Summary
Look Who's Back
It is summer 2015 and Adolf Hitler suddenly wakes up on an empty plot of land in present-day Berlin, 70 years after his presumed demise. The war is over, his party is no more, and his beloved Eva is not there to console him. But, against all the odds, Adolf begins a new career on television because he is universally mistaken for a brilliant comedian – even though he is indeed the genuine article....
Source: German Films Service & Marketing GmbH
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„Er“ ist wieder da. Und ganz der Alte. Als wären (knapp) siebzig Jahre nur ein Wimpernschlag. Die Wehrmachts-Uniform ist angestaubt, der Militärmantel gar an einer Schulter zerrissen. Aber sonst? Aus den Trümmern seines Führerbunkers wiederauferstanden schaut sich Adolf Hitler in seiner Reichshauptstadt um – und erkennt nichts wieder: „Bin ich in ein Koma gefallen? Hab' ich den Endsieg verpasst?“
Weit und breit keine Trümmer mehr zu sehen, im Gegenteil, am Brandenburger Tor ist die Hölle los. Internationales Publikum, beste Stimmung. Und alle scheinen begeistert zu sein über das neue Fotomotiv neben den hier arrivierten Gauklern, Sowjetarmisten oder Ami-GIs. Ziemlich gerädert ob des ganzen Trubels landet der selbsternannte „Größte Führer aller Zeiten“ auf dem Weg zur Reichskanzlei an einem Kiosk und wirft einen Blick auf die Zeitungen: Was machen die türkischen Blätter hier? Als er aufs Datum blickt, wird ihm bei der Jahreszahl 2014 schwindelig und der Kioskbesitzer gewährt dem armen Schwein von Komparsen Asyl. Sogar über Nacht.
Am anderen Morgen wittert der gerade als freier Mitarbeiter einer privaten Fernsehanstalt gefeuerte Fabian Sawatzki Morgenluft, als ihm der arg ramponierte, vielleicht gar obdachlose Schauspieler vorgestellt wird: die Hitler-Nummer hat der sowas von authentisch drauf, dass er noch einmal mit seinem Chef Christoph Sensenbrink sprechen will. Den freilich im Augenblick ganz andere Sorgen drücken, hat ihm der Senderchef Kärrner doch gerade die toughe Karrieristin Katja Bellini als Geschäftsführerin vor die Nase gesetzt.
Also kratzt Sawatzki die letzten Euro seiner Mutter (Ramona Kunze Libnow) zusammen und begibt sich im Floristik-Firmenwagen auf große Deutschland-Reise: Überall, wo er mit Adolf Hitler auftaucht, öffnen sich die Menschen wie Austern. Endlich 'mal einer, und sei es auch ein Comedian, der zuhört, der sie versteht, ja, der sie darin bestärkt, die Rolle der schweigenden Mehrheit abzulegen und ihren Ängsten und Nöten öffentlich Ausdruck zu verleihen.
Die Aktion macht rasch die Runde in den sozialen Medien, die Zahl der Follower wächst in ungeahnte Höhen, sodass auch Sensenbrink schließlich bereit ist, auf den immer rascher fahrenden Zug aufzuspringen. Womit er nicht gerechnet hat: diese täuschend echte Hitler-Kopie wickelt die ganze TV-Crew um den kleinen Finger, die Geschäftsführerin Bellini ausdrücklich eingeschlossen. Und schon hat das einstige Flaggschiff des Senders, der Entertainer Michael Witzigmann, einen neuen Quotenbringer in seiner inzwischen doch etwas in die Jahre gekommenen Comedy-Show „Krass Alter“. Adolf Hitler erweist sich als ein Naturtalent – er geht förmlich in seiner Rolle auf, und das ganz ohne ausgeklügelte Manuskripte.
„Ab jetzt wird zurückgesendet“: Auch seine junge Assistentin Franziska Krömeier, die bald gar nicht mehr so heimliche Liebe Sawatzkis, ist ganz begeistert vom Charme und vom Witz dieses so authentischen Hitler-Darstellers. Der im Grunde ja recht hat, wenn er das Prekariats-Fernsehen der Kommerzanstalten als „himmelschreienden Blödsinn“ bezeichnet. Manchmal aber übertreibt er halt schon, der Gute. Was auch ihre Oma findet, die als jüdische Holocaust-Überlebende keinen Spaß versteht und Hitler achtkantig herausschmeißt: eine demente Großmutter ist die einzige mit Mut und Durchblick!
Dadurch lässt sich ein Adolf Hitler freilich nicht aus der Ruhe bringen. Nachdem er seine Möchtegern-Nachfolger in der spießigen NPD zur Sau gemacht hat, wird er von rechten Schlägern als potentieller Konkurrent krankenhausreif geschlagen. Nun brechen alle Dämme, Genesungswünsche von Promis aus Politik und Gesellschaft stapeln sich am Klinikbett...
Timur Vermes Debütroman „Er ist wieder da“, eine satirisch zugespitzte Auseinandersetzung mit unserer nach Sensationen dürstenden Mediengesellschaft und ihrem stetig wachsenden Einfluss auf die Meinungsbildung, schlug 2012 ein wie eine Bombe. David Wnendt tat gut daran, sich von der literarischen Vorlage zu lösen. Die schon bei Vermes vorkommende Mediensatire ist um den Bereich Social Media erweitert worden – auf sehr realistische Weise. Wie die vom Regisseur hinzuerfundene Deutschland-Reise seines Titelhelden: in der rasch eskalierenden „Volksparasiten“-Szene auf der Berliner Fanmeile musste der Agent Provocateur vor fanatischen Hitler-Anhängern unter den Fußballfans geschützt werden. Dass Zuspitzungen leicht zu Übertreibungen mutieren können, zeigen die Beispiele der „Satanistin“ Franziska Krömeier und ihrer Familie sowie der vierbeinige Kollateralschaden (mehr sollte nicht verraten werden).
„Viele Leute haben sich richtig gefreut, Hitler zu sehen“, so David Wnendt im Constantin-Presseheft. „Das war so, als wenn sie einem Popstar begegnet wären. Und obwohl sie genau wussten, dass das nicht der echte Hitler sein kann, haben sie ihn angenommen und sich ihm gegenüber geöffnet.“ Wohl deswegen hat der Regisseur am Ende den pädagogischen Zeigefinger allzu deutlich erhoben. So überflüssig wie die Einbindung real existierender TV-Formate wie „Circus HalliGalli“ und „Hart aber fair“ oder die Auftritte von Roberto Blanco, Frank Plasberg und Jörg Thadeusz. Wir haben begriffen: Hitler ist ein Teil von uns allen. Und: „Er ist wieder da“ ein Filmprojekt, Free-TV-Premiere war am 10. Juni 2018 auf Pro Sieben.
Pitt Herrmann