Die Zähmung der Bäume - Taming the Garden

Schweiz Deutschland Georgien 2018-2021 Dokumentarfilm

Summary

An old tree with a magnificent crown floats across the sea. What sounds like a surrealist painting is one of the most captivating images in Salomé Jashi's "Taming the Garden". Captivating and ambivalent in equal measure, because transporting the tree forms part of a ludicrous project. An extremely wealthy and politically powerful man collects old trees, which he has dug out and brought to his garden. There is controversial discussion among those watching about why he does it and what they should make of it. Simply because he can afford such an eccentric hobby perhaps? As absurd as the transplanting of the trees appears, it is very much a sign of power, unabashed wealth and the conquest of nature.

The viewer can clearly see and hear what it takes to uproot a tree. The trees are grasped with heavy equipment, roads into the mountains have to be built to enable the transport and young trees are felled along the way. The creaking of wood and the sound of metal merge with birdsong. The camera finds great beauty in all of this – in the old trees as well as in the rusty spots on the transport vehicles, and even in the artificially irrigated, eclectic theme park.

Source: 71. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)

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Heinz17herne
Heinz17herne
Angler am Strand des Schwarzen Meeres. Wellenrauschen. Ein so archaisches wie surreales Bild: ein einzelner hoher Baum, eine Buche aus dem küstennahen Ort Kvirike, wird auf einem Floß übers Wasser transportiert. Eine Arche des 21. Jahrhunderts? Ein umweltzerstörender Spleen des reichsten Mannes Georgiens, wie der binnen zweier Jahre gedrehte Dokumentarfilm „Die Zähmung der Bäume“ der georgischen Regisseurin Salomé Jashi offenbart.

Flötenmusik und Gesang begleiten die Kamerafahrt über eine hügelige, bewaldete Landschaft. Die Sonne scheint, der Bodennebel löst sich allmählich auf. Die optische und akustische Idylle wird jäh zerstört durch Holzeinschlag mit Axt, Motorsäge und schwerem Caterpillar-Gerät. Durch den dichten Forst – und durch so manchen Obstgarten - wird eine Schneise zum Strand geschlagen für den Transport eines besonderen Baumes, der bis zu 15 Stockwerke hoch und eintausend Tonnen schwer sein kann. Drei Monate Vorbereitungszeit benötigen die Arbeiter, bis das gewaltige Exemplar samt Wurzelballen von zehn Meter Durchmesser transportiert werden kann.

Einer der Arbeiter erzählt eine scheinbar allegorische Geschichte, die das Dilemma der in der Regel armen Bewohner der georgischen Küste offenbart: Im Mandarinengarten unterhalten sich zwei Frauen. Die Alte will den Schatten spendenden Baum nicht verkaufen, die Junge aber kann mit der Summe alle Kredite tilgen und etwas auf die hohe Kante legen. Der Schein trügt, die Erzählung ist traurige Realität: Bis zu 40.000 Dollar zahlt der 1956 geborene Arbeitersohn und heutige Multimilliardär Bidsina Iwanischwilli, Banker, Unternehmer und Politiker, 2012/13 auch Ministerpräsident Georgiens, für einen von ihm persönlich ausgewählten Baumriesen.

Den er nicht in den Garten seiner gläsernen Residenz hoch über der Hauptstadt Tiflis einpflanzen lässt, sondern in den weitläufigen Park, welchen er in seinem Geburtsort, dem 900-Seelen-Dorf Tschorwila hat anlegen lassen samt Bambushain und großer Vogelvoliere, in der auch Flamingos gründeln. Eine ganze Gärtner-Armada bewegt sich auf elektrischen Golfcarts durch das künstlich bewässerte Anwesen – ein grotesker Gegensatz zur prekären Wohn- und Lebenssituation der Menschen aus dem Herkunftsgebiet der Bäume, welche hier noch lange Zeit durch Drahtseile in der Erde verankert bleiben müssen.

Die Passion des reichen Mannes, der stets von Hund Batschko und bewaffneten Wächtern begleitet wird, bringt Geld in entlegene Dörfer. Was generationsspezifisch unterschiedlich aufgenommen wird: die Alten trauern um Baumriesen, in deren Schatten mehrere Generationen aufgewachsen sind, die Jungen freuen sich nicht nur über Bares, sondern auch über die Verbesserung der Infrastruktur. Für den Transport, der nur auf zwei parallel fahrenden MAN-Trucks möglich ist, müssen Straßen erweitert oder sogar neu gebaut werden. Ein junger Vater bekundet, dass er schon über einen Umzug in die Stadt nachgedacht hat, der durch die private Investition nun nicht mehr nötig ist: „Das Leben in den Bergen ist gefährlich. Wir brauchen wirklich eine gute Straße.“

„Taming the Garden“ kommt ohne Regiekommentar aus, O-Töne, Gespräche der Beteiligten und vor allem die Bilder sprechen für sich: die Bäume sind eine Metapher für die Entwurzelung der Menschen in einer Gesellschaft, die Demokratie erst erkämpfen muss in einer postsowjetischen Republik, in der reiche Oligarchen das Sagen haben und nicht der mittellose Staat.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Director

Director of photography

Titles / Opticals

Editing

Sound design

Music

Production (other)

Line producer

Original distributor

Duration:
91 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 18.11.2021, 210386, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Screening:

Veröffentlichung (US): 31.01.2021, Sundance Film Festival, VoD [Uraufführung];
Voraufführung (DE): 01.03.2021 - 05.03.2021, IFF Berlin - Industry Event - Forum, VoD;
Erstaufführung (DE): 16.06.2021, Berlin, IFF Summer Special - Forum, Open Air Kino HKW;
Kinostart (DE): 02.12.2021

Titles

  • Originaltitel (DE) Die Zähmung der Bäume - Taming the Garden
  • Arbeitstitel Trees Floating
  • Weiterer Titel Motviniereba
  • Weiterer Titel (ENG) Taming the Garden

Versions

Original

Duration:
91 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 18.11.2021, 210386, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Screening:

Veröffentlichung (US): 31.01.2021, Sundance Film Festival, VoD [Uraufführung];
Voraufführung (DE): 01.03.2021 - 05.03.2021, IFF Berlin - Industry Event - Forum, VoD;
Erstaufführung (DE): 16.06.2021, Berlin, IFF Summer Special - Forum, Open Air Kino HKW;
Kinostart (DE): 02.12.2021

Awards

IFF Message to Man 2021
  • Preis für den besten Dokumentarfilm
Golden Apricot International Film Festival 2021
  • FIPRESCI Preis, Regional Panorama
Qara Film Festival 2021
  • Spezial-Jurypreis
Majordocs 2021
  • Spezial-Jurypreis für künstlerische Leistungen
Internationales Dokumentarfilmfestival ELBE DOCK 2021
  • Lobende Erwähnung
Underhill Fest 2021
  • Dandelion Preis, Bester Dokumentarfilm im internationalen Wettbewerb
Visioni dal Mondo 2021
  • Lobende Erwähnung der Internationalen Jury
CineFest Miskolc 2021
  • Preis für den besten Dokumentarfilm, CineDocs Film Wettbewerb
CinéDOC Tbilisi 2021
  • Lobende Erwähnung der Jury
Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern 2021
  • Preis für den besten Dokumentarfilm
FICMEC - Festival Internacional de Cine Medioambiental de Canarias 2021
  • Preis für den besten abendfüllenden Dokumentarfilm
Docudays UA - International Human Rights Documentary Film Festival 2021
  • Hauptpreis
FICUNAM – Festival Internacional de Cine UNAM 2021
  • Preis für den besten abendfüllenden Film
Cinéma du Réel 2021
  • Lobende Erwähnung