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All Pictures (5)Credits
Director
Screenplay
Director of photography
Editing
Music
Cast
- Das tapfere Schneiderlein
- Traute
- Prinzessin Liebreich
- Prinz Eitel
- König Griesgram
- Schatzmeister Gier
- Leibdiener Zimperlich
- Gärtner Sommer
- 1. Riese
- 2. Riese
Production company
All Credits
Director
Assistant director
Screenplay
based on
Script editor
Director of photography
Assistant camera
Still photography
Production design
Set construction
Prop master
Make-up artist
Costume design
Editing
Sound
Music
Cast
- Das tapfere Schneiderlein
- Traute
- Prinzessin Liebreich
- Prinz Eitel
- König Griesgram
- Schatzmeister Gier
- Leibdiener Zimperlich
- Gärtner Sommer
- 1. Riese
- 2. Riese
- Schneidermeisterin
- Schneidermeister
- Musfrau
- Knappe Thilo
- Junge Bäuerin
- Bäuerin
- Bauer
- Einhorn
- Wildschwein
- Junger Bauer
- 1. Ritter
- 2. Ritter
- 3. Ritter
- 4. Ritter
- 5. Ritter
- 6. Ritter
- 7. Ritter
Production company
Unit production manager
Location manager
Original distributor
Duration:
2294 m, 84 min
Format:
35mm
Video/Audio:
Farbe, Ton
Screening:
Uraufführung (DD): 28.09.1956, Berlin, Babylon;
Kinostart (DE): 20.10.2011, WA
Titles
- Originaltitel (DD) Das tapfere Schneiderlein
Versions
Original
Duration:
2294 m, 84 min
Format:
35mm
Video/Audio:
Farbe, Ton
Screening:
Uraufführung (DD): 28.09.1956, Berlin, Babylon;
Kinostart (DE): 20.10.2011, WA
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Nachdem der Meister den Fingerhut mit dem Mus umgestoßen hat, machen sich nun Dutzende von Fliegen über die klebrige Süßigkeit her. Das kleine Schneiderlein erlegt mit einem Maßholz gleich sieben von ihnen auf einen Streich. Worüber es so erfreut ist, dass der Geselle einen Gürtel mit seinem Erfolg bestickt. Weil bei diesem Meisterpaar doch kein Auskommen ist, macht sich das Schneiderlein auf den Weg. Es sollte ein beschwerlicher und gefahrvoller werden: bei Vollmond durch einen düsteren Wald mit Eule, am hellen Tag durch eine Flusslandschaft mit Storch, schließlich durch eine staubtrockene steinige Wüste. In einem Sonnenblumenfeld entdeckt der Geselle einen schnarchenden Riesen (Wolf Kaiser), der sich über seinen Gürtel lustig macht. Doch das Schneiderlein besteht tapfer und mit List alle Mutproben, bis der Bruder des Riesen (Gerhard Frei) zum Essen ruft. Auch als beide Ungeheuer Jagd auf ihn machen, weiß der Kleine seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
So kommt auch er an den Hof von König Griesgram, dessen Gärtner Sommer sich bitter über die Riesen beklagt, die den Garten der Prinzessin zerstört und die Obstbäume zertrampelt haben. Sommers Tochter Traute, die als Magd der überheblichen, herzlosen und eitlen Prinzessin manchen Ungerechtigkeiten ausgesetzt ist, entdeckt das schlafende Schneiderlein im Garten. Dessen Gürtel mit der Aufschrift „Sieben auf einen Streich“ macht gewaltigen Eindruck auf den König und seine siebenköpfige, in martialischen Ritterrüstungen steckende Leibwache. Wenn er Riesen besiegt, verspricht ihm der König seine Tochter als Gattin und sein halbes Reich als Draufgabe.
Das tapfere Schneiderlein lässt sich zwar nicht von der heuchlerischen Höflichkeit der Prinzessin blenden, will aber das Großmaul des Prinzen Eitel, der offiziell um die Hand der Königstochter angehalten hat, stopfen. Mit fintenreicher List gelingt es dem flinken kleinen Kerl nicht nur, die beiden Riesen zu besiegen, welche sich gegenseitig umbringen, sondern auch weitere scheinbar unmögliche Aufgaben wie das Einfangen des Einhorns oder das Einsperren des Wildschweins zu erledigen. Die Prinzessin ist dermaßen entsetzt über ihren wohl nun unvermeidlichen bürgerlichen Gatten in spe, dass sie überhastet die Flucht ergreift an der Seite von Prinz Eitel, begleitet von ihrem Vater und seinem Hofstaat in Person von Leibdiener Zimperlich und Schatzmeister Gier. Das Volk aber, endlich befreit von menschlichen, mythischen und tierischen Räubern und Plünderern, trägt das tapfere Schneiderlein auf seinen Schultern ins Schloss, wo sich der neue König – und seine Königin Traute – selbst die Kronen aufsetzen im Thronsaal: ganz ohne Gold und Edelsteine. Und wenn sie nicht gestorben sind, regieren diese Volks-Vertreter noch heute...
Kurt Bortfeldts Adaption des gleichnamigen Märchens aus der Sammlung der Brüder Grimm bezieht sich bis kurz vor dem Ende ziemlich buchstabengetreu auf die zweite Fassung von 1819, in der sich erstmals der Mustopf, der gestickte Gürtel und die ersten Episoden mit den Riesen (Käse als Stein, Vogel für Stein, Kirschbaum) auf dem Weg zum Königsschloss finden. Gemäß der Defa-Märchenideologie haben alle Adligen tumb, verschwenderisch und verlogen zu sein. Das ist hier naturgemäß nicht anders. Neu an der von Robert Baberske auf Agfacolor-Material gedrehten Fassung in bühnenhafter Studio-Märchenkulisse ist der Schluss: Nicht nur, dass sich das Volk sein Königspaar selbst gewählt hat, die beiden Bürgerlichen setzen sich auch selbst die Kronen auf – ihre alltäglichen Kopfbedeckungen.
Das Drehbuch zur am 28. September 1956 im Ost-Berliner Babylon uraufgeführten und inzwischen mit Bundesmitteln digitalisierten Adaption des gleichnamigen Märchens der Brüder Grimm hat zunächst Peter Podehl geschrieben, der 1953 das Buch zu „Die Geschichte vom kleinen Muck“ verfasst und vier Jahre später „Der Wolf und die sieben jungen Geißlein“ inszeniert hat. Er muss sich wohl zu eng an die Vorlage gehalten haben, jedenfalls übernahm Kurt Bortfeldt, erfand mit Prinz Eitel und der Bauernmagd Traute neue Figuren hinzu und veränderte auch den Schluss: die intriganten Blaublüter treten die Flucht an aus einem Land, das nicht mehr das ihre ist.
Kurt Bortfeldts erste Märchen-Adaption fand schon seinerzeit ein geteiltes Echo. So schrieb das CDU-Organ „Neue Zeit“ (Ost-Berlin) am 9. Oktober 1956 kritisch: „Tapferes Schneiderlein auf Abwegen“. In Westdeutschland, wo der Kinostart nach einer Intervention des immerhin bis 1966 existierenden Interministeriellen Ausschusses für Ost-West-Filmfragen der Bonner Bundesregierung erst am 15. März 1959 anlaufen konnte, war das Urteil noch deutlicher: „Ein marxistisches Schneiderlein“ titelte „Die Zeit“ am 25. Oktober 1956. Als Hauptdarsteller Kurt Schmidtchen im Jahr des Mauerbaus, 1961, in die Bundesrepublik übersiedelte, verschwand der Film im Babelsberger Giftschrank.
Pitt Herrmann