Summary
The film tells the story of the legendary choreographer John Cranko, who came to Stuttgart in 1960 and revolutionized ballet. Despite hostility in London because of his homosexuality, Cranko found creative freedom in Stuttgart. With his unconventional style and successes such as "Romeo and Juliet", he conquered the audience, but his fame concealed a deep loneliness. His rise to the top of the international ballet scene, including the New York Met Opera, was accompanied by personal loss. Director Joachim A. Lang portrays Cranko's eventful life, in which the Stuttgart Ballet plays a central role.
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Als Einstieg wählt der gebürtige Südafrikaner des Jahrgangs 1927 sein 1954 in Oxford uraufgeführtes Werk „The Lady and the Fool“ zu Opernmusik von Giuseppe Verdi – und gerät erst einmal mit der Primaballerina Xenia Palley (Diana Ruiz) aneinander. Nach enormen Schwierigkeiten verpflichtet er die junge brasilianische Tänzerin Marcia Haydée an die Seite des 1. Tänzers Ray Barra und holt weitere neue Tänzer in die vermeintliche Provinz Stuttgart wie Egon Madsen, Richard Cragun und die junge Birgit Keil. Letztere wird er für ein Jahr nach London schicken, damit sie sich vor allem persönlich weiterentwickeln kann.
Nachdem Cranko bereits 1961 von Schäfer als Ballettdirektor verpflichtet wird, bereitet er mit „Romeo und Julia“ seine erste Stuttgarter Uraufführung vor – in den Titelpartien Marcia Haydée und Richard Cragun. Das Handlungsballett nach William Shakespeare wird im Dezember1962 mit stehenden Ovationen gefeiert. „Ich will mit Tanz sagen, was man mit Worten nicht sagen kann“: Cranko verzichtet auf sein Chefbüro, arbeitet lieber im Ballettsaal und in der Kantine, etwa mit dem noch unbekannten jungen Bühnenbildner Jürgen Rose und seinem musikalischen Berater Kurt Heinz Stolze.
Cranko hat mit seinen zahllosen Affären vom grobschlächtigen LKW-Fahrer Kai bis hin zum jungen Tänzer Alexander (Gerrit Klein), den seine Eltern nach Südafrika schicken, kein Glück und zunehmend ein Alkoholproblem, weshalb ihm seine Muse Marcia Haydée mit Dieter Gräfe und Eddie Dutton (Vincent Travnicek) zwei „Aufpasser“ ins Haus schickt. Mit seinem Ballett „Onegin“ wird die Stuttgarter Compagnie 1969 in die Metropolitan Opera New York eingeladen. Allerdings muss für Ray Barra, der sich beim Training so schwer verletzte, dass er nicht mehr tanzen kann und als Ballettmeister nach Berlin geht, ein Ersatz gefunden werden: Heinz Clauss, aus Hamburg abgeworben, wird zum neuen Star und die New York Times schreibt vom „Stuttgarter Ballettwunder“.
Nachdem Cranko eine Inszenierung des Schauspiel-Regisseurs Peter Palitzsch (Marc Fischer) zum Thema Holocaust gesehen hat, lässt ihn das Thema nicht mehr los. Doch „Spuren“ hält dem deutschen Publikum zu unmittelbar den Spiegel eigener Vergangenheit vor, der Ballettchef wird gnadenlos niedergebrüllt. Und erhält postwendend eine Einladung zu einer großen USA-Tournee, die ein einzigartiger Triumphzug wird. Auf dem Rückflug 1973 bricht Cranko unvermittelt im Flugzeug zusammen…
John Cranko war einer der größten Choreographen der Tanzgeschichte, da er auch nach größten Erfolgen immer auf der Suche nach vollendeter Perfektion blieb. Er starb auf dem Höhepunkt seines inzwischen weltweiten Ruhms inmitten seiner „Familie“, die ihm stets am meisten bedeutet hat. Die Besetzung der Titelrolle mit dem britischen Landsmann Sam Riley ist ein genialer Schachzug: Als in Berlin lebender Ehemann der Schauspielerin Alexandra Maria Lara ist Riley ebenso wie der historische John Cranko der deutschen Sprache in erstaunlichem Maße mächtig.
Regisseur Joachim A. Lang („Führer und Verführer“, „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“) ist mit „Cranko“ ein zutiefst menschliches Drama einer fragilen und häufig einsamen Seele auf der Suche nach Anerkennung und Liebe gelungen, das – Achtung: Spoiler! – in den letzten der insgesamt 133 Minuten hochemotional wird: die Cranko-Stars und ihre Darsteller legen gemeinsam Rosen auf das Stuttgarter Grab dieses unbequemen und geradezu besessenen Ausnahmekünstlers.
Pitt Herrmann