Die Entdeckung

DDR 1979/1980 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Schöne Urlaubstage noch in unseren Harzer Bergen“: So verabschiedet Ludwig Teska eine Besuchergruppe der Volkssolidarität, die er gerade durch die Burg Wittenstein geführt hat. Der gelernte Maurer war kurz nach Kriegsende sogar kurzzeitig Burgherr, fiel aber durch einen Lehrgang in Stralsund und ist seit über dreißig Jahren so etwas wie das Faktotum des Gemäuers mit den Aufgaben eines Hausmeisters und Burgführers.

Dass er die „Hammelherde“ auch an den Arbeitsplatz des Restaurators Helmut Wolf geführt hat, ist diesem sauer aufgestoßen: „Ich bin doch kein dressierter Affe, den man dem Publikum zeigt.“ Die Gästezimmer der Burg sind gerade von einer illustren Gesellschaft belegt zur internen Vorpremiere eines historischen Spielfilms über den „Landesspiegel“, einer mittelalterlichen Gesetzesschrift aus dem 13. Jahrhundert. Ein Exemplar soll sich noch innerhalb des Burggeländes befinden, bisher wurde aber vergeblich nach dem Millionenobjekt gesucht.

Museumsdirektor Hans Reichelt und seine Gattin Gisela beherbergen und bewirten den Filmregisseur Uwe Sandau, den Darsteller des Protagonisten Busso von Heimburg sowie den das Filmprojekt begleitenden Historiker Dr. Jochen Polenz und seine Assistentin Cornelia Pagel. Als Teska den Diebstahl zweier wertvoller Büchsen aus dem Waffenmuseum bemerkt, macht sich auch Leutnant Vera Arndt auf den beschwerlichen, weil steilen Weg.

Zwar hat sich der Diebstahl als Fehlalarm herausgestellt, die Söhne des Direktors und des Regisseurs hatten sich heimlich den Vitrinenschlüssel besorgt, aber da Vera Arndt nun schon ‘mal da ist, findet sich auch für sie noch ein Zimmer, zumal ihr Dienst-Wartburg schlapp gemacht hat. Aus dem, so Arndt, „kürzesten Fall meiner Laufbahn“ wird ein zweitägiger Urlaub und dann doch noch eine längere Dienstreise: Hans Reichelt führt seine Gäste in einen verschlossenen romanischen Gang, der zu einem zugemauerten Kamin führt, welcher seit der Renaissance nicht mehr benötigt wurde.

Der Mörtel an besagter Mauer kann höchstens 20 Jahre alt sein, weshalb der erst seit zwei Jahren amtierende Direktor Reichelt die Wand aufschlagen lässt. Statt der erhofften Landesspiegel-Kopie wird ein mumifizierter Körper entdeckt. Der aufgrund der Zahnstellung und eines gequetschten Zeigefingers sowohl von der herbeigerufenen Ärztin Dr. Gudrun Hammer als auch von Ludwig Teska als Leiche des ehemaligen Leiters der Burg, Siegfried Ebert, identifiziert wird. Dieser hat angeblich im August 1961 unmittelbar vor dem Mauerbau ‘rübergemacht, worauf ein allerdings maschinengeschriebener Brief an seine damalige Freundin Gudrun Hammer hinweist.

Vera Arndt, die aufgrund technischer Probleme Mühe hat, das nächste, acht Kilometer entfernte Volkspolizei-Revier zu erreichen, um die nur MUK genannte Mord-Untersuchungs-Kommission anzufordern, steckt im Dauerverhör mit gleich fünf Verdächtigen, die alle bereits 1961 vor Ort waren: der Historiker, der Regisseur, der Restaurator, der Hausmeister und die Ärztin. Letztere bricht förmlich zusammen nach der Erkenntnis, „19 Jahre falsch gelebt“ zu haben nach der großen Enttäuschung ob der vermeintlichen Republikflucht des Geliebten. Der von allen anderen als dünkelhafter Akademiker und mieser Charakter geschildert wird.

Als die dann doch endlich alarmierte Volkspolizei mit einem Großaufgebot anrückt, um jeden Stein des Burggemäuers umzudrehen, entschließt sich Ludwig Teska, den einst von ihm gefundenen Koffer Eberts aus dem Versteck zu holen. Dabei wird er von einer unbekannten Person niedergeschlagen. Und dann geht alles ganz schnell…

Die „Polizeiruf 110“-Folge beginnt wie ein historisches Ritterspektakel samt Film-im-Film-Szenen, wobei die mittelalterliche Handschrift des Busso von Heimburg eine Anspielung auf den Sachsenspiegel des Eike von Repgow ist. Bald wird ein kritischer Blick auf die Mangelwirtschaft des real existierenden Sozialismus geworfen: der K-Techniker muss seinen auf offener Strecke streikenden Wartburg in eine Werkstatt abschleppen lassen, sodass Leutnant Arndt den Weg zur Burg mit der idyllischen Harzer Schmalspurbahn und danach schweißtreibend zu Fuß fortsetzen muss. Da ist ein Gläschen „Harzgeist“ schon das Mindeste an Versöhnungsgeste des Burgdirektors, der wenig später die nicht eingeschaltete Alarmanlage eingestehen muss. Vom running gag der toten Telefonleitung anno 1980 ganz abgesehen.

Claus-Ulrich Wiesner (Szenarium) und Manfred Mosblech (Buch und Regie) haben mit „Die Entdeckung“ ein Tabu gebrochen, indem sie die Zementierung der deutschen Teilung durch den „Antifaschistischen Schutzwall“ thematisiert haben. Gleich mehrfach fällt das Datum des Mauerfalls, der 11. August 1961 spielt bei der Aufklärung des Mordes eine zentrale Rolle. Dass die Zensur ihr Plazet gab, ist nur mit der generellen großen Freiheit des unterhaltenden Krimigenres zu erklären.

Pitt Herrmann

Credits

Director

Director of photography

Cast

All Credits

Director

Assistant director

Script editor

Director of photography

Assistant camera

Lighting design

Prop master

Cast

Unit production manager

Shoot

    • 01.11.1979 - 19.01.1980: Burg Falkenstein und Umgebung (Harz), Gernrode, Magdeburg
Duration:
75 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
Orwocolor, Mono
Screening:

Uraufführung (DD): 05.10.1980, DDR-TV

Titles

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Die Entdeckung

Versions

Original

Duration:
75 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
Orwocolor, Mono
Screening:

Uraufführung (DD): 05.10.1980, DDR-TV