Credits
Director
Director of photography
Editing
All Credits
Director
Commentary
Script editor
Director of photography
Optical effects camera
Editing
Sound
Music consultant
Production company
Unit production manager
Original distributor
Duration:
850 m, 34 min
Format:
35mm
Video/Audio:
s/w, Ton
Screening:
Uraufführung (DE): 05.08.1975
Titles
- Originaltitel (DD) Er könnte ja heute nicht schweigen
- Arbeitstitel (DD) Erich Weinert
Versions
Original
Duration:
850 m, 34 min
Format:
35mm
Video/Audio:
s/w, Ton
Screening:
Uraufführung (DE): 05.08.1975
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Unterlegt von Bildern der Elbestadt Magdeburg wirft der von Kurt Böwe gesprochene Kommentar Claus und Wera Küchenmeisters samt Auszügen aus eigenen Zeugnissen Weinerts einen Blick auf die Biographie eines Künstlers, der nach der Magdeburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule 1912 an der Königlichen Kunstakademie das Staatsexamen als Zeichenlehrer ablegte. Politisiert im Ersten Weltkrieg kehrte er nur kurzzeitig an die Magdeburger Schule zurück – als Lehrer. Aus Enttäuschung über die fehlgeschlagene Revolution ging Weinert, nachdem er erste Gedichte in der Zeitschrift „Die Kugel“ veröffentlichen konnte, ans Leipziger kabarettistische Brettl „Retorte“.
Seine scharfe Zunge, so der Zeitzeuge Bruno Beyer, schlug Wellen bis nach Berlin, wo er 1922 ein Engagement im Kabarett „Küka“ annahm. Sieben Jahre später trat er in die KPD ein, schrieb für das Parteiorgan „Rote Fahne“ und sprach auf Versammlungen. Aufgrund seiner enormen Wirkung auf die Zuhörer, denen er Anleitungen zum Handeln geben wollte statt nur bekannte Phrasen zu dreschen, wird Weinert von Rudolf Engel im Film als ein „Agitator des Klassenkampfes“ bezeichnet.
Der 1931 mit Redeverbot in Preußen belegt ins Exil nach Zürich und Paris flüchtet, bevor er 1935 in die Sowjetunion reist und als Mitglied der Moskauer KPD-Parteigruppe im Rundfunk tätig ist. „Es geht durch die Welt ein Geflüster“: Weinert hatte 1927 das Gedicht „Der heimliche Aufmarsch“ geschrieben, das zwei Jahre später von Wladimir Vogel vertont wurde. Ernst Busch sang es in der 1931er Version von Hanns Eisler in unzähligen KPD-Versammlungen – und nun live im deutschsprachigen Bereich von Radio Moskau.
1937 meldet sich Erich Weinert bei den Internationalen Brigaden als Chronist und Propagandist des Spanischen Bürgerkriegs, nachdem er zusammen mit Willi Bredel in Madrid an einem internationalen Schriftstellerkongress teilgenommen hat. Und kehrt nach dem Sieg der Faschisten in die Sowjetunion zurück, wo er im Sommer 1943 das Nationalkomitee Freies Deutschland gründet, um mit auf Schallplatten aufgenommenen Ansprachen deutsche Wehrmachts-Angehörige zum Überlaufen zu bewegen.
„Ein Dichter“, so Erich Weinert im O-Ton, „der nicht einen leidenschaftlichen Hass gegen Unrecht und Lüge, keine leidenschaftliche Liebe zu allen Verfolgten und Entrechteten hat, wird auch mit seinem flammendsten Wort die Herzen kalt lassen“: Einmal mehr offenbart sich Weinerts mit glaubhafter Überzeugung gepaartes rednerisches Talent, wie zwei heutige SED-Mitglieder, der Luftwaffen-Oberleutnant Eberhard Charisig (vormals Düsseldorf, heute Dresden) und der Infanterie-Gefreite Emil Krume aus Potsdam, vor Christian Lehmanns Kamera bekunden: Seine aufklärenden Gedichte erreichten Herzen und Hirne der in den Schützengräben ausharrenden Kriegsmüden. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges konnte der an Tuberkulose erkrankte Weinert nur noch kurze Zeit wichtige Funktionen beim Aufbau des ersten Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden übernehmen.
Volker Koepps am 5. August 1975 angelaufener Kurz-Dokumentarfilm porträtiert in chronologischer Reihenfolge Leben und Werk Erich Weinerts, offenbart aber durch Zeitzeugen, Weggefährten und nicht zuletzt durch autobiographische Zeugnisse seine stets ohne Rücksicht auf die eigene Person – und die Familie – offen bekundete innere Haltung. Es ist die eines überzeugten Humanisten und kämpferischen Sozialisten.
Pitt Herrmann