Das verhexte Fischerdorf

DDR 1961/1962 Spielfilm

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Heinz17herne
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Achtung, frisch gebohnert! Mauritius „Mauts“ Halbermann (Horst Drinda glänzt auch als augenzwinkernder Ich-Erzähler) ist immer in Eile, da übersieht er glatt das Warnschild und landet auf dem Hosenboden. Der Werbeleiter des volkseigenen Berliner Betriebes GraVo Druck ist ein nervöses Hemd und will immer drei Dinge gleichzeitig machen. Da hat er kein Auge für seine Kollegin Lore „Lorchen“ Fiedler – und ein Ohr schon gar nicht.

Denn die Produktionsleiterin will gleichzeitig mit Direktor Brödel und dessen Gattin auf Urlaub fahren – an die Ostsee ins kleine Fischerdorf Aaldorp, wo das Unternehmen ein Ferienheim besitzt. Und der Chef seinen runden Geburtstag zu feiern gedenkt. Der (Ferien-) Platz an ihrer Seite wäre noch frei, aber am Ende ists doch wieder ihre Mutter, die Lorchen in den hohen Norden begleitet.

Denn Mauts ziehts in den Süden, genauer gesagt nach Erfurt zu einem einwöchigen Kongress. Dabei ist sich auch Kollege Patzig, der mit seiner Frau ebenfalls ins Ferienheim an die See reist, sicher: „Der Mann braucht Urlaub wie kein anderer.“ Stets mit einer Kippe im Mundwinkel steckt Mauts alle anderen nur an mit seiner hektischen Betriebsamkeit.

Aus Erfurt zurück, will er seinen bisher nur handschriftlich skizzierten Muster-Export-Werbeplan von seiner Sekretärin abtippen lassen und sogleich dem Chef präsentieren. Allein der aalt sich mit der halben GraVo-Belegschaft am herrlichen Sandstrand von Aaldorp. Was tun? Da trifft es sich gut, dass gerade der neue Betriebskindergarten übergeben wird. Und der Architekt Theo „Teddy“ Vogel (lustiger Vogel: Lutz Jahoda hat stets ein Lied auf den Lippen) nach dem offiziellen Akt im nagelneuen Trabi in den Ostsee-Urlaub düsen will.

Mauts schließt sich an, packt rasch Kofferschreibmaschine, Büromaterial und dienstliche Vorgänge ein. Vergisst aber seinen Werbeplan. Was er allerdings erst merkt, als er in Aaldorp angekommen ist. Mit Hilfe der jungen, attraktiven Evelyn, die für ihn den Anhalter-Lockvogel spielt, nachdem er sich unterwegs mit Teddy zerstritten hat: Will der sich doch ausgerechnet mit „seiner“ Lore verloben, die er gerade beruflich so dringend benötigt.

Papiere weg, dann auch noch die Schreibmaschine weg: Mauts scheint in ein verhextes Fischerdorf gekommen zu sein. „Kein Ferienscheck, kein Quartier“: Während Teddy in Sichtweite des Heims sein Zelt aufschlägt, lehnt es der Mann von der Badeverwaltung kategorisch ab, Mauts ein Zimmer zu vermitteln. Und zum Arbeiten schon gar nicht, das sei hier schließlich ein Badeort. Eine Auffassung, die auch von der resoluten Direktorengattin geteilt wird, von Mutter Fiedler ganz zu schweigen, die seit acht Jahren auf den lebenslustigen Architekten als Schwiegersohn hofft.

Bis sich alles zum Besten wendet, wobei ein blonder Strandengel, die alleinerziehende Krankenschwester Marianne, eine nicht unbedeutende Rolle spielt, gilt es noch manche Verwechslungen und Verwicklungen zu überstehen...

Die flott inszenierte sympathische Defa-Sommerkomödie lebt von der unbändigen Spielfreude eines tollen Ensembles, unbedingt noch zu nennen Werner Lierck in einer markanten Episodenrolle als Briefträger inmitten von Strandkörben und Sandburgen. Naturgemäß steht Horst Drinda als ehrgeiziger Workaholic Mauritius Halbermann im Mittelpunkt, der mit Scheuklappen nicht nur durch den Betrieb, sondern auch durch das Fischerdorf rennt und erst unfreiwillig eine Nacht unter freiem Himmel im Schilf an der Seite der so jungen wie lebenserfahrenen Marianne verbringen muss, um zu begreifen, was wirklich wichtig ist im Leben.

Siegfried Hartmanns Verfilmung der gleichnamigen Erzählung von Hans Peter ist aber zugleich auch die erste – und erstaunlicherweise auch größte – Rolle Lutz Jahodas bei der Defa. Denn der 1927 als Sohn eines deutschen Beamten im mährischen Brünn geborene Operettenstar, Schlagersänger und Entertainer ist rasch vom Adlershofer DDR-Fernsehen in Beschlag genommen worden, da blieb neben den ganzen ungemein populären Unterhaltungsshows („Mit Lutz und Liebe“) nur noch Zeit für eine Episodenrolle in einem TV-Dreiteiler.

Dabei lag der Beginn seiner Karriere auf den Brettern, erst in Brünn, dann in Wien. Die mit Erich Elstner, dem Vater Frank Elstners verheiratete Prinzipalin Hilde Engel lockte Lutz Jahoda nach Ende des Zweiten Weltkriegs nach Berlin, wo er an zahlreichen Bühnen im übrigen auch der mitteldeutschen Provinz auftrat, so als jüngster Gesangssolist an der Leipziger Operette. Die leichte Muse sollte den „Peter Alexander des Ostens“, der 2001 seine Memoiren „Lutz im Glück und was sonst noch schief lief“ und 2009 seine Romantrilogie „Der Irrtum“ publizierte, bis ins hohe Alter nicht mehr loslassen.

Pitt Herrmann

Credits

Director of photography

Cast

All Credits

Co-author

Script editor

Director of photography

Production design

Costume design

Cast

Unit production manager

Original distributor

Duration:
2088 m, 77 min
Format:
35mm
Video/Audio:
s/w, Ton
Screening:

Uraufführung (DD): 06.07.1962, Berlin, Filmtheater am Friedrichshain

Titles

  • Originaltitel (DD) Das verhexte Fischerdorf

Versions

Original

Duration:
2088 m, 77 min
Format:
35mm
Video/Audio:
s/w, Ton
Screening:

Uraufführung (DD): 06.07.1962, Berlin, Filmtheater am Friedrichshain