Summary
To the Horizon and Beyond
Faraway from the hectic metropolis is a little, abandoned village which was set to make way for the brown coal mine. But open-cast mining no longer makes financial sense. A giant excavated desert is what is left behind. Henning Stahnke is at home in this bizarre landscape. The love of his life Katja has just been sentenced in Berlin to three years in prison. In absolute desperation, Henning kidnaps the responsible woman judge Beate Nelken to secure Katja′s release. He transports the hostage in an old car to his native village where his old crone of a mother is the only one still living there.
Beate learns how to summon up some understanding there for his fate: in fact, her own fate is connected inseparably with that of the separated lovers. Without Henning knowing it, Katja manages to escape with the help of her eccentric cell-mate "Countess" Thilde. She hitchhikes her way to Henning′s village, but the police are close on the heels of the kidnapper and the escaped convict. A race against time begins...
Source: German films Service & Marketing GmbH
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Immer wieder blickt Katja um sich: Wo bleibt Henning Stahnke? Ihr Lebensgefährte war auf dem Weg in den Gerichtssaal, hat die Nacht in seinem klapprigen Mercedes verbracht und sich offenbar verschlafen. Er kommt zu spät, die Verurteilte wird gerade abgeführt. Oder hat er den Termin, als wichtiger Zeuge vielleicht, absichtlich „verpennt“?
„Bis zum Horizont und weiter“, einen Titel des in der ehemaligen DDR vergötterten „Sonderzug nach Pankow“-Barden Udo Lindenberg aufgreifend, der sich auch musikalisch wie ein Roter Faden durch dieses East-Movie zieht, beginnt wie ein Krimi, bei dem die Zuschauer über lange Zeit im Unklaren gelassen werden – wie auch die Protagonisten im Film.
Hinter Katja schließen sich die Zellentüren. Sie kommt zu einer sich vornehm gerierenden, angeblich adligen Mitinsassin, die wegen weitaus härterer Delikte eine längere Haftstrafe absitzen muss. Und erhält als Erstes Unterricht darin, wie frau einen epileptischen Anfall vortäuscht, um in die Charité zu gelangen. Das renommierte Krankenhaus im Ostteil Berlins ist das Tor zur Freiheit – wenn die Flucht gelingt. Karin Gregorek spielt eine „menschelnde“ Vollzugsbeamtin, die sich nicht auf den abgefeimten Deal einlassen will, mit dem sich Katjas Zellengenossin Hafterleichterungen verschaffen möchte: Sie verrät Katjas Fluchtplan...
Katjas wenig engagierter Anwalt legt bei der attraktiven alleinstehenden Richterin ein ganz anderes Interesse an den Tag, blitzt jedoch ab. Denn diese will anderntags einen dreiwöchigen St. Moritz-Urlaub antreten, landet jedoch im Kofferraum von Hennings Mercedes-Oldtimer, dann auf einer wüsten Braunkohlentagebau-Halde im Brandenburgischen und noch später bei Mutter Stahnke in einem kleinen, abbruchreifen Anwesen am Rande der Halden-Kraterlandschaft. Henning hat Frau Nelken gekidnappt, um Katja freizupressen. Eine dilettantische Angelegenheit, Rififi made in GDR. Die Ossis müssen halt noch eine ganze Menge lernen, auch wenn sie ihr Herzblut einbringen...
Die Parallelgeschichte des Kidnappings und der Flucht Katjas aus der Charité erzählt Peter Kahane als road movie durch die abgewrackten neuen Bundesländer: Viel Tristesse und noch mehr Gemüt. „Bis zum Horizont und weiter“ ist eine bissig-witzige, mit Wehmut unterlegte Kriminalkomödie, die kein gutes Ende nimmt. Der Täter und sein Opfer freunden sich zwar nicht gerade an, aber Mutter Stahnke kümmert sich in der Annahme, Sohn Henning habe seine Verlobte mitgebracht, rührend um die Richterin.
Währenddessen läuft die große Polizeimaschinerie an. Beate Nelken wird gesucht und schließlich auch gefunden. Dabei geht Mutter Stahnke drauf. Und das kurzzeitig vereinte Liebespaar, das sich in auswegloser Situation zum Selbstmord entschließt. Henning hätte eh’ nicht mehr lange zu leben gehabt und Katja will ohne ihn nicht sein...
Eine zu Tränen rührende Geschichte, die mit viel Herzblut geschrieben und verfilmt worden ist. Die Ossis sind darin sämtlich Loser, die mit der neuen Zeit nicht zurechtkommen – und nichts dafür können. Henning war einmal Baggerführer im Braunkohlen-Tagebau, jetzt schlägt er sich als Musiker auf Dorffesten und anderen gesellschaftlichen Anlässen durch. So hat er auch Katja kennengelernt, die für ihn „anschafft“, weil’s mit der Kohle hinten und vorne nicht reicht.
Auch sonst zeichnet der Film zahlreiche, auch ärgerliche Klischees nach, wobei das von der unter Platzangst leidenden Richterin noch das geringste Übel ist. Polizisten kommen bei Oliver Bukowski, der sich vor allem als ostdeutscher Dramatiker einen Namen gemacht hat, nur als Volldeppen vor, denen auch ’mal ein Tritt ins Gemächt – durch die forsche Richterin – nicht schadet.
Dafür entschädigen herzergreifende Szenen zwischen Henning und Katja, Mutter Stahnke und der Richterin. Und das Finale, der Showdown am Riesenbaggerloch des Braunkohle-Tagebaus. „Bis zum Horizont und weiter“ bringt die ostdeutschen Befindlichkeiten der Nach-Wende-Zeit auf den Punkt und sollte von möglichst vielen Westdeutschen gesehen werden.
Pitt Herrmann