Credits
Director
Director of photography
Editing
Music
All Credits
Director
Commentary
Script editor
Director of photography
Optical effects camera
Editing
Music
Voice
Production company
Original distributor
Duration:
938 m, 34 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:
Uraufführung (DE): 13.07.1979
Titles
- Originaltitel (DD) Am Fluß
- Arbeitstitel (DD) Landschaften III
- Schreibvariante (DD) Landschaften 3
Versions
Original
Duration:
938 m, 34 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:
Uraufführung (DE): 13.07.1979
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Für seinen dritten Landschaftsfilm bei der Defa (PL Bernd Petersen), der am 13. Juli 1979 als Beiprogramm in die Kinos gekommen ist, fuhr Koepp ins Oderbruch, den der Preußenkönig Friedrich II. Mitte des 18. Jahrhunderts entwässern und eindeichen ließ bevor er Kolonisten aus Süddeutschland, Niederösterreich und dem Schweizer Kanton Neuenburg in neu angelegten Straßendörfern ansiedelte. Der gebürtige Stettiner Koepp hat sich umgeschaut bei der LPG Groß Neuendorf (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) und in Kienitz, dem ersten Brückenkopf der Roten Armee auf der Westseite der Oder. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde hier die auf beiden Seiten höchst verlustreiche Schlacht um die Lebuser Höhen ausgetragen, der letzten Verteidigungslinie der Wehrmacht vor Berlin. Das Fährhaus der Mickleis stand mittendrin im Kampfgeschehen, Albert Micklei und sein 16-jähriger Sohn gerieten in sowjetische Gefangenschaft.
„Die Alten erzählen Geschichten, die Jungen ziehen weg“ lässt sich der Schauspieler Rolf Hoppe als Sprecher des Koepp-Textes aus dem Off vernehmen. Ottmar Krause, Traktorist der LPG, beklagt, dass es viele junge Leute nach Frankfurt zieht: „Ist mehr los da, angeblich mehr los in der Stadt, mehr Trubel, das Dorf hier ist klein.“ Seine Freundin arbeitet als Elektronik-Facharbeiterin in Frankfurt und kommt nur am Wochenende. Ottmar Krause: „Ja, hier im Dorf, hat auch gute Seiten. Kennst jeden, verstehst dich mit den meisten einigermaßen gut, na, und die schlechten Seiten ist erst einmal die Wohnung, Wohnverhältnisse, die lassen ganz schön zu wünschen übrig. Der Komfort fehlt hier draußen. Wir wollen weg von hier, aber aus dem Dorf selbst weg will ich nicht, um Gottes Willen.“
Albert Mickler ist 1927 ins Oderbruch gekommen und hat sich in Kienitz zunächst als Dachdecker niedergelassen. Der spätere Fährmann an der immer noch Kriegsschäden offenbarenden Oder, die zum Grenzfluss geworden ist, genießt sein Rentnerdasein als leidenschaftlicher Angler – und blickt mit einer gewissen Wehmut hinüber nach Polen. Viele Landwirte aus dem Oderbruch haben ihre Felder jenseits der Oder an das „Brudervolk“ verloren. Fritz Hans ist einer von ihnen, stammt aus dem neun Kilometer entfernten Bärwalde, das jetzt Mieszkowice heißt. Die Steine seines nach dem Krieg abgetragenen Hauses wurden für den Wiederaufbau Warschaus verwendet.
In Kienitz sorgt die Schuhfabrik Goldpunkt für Arbeitsplätze und lockt besonders junge Frauen an, die sich der harten körperlichen Arbeit auf den Feldern entziehen wollen: „Zehnte Klasse raus, dann sind wir nach Weißenfels gegangen und haben da Schule abgeschlossen, sind dann in die Lehre gegangen, ein halbes Jahr praktisch, und jetzt haben wir ausgelernt seit vier Wochen“ berichtet eine junge Näherin. „Manchmal ist es noch so“, lässt sich Rolf Hoppe vernehmen, „dass die Mädchen aus der Schuhfabrik noch auf dem Feld sind.“
Ottmar Krauses Großmutter Hildegard Baumann versteht sich gut mit jungen Leuten, die sie im Garten ihres Hauses in Ortwig bewirtet: „Früher wurde man erst mit 21 Jahren großjährig, vordem durfte keiner heiraten. Bin ich 21, dann habe ich geheiratet hier drüben in die Wirtschaft rein. Dann kam der Krieg, mein Mann war sieben Jahre weg, die Wirtschaft wurde vernichtet im Krieg. 1947 kam das Hochwasser, war hier alles versoffen. Wir sind nur mit dem Kahn gefahren, war alles weg. Eisenbahnstrecke war weggespült, dann haben wir wieder angefangen von vorne aufzubauen, das war das zweite Mal, und dann haben wir uns hochgerappelt.“
Volker Koepps „Am Fluß“ porträtiert eine durch die Europäische Union heute wieder in die Mitte des Kontinents gerückte Landschaft, indem er die Menschen erzählen lässt. Vieles ist Idylle, aber keine Verklärung: Leben in und mit der Natur, vor allem mit dem Fluss. So sind die impressionistischen Bilder Christian Lehmanns mit einer eher sperrigen Musik Rainer Böhms unterlegt. Das Schlusswort gehört dem Sprecher Rolf Hoppe und dem Gedicht „Absage“ von Johannes Bobrowski aus dem Zyklus „Wetterzeichen“: „Der Dichter sagt zu uns: Feuer, / aus Blut die Lockung / der schöne Mensch - und wie schlaft das Vergangene, / Träume auf Flößen hinab / Segellos in der Strömung. / Ich bin ein Mann / mit seinem Weib ein Leib, / der seine Kinder aufzieht / für eine Zeit ohne Angst“.
Pitt Herrmann