Summary
Just Don't Think I'll Cry
After the avowed rowdy Peter Naumann writes in a school essay that he doesn't need East Germany, the 17-year-old is expelled as a "reactionary element". At the urging of the daughter of the school’s principal, and with the help of a classmate, he plans to study for the school-leaving exams on his own. But the principal is not going to let that happen. When Peter tries to take revenge on him, and teams up with hooligan chums, he ends up discrediting his own noble aspirations quite painfully…
An old communist who values his own life above the party; nostalgic memories of debauchery in Hamburg’s red-light district; blue jeans and beat music frowned upon by the state; echoes of the Nazi past in Weimar, the home of classicism – the list of defiant content goes on and on. So "Just Don't Think I'll Cry" was the most objectionable of the 12 films that the 11th plenum of the central committee of East Germany's SED party banned in 1965. Despite compulsory re-edits and the director's self-criticism, this stark depiction of generational conflict was not released. The re-constructed version was not shown until 1990.
Source: 74. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)
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Als Peter in einem Aufsatz offen verkündet, dass er „die Republik nicht braucht“, schlägt der Arbeiter- und Bauernstaat zurück: er kann nur Duckmäuser gebrauchen, die brav die vorgegebenen Floskeln wiederkäuen. Weil Peter offen und ehrlich sein will und sich gegen solche auch an der Schule weit verbreitete Heuchelei auflehnt, wird er vom Direktor Röhle von der Schule relegiert. Nur Uschi, ausgerechnet Röhles Tochter, hält zu ihm, während daheim Peters Vater zur Flasche greift und ihm sarkastisch zuprostet: „Gegen die Macher! Leben muss man!“ „Wie denn?“ fragt der Sohn zurück – und erhält keine Antwort. Und weiß selbst keine auf die Frage der mitfühlenden Schulsekretärin: „Und wie willst du leben?“
Zunächst übernimmt er Renovierungsarbeiten in den vier Wänden seiner nun Ex-Mitschülerin Anne, trifft ab und an seine alte Flamme Uschi Röhle und gibt, bei einer Führung durch das Goethe-Haus, solchermaßen Auskunft über seinen Ist-Zustand: „Von Beruf bin ich Halbstarker“. Peter ist ziemlich down, weiß nichts mit sich anzufangen, macht teure Geschenke, welche die Adressatinnen nicht annehmen und verzockt mit Kumpels an der Bar sein Motorrad. Nun platzt Uschi endgültig der Kragen: seine um zwei Jahre ältere „Tausendschön“ braucht einen Mann und keinen kleinen Jungen, der nicht weiß, was er will: „Häng' dich nicht an meinen Rockzipfel!“
Als sich sein Vater zu Tode gesoffen hat, entdeckt Peter in den Unterlagen des Verstorbenen eine Adoptionsurkunde: er ist als Findelkind von den Naumanns aufgenommen worden. Dieser Schock lässt ihn zur Besinnung kommen, er erinnert sich daran, einmal ein Physik-Ass gewesen zu sein und will nun unbedingt sein Abitur bauen. Dafür zieht er aufs Land, um den ganzen Schlamassel der Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich extern auf die Prüfungen vorzubereiten. Anne könnte ihm dabei helfen – und das mehr als nur moralisch unterstützend. Doch ihr Vater, der LPG-Vorsitzende Samthandschuh, ist gegen die Verbindung seiner Tochter zu diesem intelligenten, den Genossen in Schule, Partei und Staat entschieden zu intellektuellen Kopf.
Anne setzt sich für Peter bei der FDJ ein, aber der, von einem verknöcherten Disziplin-Fanatiker mit Parteiabzeichen unter Druck gesetzt, schwächelt - und greift erneut zur Flasche. Währenddessen wollen einige ebenfalls regimekritische frühere Klassenkameraden Peters Rache am Lehrer Röhle vollziehen – mit Gewalt. Ausgerechnet in der Ruine der Sauckelburg, einer berüchtigten Weimarer Kultstätte der Nazis. Was Peter entschieden zu weit geht, weshalb er die dem Schuldirektor zugedachten Prügel selbst einsteckt – und dem nun bekennenden Antifaschisten Röhle die Augen und das Herz öffnet. Sowie den LPG-Vorsitzenden dazu bringt, Peter auf einem Fest der Dorfgemeinschaft zu präsentieren mit positivem Ausgang: er darf, zur Bewährung ausgeschrieben, bleiben...
„Denk bloß nicht, ich heule“ wurde zwar im März 1965 fertiggestellt, aber nach dem 11. Plenum des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands nicht nur verboten, sondern von SED- und FDJ-Funktionären geradezu verteufelt: „Der Film wühlt in der Abfallgrube der Republik.“ Er verzerre die Wirklichkeit und besonders die Rolle der Partei und sein Held sei westlich-nihilistisch und anarchistisch. Dabei ist in der dramatischsten Szene des ganzen Films, der gerade noch verhinderte Gewaltakt gegen den Schuldirektor, schon die Ortswahl symbolisch zu verstehen – als Warnung vor offenbar durchaus realen neofaschistischen Umtrieben junger Leute, die auf der Suche nach Alternativen zum Neuen Sozialistischen Menschen bei den Nationalsozialisten hängen geblieben sind.
„Es ist ein Film gegen uns, gegen unsere Partei, gegen unsere Republik und gegen unsere Jugend“ wetterte Horst Schumann, 1. Sekretär der FDJ und Mitglied des ZK der SED, auf dem besagten 11. Plenum. Bei Testvorführungen von „Denk bloß nicht, ich heule“ dagegen wurde die mehrfach korrigierte Schnittfassung vom jungen Publikum begeistert aufgenommen. Was kein Wunder war: das Defa-Team um Manfred Freitag, Joachim Nestler und Regisseur Frank Vogel hatte unter Schülern, Lehrlingen und jungen Arbeitern recherchiert und vor Drehbeginn viele Wochenenden im Jugendwerkhof Lehnin zugebracht.
Erst mit der Wende 1990 gelang es dem damaligen Kameramann Günter Ost, den Streifen aus dem Defa-Giftschrank zu holen und die schwarz-weiße Originalfassung zu rekonstruieren, die „25 Jahre zu spät“, so die Überschrift der Rezension im Berliner „Tagesspiegel“, im Berliner Kino „International“ Uraufführungs-Premiere feierte.
Pitt Herrmann