Die Schraube

DDR 1983 Kurz-Animationsfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Ein Mann, offenbar guter Dinge, zündet sich eine Zigarette an und marschiert durch blühende Landschaften. Plötzlich steht ihm etwas im Weg, was wie ein großer Fuß aussieht. Er betritt das ockerfarbene Gebilde über die Zehenspitzen und setzt seinen Weg durch Höhen und Tiefen, die mit etwas Phantasie der Silhouette eines auf dem Bauch liegenden menschlichen Körpers entspricht, fort. Plötzlich fällt er in ein Loch, kann aus diesem aber wieder herauskrabbeln.

Frohgemut pfeifend geht er erhobenen Hauptes weiter und blickt selbstzufrieden kleinen Wölkchen nach, bis er plötzlich einer überdimensionalen blauen Schraube, die etwa zur Hälfte im Boden steckt, gegenübersteht. Der Mann fühlt sich herausgefordert, umkreist das Objekt, boxt es nicht ohne schmerzhafte Folgen, um dann zunächst mit den Händen und dann mit Hilfe des Rückens das sonderbare Ding zu drehen.

Mit Erfolg: die Schraube dreht sich bald immer schneller, aus dem bäuchlings liegenden wird ein aufrechter, bald erkennbar weiblicher Körper, der beim Pirouetten drehen ungeahnte Fliehkräfte entwickelt, welche den Mann auf den Boden der Tatsachen rutschen lassen. Der auch angesichts des enormen Größenunterschieds sogleich die Flucht ergreift…

Sieglinde Hamacher, am 11. Juli 1936 in Dresden geboren und im Alter von 84 Jahren am 18. Dezember 2020 in der Nähe von Stuttgart gestorben, gehört zu den international bekanntesten und mehrfach ausgezeichneten Filmemacherinnen der DDR. Sie wollte zunächst Bühnenbildnerin werden und volontierte u.a. am Staatstheater ihrer Heimatstadt, nahm parallel dazu Zeichen- und Malunterricht bei Jürgen Böttcher (d.i. Strawalde) – zusammen mit dem später in den Westen übergesiedelten A. R. Penck.

Bereits 1956 kam sie ans neugegründete Defa-Studio für Trickfilme – als Phasenzeichnerin, was die Tochter einer theaterinteressierten Familie und spätere Gattin des Kirchenmalers Willi Hamacher nicht befriedigte. Weshalb sie zusätzlich ein theaterwissenschaftliches Fernstudium in Leipzig aufnahm und mit Diplom abschloss. Im Gorbitzer Studio war sie bis zur Abwicklung im Zuge der deutschen Wiedervereinigung 35 Jahre lang tätig und drehte rund 50 Filme, vielfach zusammen mit der Autorin und Dramaturgin Hedda Gehm, so auch den am 16. März 1984 uraufgeführten dreiminütigen Kurz-Animationsfilm „Die Schraube“.

Hedda Gehm und Sieglinde Hamacher teilten den Sinn für lakonischen Humor und drastische Überhöhung, was für manche Probleme mit der Zensur sorgte. Auch „Die Schraube“ (PL Ingrid Tzschoppe) gehört zu den allegorischen Filmen, in denen beide auf erfrischend freche Weise gesellschaftliche Verhältnisse in der DDR aufs Korn genommen haben.

Pitt Herrmann

Credits

Director of photography

Editing

All Credits

Duration:
85 m, 3 min
Format:
35mm
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

Zensur (DD): 1983, 330/83, Jugendfrei

Screening:

Uraufführung (DD): 16.03.1984

Titles

  • Originaltitel (DD) Die Schraube

Versions

Original

Duration:
85 m, 3 min
Format:
35mm
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

Zensur (DD): 1983, 330/83, Jugendfrei

Screening:

Uraufführung (DD): 16.03.1984

Digitalisierte Fassung

Duration:
3 min
Format:
DCP 2k, 1:1,37
Video/Audio:
Farbe, Mono