Summary
Two people who thought their lives were not worth living anymore and who decided to commit suicide meet – and with this chance meeting, they save themselves from the abyss.
Source: German Films Service & Marketing GmbH
Two people who thought their lives were not worth living anymore and who decided to commit suicide meet – and with this chance meeting, they save themselves from the abyss.
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Kleine Sünden rächen sich sofort: Am Amsterdamer Flughafen steht ihm nur ein Mercedes statt des bestellten BMW als Leihwagen zur Verfügung. Was eh' ein Wahnsinn ist, mit einer Taxe wäre Arthur besser – und schneller – bedient gewesen, führt ihn sein Weg doch nur in die Klinik seines Landsmannes und Freundes Dr. Sebastian Hofer und anschließend ins Hotel.
Nur für eine Nacht, denn am anderen Morgen geht’s zurück zu seinem Spezi, der mit seiner Hilfe aus steuerlichen Gründen nun in den Niederlanden tätig ist – als Sterbehelfer, „durch und durch zuverlässig“. Der Tod durch die Einnahme eines Medikamentes, das innerhalb weniger Minuten für Herz- und Atemstillstand sorge, sei „absolut schmerzfrei.“ Was den unheilbar an Lungenkrebs erkrankten Arthur beruhigt in seiner nostalgisch anmutenden, idyllisch an einer Gracht im Herzen der jugendbewegten Stadt liegenden Herberge seine Henkersmahlzeit bestellen lässt: Filet Mignon und Brunello.
Weil er seinen Sohn David, den er schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat, nicht übers Handy erreicht und ihm für einen Abschiedsbrief die Worte fehlen, streift Arthur ziellos durch Amsterdam, um dann früh ins Bett zu gehen. Doch exorbitanter Lärm aus dem Nachbarzimmer lässt ihn nicht zur Ruhe kommen: Als er nachschaut, findet er die attraktive junge Frau, die ihm schon beim Einchecken aufgefallen war, in aufgelöstem Zustand vor: Arthur, der Angst vor dem Tod hat, trifft auf Claire, die sich – trotz fünfjähriger Tochter daheim irgendwo in der friesischen Provinz – vor dem Leben fürchtet.
Zwei Seelenverwandte, die längst mit dem Leben abgeschlossen haben, ziehen gemeinsam durchs Amsterdamer Nachtleben. Naturgemäß unter Einschluss eines Coffeeshops: Claire ist Veganerin und der so entspannende Stoff schließlich rein pflanzlich. „Du bist für mich wie ein Engel, der mich abholt“ zeigt sich Arthur zunehmend fasziniert von der jungen Holländerin, die seine Tochter sein könnte – und sich im Restaurant als seine Schwiegertochter ausgibt, um doch noch einen Tisch zu ergattern. Am folgenden Morgen wachen sie gemeinsam in Arthurs Hotelzimmer auf...
„Arthur und Claire“ beruht auf dem gleichnamigen Theaterstück des 1969 in Bludenz geborenen Kabarettisten und Komödien-Vielschreibers Stefan Vögel („Braunschlag“). Am 21. Juli 2020 ist die (Tragi-) Komödie, die ganz und gar vom großartigen Protagonistenpaar lebt, im ZDF erstausgestrahlt worden. „Ich hab nichts mehr vor“: Josef Haders melancholischer Lebensmüder trifft auf eine junge Frau, die ihr Leben noch vor sich hätte, vor einem Jahr aber einen Autounfall verursacht hat, bei dem ihr Mann und ihr zweites Kind starben. Und die sich nun nicht mehr heim traut.
Das ist weder eine neue noch gar eine umwerfende Geschichte, die der Fernseh-Spezialist Miguel Alexandre erzählt in seinem nach „Gran Paradiso“ (1999) erst zweiten Kinofilm. Dem man 98 kurzweilige und am Ende richtig spannende Minuten lang ganz ohne Träne im Knopfloch oder am Revers folgen kann. Weil Hannah Hoekstra, 2017 auf der Berlinale zum Shooting Star erkoren, so wunderbar leicht, so selbstverständlich unprätentiös spielt – und ihr Rudi-Carell-Deutsch so herrlich kontrastiert zum österreichischen Zungenschlag Josef Haders. Trotz grandioser Sehnsuchtsbilder aus Amsterdam bleibt „Arthur und Claire“ ein Kammerspiel, ein Zwei-Personen-Stück. Das nicht nur, aber auch deshalb gut ausgeht, weil David schließlich doch noch seinen Vater anruft und Arthur bereit ist, Holländisch zu lernen. Die erste Lektion ist gleich ein Zungenbrecher: Schip Beschuit...
Pitt Herrmann