30 Jahre an der Peitsche

Deutschland 2023/2024 Spielfilm

Summary

The film describes the life of a dominatrix who lives in the same apartment building as the director Rosa von Praunheim, and with whom he has become friends.

Source: 58. Internationale Hofer Filmtage 2024

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Hans Bader
ein Zerrbild von BDSM
Rosa von Praunheims neuer Film ist durchaus unterhaltend, zugleich aber eine Rolle rückwärts in den Mief der 1950er Jahre, in eben jenen Mief, den der Filmemacher zeitlebens bekämpft hat. Denn BDSM ist für ihn schlicht eine Art Krankheit oder jedenfalls krankheitsbedingt: ein untauglicher Versuch, mit Traumatisierungen umzugehen, statt sie therapieren zu lassen.

Die Hauptfigur, die Berliner Domina Lady MacLaine, ist eine völlig untypische Vertreterin ihre Faches, weil sie selbst keinerlei inneren Bezug zu BDSM hat. Und entsprechend unprofessionell verhält sie sich in einer wichtigen Szene des Films. Sie führt einem dominanten Mann eine Frau zu, die aus Geldnot einwilligt, sich quälen zu lassen. Deren grundsätzlicher Konsens scheint also gegeben zu sein, aber tatsächlich findet kein Vorgespräch über die Tabus und Grenzen dieser Frau statt noch wird ein Safe Word vereinbart, mit dem sie die Session jederzeit abbrechen könnte, wenn es ihr zuviel wird.

Zudem ist der Kunde zum ersten Mal bei Lady MacLaine, sie kennt ihn, seine Vorlieben und seine Kompetenz als Dom also nicht. Trotzdem geht sie aus dem Zimmer und überlässt dem Mann sein Opfer, ohne bei Grenzverletzungen einschreiten zu können. Und damit liegt eben gerade kein informierter Konsens dieser Frau vor, die in der Session übel und über ihre offensichtlichen Grenzen hinaus zugerichtet wird. Eine Sexarbeiterin, die u.a. BDSM anbietet und die den Film ebenfalls bei der Sondervorstellung in Frankfurt gesehen hat, sagte danach sichtlich erbost zu mir: "Das ist nicht das, was verantwortungsvoller BDSM ist. Das ist eine Straftat."

Die Schuld trägt aber in dem Film nicht Lady MacLaine, die dieses Desaster in ihrem Studio organisiert und damit zu verantworten hat, sondern allein der Kunde - für Rosa von Praunheim eben ein typischer, weil völlig pathologischer BDSM-Fan.

Wer sich nur einmal auf den Internetseiten von Dominas und Doms umsieht oder in der BDSM-community umhört, merkt rasch, dass von Praunheim unterschlägt, was für eine Rolle ausführliche Vorgespräche und ein informierter Konsens beim BDSM spielen. Außerdem lässt er unter den Tisch fallen, dass BDSM ein extrem vielfältiges Phänomen ist und es dabei oft gar nicht um die Zufügung körperlicher Schmerzen geht.

Man kann sich nur wünschen, dass sich alle, die den Film in den Medien besprechen werden, vorab darüber informieren, was BDSM wirklich ist. Denn nur so werden sie die geradezu reaktionäre Tendenz dieses Films richtig einordnen können.

(verfasst nach einer Sondervorstellung des Films am 26. Februar im Frankfurter Cinéma)

Credits

Screenplay

Director of photography

Editing

All Credits

Screenplay

Director of photography

Production design

Make-up artist

Costume design

Editing

Sound

Original distributor

Duration:
89 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Ton
Screening:

Uraufführung (DE): 25.10.2024, Hof, Internationale Filmtage

Titles

  • Originaltitel (DE) 30 Jahre an der Peitsche
  • Schreibvariante Dreißig Jahre an der Peitsche

Versions

Original

Duration:
89 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Ton
Screening:

Uraufführung (DE): 25.10.2024, Hof, Internationale Filmtage

Duration:
89 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Ton
Screening:

Uraufführung (DE): 25.10.2024, Hof, Internationale Filmtage