Credits
Director
Screenplay
Director of photography
Editing
Cast
- Joseph Marti
- Frau Tobler
- Karl Tobler
- Wirsich
- Klara
- Pauline
Production company
Producer
All Credits
Director
Screenplay
based on
Director of photography
Assistant camera
Lighting design
Production design
Prop master
Make-up artist
Costume design
Editing
Sound
Sound assistant
Cast
- Joseph Marti
- Frau Tobler
- Karl Tobler
- Wirsich
- Klara
- Pauline
Production company
Producer
Unit production manager
Duration:
122 min
Video/Audio:
Farbe, mono
Screening:
Uraufführung (DE): 31.01.1976, Berlin/West, IFF;
Uraufführung (DE): 27.06.1976
Titles
- Originaltitel (CH) Der Gehülfe
Versions
Original
Duration:
122 min
Video/Audio:
Farbe, mono
Screening:
Uraufführung (DE): 31.01.1976, Berlin/West, IFF;
Uraufführung (DE): 27.06.1976
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In Robert Walsers Roman „Der Gehülfe“ von 1907 und der sehr an der Vorlage orientierten Verfilmung von Thomas Koerfer wird man hineingezogen in den langsamen Zerfall des Hauses Tobler. In die prächtigen Feste, die trotz allem gefeiert werden. Und man leidet mit bei den brutalen Abreaktionsspielchen, die sich Tobler mit seinem psychisch ihm über den Kopf wachsenden Untergebenen leistet. Und bei jenem Anflug einer erotischen Beziehung, die Joseph dazu benutzt, um der angeblichen Rabenmutter (Annemarie Dermon) Vorhaltungen zu machen. Je unaufhaltsamer aber Toblers Bankrott wird, weil die Zeit schneller voranschreitet als seine technischen Entwicklungen, umso mehr wird aus dem kaufmännischen Angestellten Marti ein Diener des Hauses, der von seinem zahlungsunfähigen, hochstaplerischen Prinzipal statt Lohn nur ein sonntägliches Taschengeld erhält. Was seine Freundin, die Fotografin Klara (Hannelore Hoger), die er zweimal in der Stadt besucht, nicht nachvollziehen kann.
Ein halbes Jahr nach Dienstantritt verlässt Marti, von Toblers stets still leidender Gattin mit sorgsam unterdrückten Empfindungen verabschiedet, am Neujahrsmorgen die ruinierte „Villa zum Abendstern“. Damit sieht sich der nach Zugehörigkeit und familiärer Bindung sehnende Gehülfe erneut auf eine unsichere Existenz zurückgeworfen, die von Ungewissheit und Ortslosigkeit geprägt ist. Aber er geht selbst und er geht in dem nicht unbefriedigenden Bewusstsein, dass Carl Tobler künftig in weitaus ärmlicheren Verhältnissen in einem billigen Stadtviertel wird leben müssen mit Frau und beiden Kindern (Tobi Mettler als Sohn Walter) – und wohl ohne Dienstmagd Pauline (Nikola Weisse)...
Robert Walser hat 1903 eine Stelle bei dem Ingenieur Dubler in Wädenswil angenommen, um ein halbes Jahr lang Material für seinen Roman zu sammeln. „Der Gehülfe“ ist nach „Der Tod des Flohzirkusdirektors oder: Ottocaro Weiss reformiert seine Firma“ erst der zweite Film Thomas Koerfers, der die Titelfigur als Alter Ego des Autors Robert Walser offenbart, Um diese Wirkung zu verstärken, hat er die im Untertitel „Ein Auszug aus dem schweizerischen täglichen Leben in sechzig farbigen Bildern“ genannte Romanadaption um Details aus „Geschwister Tanner“ und kleineren Erzählungen seines eidgenössischen Landsmannes ergänzt.
Dabei hatte ich keineswegs den Eindrück führender Kritiker, Paul Burian verkörpere einen unsicheren, demütigen Gehülfen Joseph Marti analog zur Kritik seiner sozialistischen Freundin, die bei Hannelore Hoger ganz unwalserische Kracauer-Sätze spricht. Im Gegenteil: bei Koerfer ist sich Joseph Marti schon bald nach Dienstantritt seiner Lage und der seines Chefs Tobler bewusst. Seine Annäherungsversuche an Frau Tobler und seine durchaus im pädagogischen Sinne gemeinten Bemühungen um ihre vernachlässigte Tochter Silvie (Nicole Heri) zeugen nicht von einem unterwürfigen Verhalten, sondern von einem selbständigen, gefestigten Charakter. Durch fast ausschließliche Verwendung von Halbtotale und Totale erreicht Koerfers Kameramann Renato Berta eine Distanz zur nostalgisch wirkenden Langsamkeit bis hin zum vermeintlichen Stillstand in langen Einstellungen von Zigarrenqualm im Kontor oder Kaffeetrinken auf der Terrasse.
Pitt Herrmann