Die Beteiligten

DDR 1988/1989 Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Frühjahr 1964. Aus der Elbe wird die Leiche einer jungen Frau gefischt, die dem ermittelnden Kriminalisten Erwin Müller so wohlbekannt ist wie allen anderen Beteiligten: Christa Gellert, Angestellte beim Rat der nahegelegenen Kleinstadt. Und Mitarbeiterin des Baustadtrates Willi Stegmeier, der zusammen mit Christa und seiner Büroleiterin Anna Sell von einer Dienstfahrt zurückgekehrt ist.

Tod durch Ertrinken, Stegmeiers Rettungsversuch kam zu spät: Christa konnte nicht schwimmen, muss wohl ausgerutscht sein beim Versuch, Weidenkätzchen-Sträucher zu brechen für ihre auf den Rollstuhl angewiesene Mutter Ida (Petra Hinze) daheim. Die zudem einen verbitterten Gatten ertragen muss, der es bis heute nicht überwunden hat, dass er seine Selbständigkeit als Handwerker aufgeben musste: Seine Werkstatt wurde zwangsweise geschlossen, weil er heimlich Verstärkeranlagen in die Fernsehantennen eingebaut hat – zum besseren Empfang des Westfernsehens. Da auch die weiteren Untersuchungen keine Auffälligkeiten ergeben, besteht für Müller und den jungen Staatsanwalt Helmut Matthes kein Anlass, weiter zu ermitteln. Die Leiche wird zur Beerdigung freigegeben.

Unfall, Selbstmord oder gar Mord? Für Müllers jungen Assistenten, Hauptmann Hans Gregor, ist der Fall noch nicht erledigt. Der aus der Hauptstadt Berlin („Da braucht man keinen Antennen-Verstärker fürs Westfernsehen“) in die Provinz strafversetzte Polizist, der bei der heftig um ihn werbenden Hilde Redlin (Ute Lubosch) zur Untermiete wohnt, hat von seiner Zimmernachbarin Helga Jordan erfahren, dass die Beziehung ihrer Kollegin Christa mit ihrer beider Chef Stegmeier nicht ohne Folgen geblieben ist: Die Tote soll schwanger gewesen sein und auf einen Tipp aus dem Ort einen Berliner Gynäkologen aufgesucht haben. Gregor stattet Dr. Martin Bröger (Stefan Lisewski) auf eigene Faust einen Besuch ab.

„Wir lassen nicht zu, dass der Gegner unsere Köpfe vernebelt“: Was Genosse Müller zunächst auf das Westfernsehen bezieht, weitet der Kriminalist mit dem klaren Klassenstandpunkt flugs auf den Verdacht des jungen Kollegen aus. Ermittlungen gegen den so ehrgeizigen wie offenbar allgewaltigen Baustadtrat? Ein Ding der Unmöglichkeit, auch aus Sicht des Bürgermeisters Rudi Zoch (Harry Pietzsch), der schließlich befürchten muss, selbst nass zu werden, wenn sein alter Kampfgenosse Stegmeier im Regen steht.

Doch die unerschrockene Helga Jordan, die von der Humboldt-Universität relegiert wurde, weil sie sich, vor dem 13. August 1961 versteht sich, am Kudamm einen Film mit Humphrey Bogart angesehen und dazu noch echte Levis-Jeans, Geschenk ihrer West-Berliner Tante, getragen hat, bleibt bei ihrer Aussage. Und Staatsanwalt Matthes bleibt keine Wahl, als die Exhumierung anzuordnen. Ergebnis: Christa Gellert war im zweiten Monat schwanger.

„Auch wer auf einer Tribüne steht, steht unterm Gesetz“: Hans Gregor muss den Fall zwar offiziell an seinen Vorgesetzten Müller abgeben, er gilt als befangen nach einer heftigen Liebesnacht mit der Zeugin Helga Jordan, mischt aber hinter den Kulissen kräftig mit. Und nun brechen alle Dämme: Der Gynäkologe offenbart, dass er die von Christa gewollte Abtreibung abgelehnt hat. Das Ehepaar Eva und Ewald Sorge gibt zu, für kleine Gefälligkeiten bei der Baugenehmigung und der Beschaffung von Baustoffen den Berliner Arzt vermittelt zu haben. Schließlich kommt heraus, dass auch Anna Sell, frustrierte Gattin des Kriegsversehrten Richard, ein Verhältnis mit ihrem Chef unterhält – und aus Liebe zu jeder Falschaussage bereit gewesen ist...

Der Defa-Kriminalfilm greift einen authentischen Fall aus der Jahreswende 1964/65 auf. Die bereits begonnenen Probeaufnahmen nach dem Drehbuch von Gerhard Bengsch wurden Ende 1965 unmittelbar nach dem 11. Plenum der SED gestoppt. Und erst 1988 wieder aufgenommen: In der Vorwende-Zeit war die Dominanz des Westfernsehens längst keine Frage von Antennenverstärkern mehr. Selten ist die Klassenjustiz des real existierenden Sozialismus so bloßgestellt worden wie in diesem eher hausbacken, im „Polizeiruf 110“-Stil verfilmten Genrestreifen, der am 16. Juni 1989 in den Kinos anlief und am 2. Dezember 1991 von der DFF-Länderkette erstausgestrahlt wurde – kurz vor der Zerschlagung des Deutschen Fernsehfunks.

„Die Beteiligten“ beschwört eine neue Generation von polizeilichen Ermittlern und Juristen herauf, die es mit der Selbstbedienungs-Mentalität einer abgehobenen Funktionärskaste aufnimmt. Dass es auch im wiedervereinten, kapitalistischen Deutschland nicht an (Kleinstadt-) Honoratioren mangelt, die sich eine Einmischung in ihre inneren Partei-, Lions Club- und Sportvereins-Angelegenheiten verbitten seitens einer wie auch immer gearteten Öffentlichkeit einschließlich hoheitlich-staatlicher Organe wie Polizei und Justiz, ist Legion. Muss hier aber ausdrücklich erwähnt werden angesichts latent vorhandener Ossi-Larmoyanz.

Pitt Herrmann

Credits

Director

Screenplay

Director of photography

Music

Cast

All Credits

Director

Screenplay

Director of photography

Production design

Costume design

Music

Cast

Unit production manager

Original distributor

Duration:
2820 m, 103 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
Orwocolor
Screening:

Uraufführung (DD): 15.06.1989, Berlin, International

Titles

  • Originaltitel (DD) Die Beteiligten

Versions

Original

Duration:
2820 m, 103 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
Orwocolor
Screening:

Uraufführung (DD): 15.06.1989, Berlin, International