Summary
Christmas, 1877: Austrian Empress Elisabeth, known as "Sisi," celebrates her 40th birthday. She is extremely popular with large sections of the population, having succeeded in reconciling her image of a down-to-earth "Bavarian girl" with the grandeur of an empress. She is considered equally a fashion icon, a tremendously strong woman and an ideal of beauty - still, because at 40, Sisi is now officially considered an "old woman," having reached the average life expectancy for women. With a rigid mixture of fasting, exercise and makeup, she tries to continue to live up to her own image - and threatens to break. Eventually, she escapes the confines of courtly life, traveling from Vienna to England and Hungary, visiting former lovers and political allies, both to revive memories of her heady youth and to maintain control over her legacy.
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„Deine Aufgabe ist es lediglich, zu repräsentieren – dafür habe ich dich ausgewählt, dafür bist du da“: Kaiser Franz Joseph hat seiner Gattin eine Rolle zugeschrieben, die Elisabeth immer weniger bereit ist, auszufüllen. Weshalb sie sich Repräsentationspflichten gern durch vorgespielte Ohnmachten entzieht, selbst am Heiligabend, wo ihr 40. Geburtstag mit einem festlichen Dinner begangen wird. Ein probates Mittel, das sie wenig später ihrem hier recht kindsköpfigen Cousin Ludwig II von Bayern empfiehlt, mit dem die Kreutzersche Sisi am Starnberger See mehr als nur flirtet.
Vor dem Hintergrund, dass eine Frau von Vierzig auch im späten 19. Jahrhundert als ausgemustertes, da für weitere Nachkommenschaft nicht mehr infrage kommendes Wesen betrachtet wird, gibt sich Elisabeth nicht nur beim regelmäßigen Training in der Spanischen Hofreitschule als Wildfang, sondern auch gegenüber ihrem attraktiven Reitlehrer Bay Middleton, einem berühmten Jagdreiter. Schon kurz nach Neujahr hält es sie nicht mehr in der Hofburg: Sie reist mit ihrem Sohn Rudolf, der sich nur ungern zur Militärausbildung nach Prag abkommandieren lässt, zu ihrer Schwester Marie aufs Land.
„Es gehört sich einfach nicht“: Rudolf, aber auch bereits seine kleine Schwester Valerie zeigen sich nicht amüsiert über die sich häufenden Verstöße ihrer Mutter gegen die Etikette des kakanischen Hofes. Doch Sisi weiß sich zu helfen: Sie tritt in der Öffentlichkeit nur noch mit Gesichtsschleier auf und lässt sich immer häufiger von einem Double vertreten, im wahren Leben von ihrer Friseurin Franziska „Fanny” Feifalik, hier im Film von ihrer Vertrauten, der Hofdame Marie Festetics, die schon Tage zuvor fasten muss, um wenigstens einigermaßen an Elisabeths Statur heranzukommen.
Sisi reist viel, was ihr neue Perspektiven eröffnet. Auch politische wie die von ihr vorangetriebene Aussöhnung mit Budapest – was ihr kaiserlicher Gatte alles andere als wohlwollend zur Kenntnis nimmt: „Ich habe dich beim Thema Ungarn nach deiner Meinung gefragt, man verachtet mich bis heute dafür“. Im Gegenteil macht er Elisabeth für die wachsenden Spannungen im habsburgischen Vielvölkerstaat verantwortlich. Während die historische Sisi am 10. September 1898 im Alter von 60 Jahren gestorben ist, nachdem ihr der Anarchist Luigi Lucheni bei einem Spaziergang am See in Genf mit einer Feile in die Brust gestochen hatte, nutzt die Kreutzersche Elisabeth einen Urlaub in Ancona für den finalen Sprung in eine andere Freiheit…
„Ich hatte nie Interesse, ein ordentliches, braves Biopic zu machen. Aber natürlich haben die Fakten – dass Elisabeth eben ab einem gewissen Alter ihr Gesicht nicht mehr gezeigt hat – erst diese Geschichte, diesen Plot in mir entstehen lassen. Es ist doch wahnsinnig spannend, dass diese Frau quasi vor aller Augen verschwunden ist“, so die österreichische Regisseurin Marie Kreutzer im Alamode-Presseheft. Der über 113 Minuten bannende, weil die kitschige „Sissi“-Figur der verniedlichenden 1950er-Jahre-Trilogie Ernst Marischkas mit Romy Schneider konterkarierende Film konzentriert sich auf die zweite Lebenshälfte einer widerspenstig-feministischen Kaiserin, die mit ihren modernen Ansichten und ihren vielseitigen Interessen – etwa am neu aufkommenden Medium Film – viel eher ins 20. Jahrhundert wenn nicht gar in unsere Gegenwart gepasst hätte. Marie Kreutzer: „Dieses Leben mit einem übergroßen Bild von sich, dem man immer gerecht werden muss, weil es das einzige ist, über das man Anerkennung und Liebe bekommt – das fand ich extrem interessant und auch eine zeitlose Thematik.“
Vicky Krieps verkörpert eine authentische Frau, die sich mit sehr gegenwärtigen Problemen wie Essstörungen herumschlägt und Sinnkrisen zwischen Selbstverwirklichung und Mutterschaft mit Affären zu begegnen sucht. Am Ende tanzt sie selbstvergessen in absichtsvoll den Untergang der Habsburger Monarchie vorwegnehmenden schäbigen Interieurs mit einem Menjou-Bärtchen.
Pitt Herrmann