Summary
The 70-year-old Mahin has been living alone in Tehran since her husband died and her daughter left for Europe. One afternoon, tea with friends leads her to break her solitary routine and revitalise her love life. But as Mahin opens herself up to a new romance, what begins as an unexpected encounter quickly evolves into an unpredictable, unforgettable evening.
Source: 74. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)
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Beim geselligen Nachmittagstee wird groß aufgetischt, über gesundheitliche Probleme gesprochen, so zeigt eine Freundin Bilder ihrer Darmspiegelung, viel gelacht und über die Männer gelästert. Denen sich alleinstehende oder verwitwete Frauen freilich nicht nähern dürfen, in der Öffentlichkeit schon gar nicht. Aber auch nicht in den eigenen vier Wänden, jedenfalls wenn frau eine so sittenstrenge wie neugierige Nachbarin hat, deren Gatte im Staatsdienst arbeitet und nicht zögern würde, bei der Sittenpolizei Anzeige zu erstatten.
Diese wird in einer Parkanlage aktiv und verhaftet junge Frauen, weil sie ihr Kopftuch nicht den Regeln entsprechend getragen haben. Mahin telefoniert gerade mit ihrer seit zwanzig Jahren in Europa lebenden Tochter, welche sie nicht besuchen kann, weil sie in ihrem Alter kein Visum mehr erhält. Sie schreitet mutig ein und kann zumindest eines der Mädchen, das sich heimlich mit ihrem Freund verabredet hat, vor dem Zugriff bewahren.
Mahin hatte zuvor das Café eines Hotels besucht, in dem zur Schah-Zeit westliche Tanzmusik lief und ein ungezwungenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern herrschte. Da sie in Ermangelung eines Smartphones die nur aus einem QR-Code bestehende Karte nicht lesen konnte, betritt sie nun ein Restaurant für Rentner, um eine Kleinigkeit zu essen. An einem der Tische fällt ihr ein Mann auf, der trotz seines Alters noch berufstätig ist – als Taxifahrer.
Mahin legt es darauf an, sich von ihm nach Hause fahren zu lassen – und nimmt mutig vorn auf dem Beifahrersitz Platz. Die beiden kommen so – ganz und gar unüblicherweise – miteinander ins Gespräch und sie lädt den, wie sich später herausstellt, gleichaltrigen Faramarz zum Essen in ihr Haus ein. Er willigt ein, muss sein Fahrzeug aber eine Straßenecke entfernt abstellen und der neugierigen Nachbarschaft wegen durchs Gartentor eintreten.
Mahin lebt förmlich auf, holt eine sorgsam versteckte Flasche Wein aus dem Keller. Sie sei früher Krankenschwester gewesen, während Faramarz erklärt, noch arbeiten zu müssen, weil seine Rente nicht ausreicht, die er als einst im Krieg verwundeter Soldat erhält. Der lange entbehrte Alkohol lockert nicht nur die Zungen, beide essen, tanzen und freuen sich auf eine sicherlich unvergessliche Nacht der Nächte…
„My Favorite Cake“, so der internationale Titel, ist bereits die dritte gemeinsame Arbeit des iranischen Regie-Duos Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha und nach „Ballade von der weißen Kuh“ (2021) der zweite Film, der auf der Berlinale uraufgeführt worden ist. Er zeichnet ein authentisches Bild des alltäglichen Lebens iranischer Frauen und erzählt mit leisem Humor die gefühlvoll-melancholische Geschichte einer romantischen Begegnung zweier einsamer Senioren.
Die Regisseure konnten die Berlinale-Preise für ihr berührendes tragikomisches Kammerspiel über den subtilen Widerstand vor allem mutiger Frauen gegen das verbrecherische Regime des selbsternannten Gottesstaates nicht persönlich entgegennehmen, da beiden zuvor die Pässe entzogen wurden. So verlas Hauptdarstellerin Lily Farhadpour, die selbst drei Monate im Gefängnis Evin einsitzen musste im Rahmen einer Verhaftungswelle unabhängiger Journalisten, ein Statement der beiden: „Wir hoffen, dass der Tag kommen wird, an dem wir diesen Film in unserem Land und für die Menschen in unserem Land zeigen können.“
Pitt Herrmann