Altmänner-Clique aus drei Ringerlegenden der Jahrgänge 1943 bis 1945: Adolf Seger, Mario Sabatini und Bernd Fleig sind zusammen gerechnet über 220 Jahre alt, haben zwanzig deutsche Meistertitel errungen und sind auch international in ihrem Sport weltbekannt.
Da ist zum einen der liebenswerte, hilfsbereite Haudegen Adolf Seger, der in ärmlichen Verhältnissen als jüngster Sohn Ende des Zweiten Weltkriegs in eine zwölfköpfige sportfanatische Freiburger Ringer-Familie geboren wurde. Die lange Zeit mit einer Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung auskommen musste. Er träumte schon als kleiner Junge vom Olympiasieg. Den hat er zwar nicht erreicht, aber Adolf Seger kann damit leben als zweifacher Weltmeister, dreifacher Europameister, zehnfacher Deutscher Meister. Er gilt in der internationalen Szene aufgrund seines Bodenkampfs und seiner Fairness als großes Vorbild und wurde wohl auch deshalb in die „Hall of Fame“ der Ringer aufgenommen.
„Bewegen bis zum letzten Leben“: Der brillante Techniker Mario Sabatini, Jahrgang 1943, war Olympiateilnehmer 1972 in München und blieb in Deutschland sieben Jahre hintereinander in der Fliegengewichtsklasse ungeschlagen. In der Schule noch aufgrund seiner Körpergröße gehänselt, gewann er nicht nur acht deutsche Meistertitel, sondern auch die um einen Kopf größere Volleyballerin und begeisterte Fitness-Sportlerin Dagmar als zweite Ehefrau, mit der er das Fitness- Studio California in Freiburg gründete.
„Man muss was anne Waffel haben, ein normaler Mensch macht das nicht“: Schließlich der für seine Sprüche bekannte „Sunny-Boy“ des Ringer-Trios, Bernd Fleig. In der Jugend der große Rivale von Adolf Seger verbindet die beiden seit nunmehr sieben Jahrzehnten eine außergewöhnliche Freundschaft. Die dramatische Geburt seines Sohns Martin, dem die Ärzte aufgrund von Spina bifida (offener Rücken) nur eine kleine Überlebenschance einräumten, stürzte den erfolgsverwöhnten Bernd in eine Krise. Heute ist er stolzer Vater eines Para-Olympiasiegers.
Was seit der Erfolgsgeschichte des Fußball-Clubs außerhalb der Region in Vergessenheit geraten ist: Freiburg war schon immer eine Ringerhochburg und der Film der Regisseurin Nadine Zacharias und ihres Kameramanns Nicu Mihailescu zollt Tribut an seine Helden, die trotz ihrer gewaltigen Sporterfolge auf dem Boden geblieben sind, und all das Gute im Sport wie Fairplay, soziales Engagement und Hilfsbereitschaft verkörpern.
Die gebürtige Wiesbadenerin Zacharias, selbst Leichtathletin, die nach Jahren im Ausland in „ihre“ Unistadt zurückgekehrt ist, hat mehrere Jahre im „California“ trainiert, bevor sie sich entschloss, im bis zu 40 Grad Celsius heißen Vor-Corona-Sommer des Jahres 2019 an 35 Arbeitstagen einen Film zu drehen, der, so die Regisseurin auf ihrer Ruhrgebiets-Tour am 9. April 2024 im Dortmunder Sweetsixteen, von vornherein nicht nur als eine nostalgisch angehauchte Doku über Sport und Fitness im hohen Alter geplant war, sondern als Porträt eines höchst ungewöhnlichen Studios als Ort des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
In Gesprächen im Studio und auf Spaziergängen in den Weinbergen oberhalb der Stadt baut die Regisseurin, Dokumentarfilmerin und Kulturwissenschaftlerin (M.A. in Ethnologie) eine große Nähe zu den Protagonisten auf. Zu Herzen gehend der Besuch des früheren Nationaltrainers Heinz Ostermann, der machtlos war, als sich Deutschland dem Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau anschloss nach dem Einmarsch der Sowjets in Afghanistan: Vier Jahre hartes Training umsonst.
„Fitness California“ ist Nadine Zacharias‘ zweiter Langfilm. Sie studierte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der University of Washington und der University of Canterbury, bevor sie an der Filmakademie Baden-Württemberg ihr Diplom als Bildungs- und Wissenschaftsfilmerin ablegte. Für ihre Gesellschaftsstudie, um historische Bilder und TV-Reportagen von Kämpfen des Protagonisten-Trios ergänzt, hat Sebastian Scheipers eine situationsbezogene, suggestive Musik komponiert. Der in Lörrach geborene Gitarrist, Komponist und Berliner Produzent („Frische Luft Music“) ist für den Deutschen Dokumentarfilmpreis nominiert, der beim SWR-Festival vom 19. bis 21. Juni 2024 in Stuttgart verliehen wird.
Pitt Herrmann