Summary
The Bookshop
At the end of the 1950s, a young widow named Florence Green decides to put her grief behind her and make a long-cherished dream come true. She buys a weather-beaten house in the sleepy English coastal town of Hardborough and opens a bookshop inside it. But her project encounters both prejudice and resistance. The town’s provincial inhabitants, who haven’t really encountered any of the cultural upheavals that have swept through the country’s far-off urban centres, are catapulted out of their lethargy by cutting-edge controversial contemporary works such as Nabokov's "Lolita" and Ray Bradbury's "Fahrenheit 451". Florence finds a kindred spirit in the shape of the reclusive Mr Brundish, but she also finds a formidable opponent in Mrs. Gamart, a local figure and would-be patron of the arts who jealously guards her sphere of influence. This adaptation of Penelope Fitzgerald's 1978 novel is a celebration of bibliophilia. Director Isabel Coixet has succeeded in creating a distinctive, stylistically coherent drama about the struggle of a woman who courageously takes her life into her own hands and tries to introduce a breath of fresh air into a crusty community.
Source: 68. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)
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Ende der 1950er Jahre, wo der Krieg noch sichtbare Narben hinterlassen hat in den Familien, stehen nicht nur die Fischer dem Bücherlesen skeptisch gegenüber. Auch der Banker Mr. Keble kann sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass hier außerhalb des Einflussbereichs der aristokratischen Orts-Honoratioren General Gamart und seiner Gattin Violet gesellschaftliche oder gar kulturelle Ereignisse möglich sein könnten.
Der snobistische Landadel lässt es sich nicht nehmen, den seltenen Neuzugang auf der alljährlichen Frühlingsparty von Lady Gamart in Augenschein zu nehmen. Einem offenbar bewusst falschen Ratschlag folgend erscheint Florence in einem im übrigen sehr chicen roten Kleid und wird vom eleganten Milo North, der sich auffällig um sie bemüht, aufgeklärt: „Rot tragen Dienstmädchen an ihrem arbeitsfreien Sonntag.“
Florence lässt sich nicht entmutigen durch die Mahnung der Gastgeberin, sie habe mit dem „Old House“ andere Pläne: ein Kulturzentrum unter der Leitung des schmierigen, offenbar heimlich mit ihr verbandelten Literaten Milo North. Violet Gamarts Angebot einer anderen Immobilie für ihren rasch gut frequentierten „The Old House Bookshop“ lehnt sie ab. Mit Beharrlichkeit renoviert Florence das marode Gebäude, füllt mit neuen Büchern aus London die Regale und hat selbst mit progressiven, die Leserschaft polarisierenden Werken wie Nabokovs „Lolita“ oder Ray Bradburys „Fahrenheit 451“ Erfolg bei den Dorfbewohnern.
Und ganz besonders bei dem seit langem zurückgezogen lebenden Mr. Brundish, dessen Gattin seit 45 Jahren in London lebt und der sein Haus schon geraume Zeit nicht mehr verlassen hat. Er wird zu ihrem besten Kunden - und findet nach einer ersten persönlichen Begegnung beim Tee in seinem abgelegenen Anwesen auch Gefallen an der Buchhändlerin. Die in dem noch gänzlich unbedarften Arbeiterkind Christine nicht nur eine tüchtige Hilfe, sondern bald auch eine begeisterte Leserin gefunden hat.
Florence Greens Erfolg lässt die graue Eminenz Violet Gamart nicht ruhen, muss sie doch einen Kontrollverlust in Hardborough befürchten: Sie legt ihr mit allen juristischen Mitteln Steine in den Weg, eröffnet schließlich einen konkurrierenden Buchladen und wirbt Christine ab, indem sie ihre Eltern unter Druck setzt. Selbst Edmund Brundish, der sich persönlich in die Höhle der Löwin begibt, vermag nichts gegen den Hass auszurichten – und stirbt wenig später an den Folgen eines Herzanfalls.
Die Stadt stellt Florence mit der offiziellen Begründung, ihr Haus sei unbewohnbar, buchstäblich den Stuhl vor die Tür. Bei solchen Leuten kann ihres Bleibens nicht länger sein. Christine aber, die sich am Ende nach 110 Minuten als Erzählerin entpuppt, nimmt die bittere Niederlage ihrer verehrten Mentorin persönlich…
Die feinsinnig verfilmte Adaption des 1978 erschienenen Romans „Die Buchhandlung“ der britischen Schriftstellerin Penelope Fitzgerald, erstmals am 6. November 2020 auf Arte auf dem Bildschirm zu sehen, erhielt auf der Frankfurter Buchmesse den Preis als „Beste internationale Literaturverfilmung 2017“. In dem hochkarätig besetzten, zu Herzen gehenden Drama sorgt Jean-Claude Larrieus Kamera mit ungewöhnlichen Frosch- und Vogelperspektiven sowie Ganz-Nah-Einstellungen für eine ganz spezielle, spannende Optik.
Isabel Coixet im Presseheft: „Die Figur von Florence Green hat etwas Heldenhaftes, irgendwie einfach und vertraut. Sie traut sich etwas, einzig aus ihrem Wunsch heraus, einen Buchladen zu eröffnen. Sie schert sich weder um die Unterstützung ihrer Umgebung, noch bemüht sich Florence darum. Sie krempelt einfach ihre Ärmel hoch und macht sich an die Arbeit. Aus diesem Grund wird Florence Green wahrgenommen. Ab hier wird es nun interessant. Diese stille Frau, in einem ruhigen Ort, in einem sehr ruhigen England der Nachkriegszeit, ist ein Aufruf an alle, endlich erwachsen zu werden und Verantwortung dafür zu übernehmen, das Leben für uns alle besser zu machen. Sie steht stellvertretend für jeden Underdog, der auf keine Unterstützer bauen kann und niemanden hat, der Trost spendet und ihm Selbstvertrauen gibt.“
Pitt Herrmann