Martin Dreyer (Ulrich Tukur) ist Designer in einer Düsseldorfer Werbeagentur und, als vielbeschäftigter Aufsteiger, natürlich Single. Oder doch nicht ganz: Martin lebt mit seinem an den Rollstuhl gefesselten Bruder Rainer (Ulrich Matthes) zusammen, um den er sich nach dem viel zu frühen Tod der Eltern liebevoll kümmert. Doch das erfährt der Zuschauer erst nach einer horriblen Eingangssequenz, die Kameramann Wolfram Beyer freilich so unspektakulär wie möglich auf Zelluloid gebannt hat: Martin, der nette junge Mann von nebenan, adrett, nicht unsexy, entpuppt sich auf der Nordseeinsel Amrum als Lustmörder, dem ein kleines Mädchen zum Opfer fällt.
Als ein zweiter Mord in einer Düsseldorfer Autohochgarage hinzukommt, wittert die Polizeibeamtin (Erika Skrotzki) eine heiße Spur, allerdings ohne zu wissen, weshalb damit der Fall noch nicht zu den Akten gelegt werden kann. Martins Psyche verändert sich, schon der Anblick von Kinderbildern, ein Agentur-Auftrag des Jugendamtes, ist für ihn unerträglich. Aber seine unmittelbare Umwelt bemerkt absolut nichts.
Auf der Party einer Agenturkollegin lernt Martin die Kindfrau Sonja (Bibiane Beglau) kennen. Wie ein Rettungsanker soll sie ihn von seinem Trieb erlösen, Hals über Kopf wird geheiratet. Aber Sonja ist alleinerziehende Mutter der kleinen Stella (La Kahina Bahloul) – und nun setzt sich der Teufelskreis erneut in Bewegung. Sonja, die als Krankenschwester arbeitet, verdrängt die sexuellen Probleme mit Martin, indem sie diese auf seine lange Abstinenz als Junggeselle schiebt.
Auch Rainer schöpft viel zu spät Verdacht: Erst als in den Fernsehnachrichten der Kinderschmuck zu sehen ist, der den missbrauchten und getöteten Mädchen, ein drittes ist inzwischen hinzugekommen, ohne dass die Kamera die Tat eingefangen hat, offenbar vom Täter abgenommen worden ist, erinnert er sich an ein Kästchen in Martins Schreibtisch. Doch seine Entdeckung scheint fünf Minuten nach zwölf erfolgt zu sein: Martin ist allein mit Stella in den Ferien nach Amrum gefahren, Sonja will erst später nachkommen. Die vom Bruder alarmierte Mutter startet zusammen mit der Polizei einen Wettlauf mit der Zeit – mit tödlichem, nach mehreren spannenden Wendungen überraschendem Finale…
Abgesehen von der etwas schwachbrüstigen psychologischen Grundierung der Story von Sabine Thiesler - Vater früh gestorben, Muttersöhnchen, also potentieller Triebtäter - ist Matti Geschonneck ein dramatischer Psychothriller gelungen, der bis auf den finalen Showdown nachts in den Dünen der Insel ohne die spektakulären Effekte des Genres auskommt. Und dabei steigt die Spannung geradezu ins körperlich Schmerzhafte!
Ulrich Tukur spielt den Triebtäter als unauffälligen Normalbürger, ausgestattet mit Charme und einem gewinnenden Lächeln, hinter dessen Fassade die Hölle lodert. Der Hamburger Schauspieler verleiht der Figur des Martin Dreyer eine erschreckend authentische dämonische Dimension: abstoßender Täter und bemitleidenswertes Opfer zugleich. Für seine Rolle als Kindermörder wurde er 1996 mit der „Goldenen Kamera“ der Fernsehzeitschrift „Hörzu“ ausgezeichnet. Überzeugend auch Bibiane Beglau, seinerzeit noch Mitglied im Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses, in ihren extremen Gefühlswechselbädern.
„Der Mörder und sein Kind“ ist von Thomas Dierks und der Multimedia Gesellschaft für Audiovisuelle Information mbH Hamburg für den Westdeutschen Rundfunk Köln produziert und am 24. September 1995 erstmals in der ARD ausgestrahlt worden.
Comments
You have seen this movie? We are looking forward to your comment!
Login or register now to write a comment.
Als ein zweiter Mord in einer Düsseldorfer Autohochgarage hinzukommt, wittert die Polizeibeamtin (Erika Skrotzki) eine heiße Spur, allerdings ohne zu wissen, weshalb damit der Fall noch nicht zu den Akten gelegt werden kann. Martins Psyche verändert sich, schon der Anblick von Kinderbildern, ein Agentur-Auftrag des Jugendamtes, ist für ihn unerträglich. Aber seine unmittelbare Umwelt bemerkt absolut nichts.
Auf der Party einer Agenturkollegin lernt Martin die Kindfrau Sonja (Bibiane Beglau) kennen. Wie ein Rettungsanker soll sie ihn von seinem Trieb erlösen, Hals über Kopf wird geheiratet. Aber Sonja ist alleinerziehende Mutter der kleinen Stella (La Kahina Bahloul) – und nun setzt sich der Teufelskreis erneut in Bewegung. Sonja, die als Krankenschwester arbeitet, verdrängt die sexuellen Probleme mit Martin, indem sie diese auf seine lange Abstinenz als Junggeselle schiebt.
Auch Rainer schöpft viel zu spät Verdacht: Erst als in den Fernsehnachrichten der Kinderschmuck zu sehen ist, der den missbrauchten und getöteten Mädchen, ein drittes ist inzwischen hinzugekommen, ohne dass die Kamera die Tat eingefangen hat, offenbar vom Täter abgenommen worden ist, erinnert er sich an ein Kästchen in Martins Schreibtisch. Doch seine Entdeckung scheint fünf Minuten nach zwölf erfolgt zu sein: Martin ist allein mit Stella in den Ferien nach Amrum gefahren, Sonja will erst später nachkommen. Die vom Bruder alarmierte Mutter startet zusammen mit der Polizei einen Wettlauf mit der Zeit – mit tödlichem, nach mehreren spannenden Wendungen überraschendem Finale…
Abgesehen von der etwas schwachbrüstigen psychologischen Grundierung der Story von Sabine Thiesler - Vater früh gestorben, Muttersöhnchen, also potentieller Triebtäter - ist Matti Geschonneck ein dramatischer Psychothriller gelungen, der bis auf den finalen Showdown nachts in den Dünen der Insel ohne die spektakulären Effekte des Genres auskommt. Und dabei steigt die Spannung geradezu ins körperlich Schmerzhafte!
Ulrich Tukur spielt den Triebtäter als unauffälligen Normalbürger, ausgestattet mit Charme und einem gewinnenden Lächeln, hinter dessen Fassade die Hölle lodert. Der Hamburger Schauspieler verleiht der Figur des Martin Dreyer eine erschreckend authentische dämonische Dimension: abstoßender Täter und bemitleidenswertes Opfer zugleich. Für seine Rolle als Kindermörder wurde er 1996 mit der „Goldenen Kamera“ der Fernsehzeitschrift „Hörzu“ ausgezeichnet. Überzeugend auch Bibiane Beglau, seinerzeit noch Mitglied im Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses, in ihren extremen Gefühlswechselbädern.
„Der Mörder und sein Kind“ ist von Thomas Dierks und der Multimedia Gesellschaft für Audiovisuelle Information mbH Hamburg für den Westdeutschen Rundfunk Köln produziert und am 24. September 1995 erstmals in der ARD ausgestrahlt worden.
Pitt Herrmann