Inhalt
Das Leben des Chemikers Dr. Hans Schramm läuft ohne Probleme, bis er sich in Franka, die Schwester seiner Verlobten Hanna verliebt. Auch Franka liebt ihn, kämpft aber gegen ihre Gefühle an, weil sie ihrer Schwester nicht den Mann ausspannen will. Zu diesem Konflikt kommt ein weiterer ganz anderer Art: Schramm ist ins Visier eines westdeutschen Agentenrings geraten, der von ihm Informationen über seine chemischen Forschungen erpresst. Aus Angst vor Repressalien weiß er keinen anderen Ausweg, als in den Westen zu flüchten. Franka verhindert dies durch eine entsprechende Mitteilung an die DDR-Behörden. Schramm fühlt sich von der geliebten Frau verraten und begreift erst allmählich, dass sie für ihn nur das Beste wollte.
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Schließlich feiert Hans gerade Verlobung mit Hannelore, und die hat sich nach dem Tod ihrer Mutter rührend um die Familie, um den Vater, besonders aber um Franka gekümmert. Ein ungewöhnlich heißer Septembertag bringt die Entscheidung: Hans bittet Franka nach der Arbeit, mit ihm auf dem Motorrad ins Grüne zu fahren. Baden im idyllisch gelegenen See als unverfängliche Vorbereitung für das Geständnis beiderseitiger Liebe. Hans gibt sehr überzeugend zu verstehen, dass er nicht nur Frankas zärtliche Zuneigung, sondern gerade auch ihr Selbstbewusstsein, ihre Urteilsstärke und ihre kritische Vernunft braucht. Und rückt dann mit der ganzen Wahrheit heraus: Hans gesteht, dass er über seinen in Charlottenburg lebenden Onkel, der ihn während des Studiums großzügig unterstützt hat einschließlich einer Italien-Reise, Kontakt geknüpft hat mit Vertretern der IG Farben, eines westdeutschen Konzerns, der an seinem Spezialgebiet, der Kautschuk-Forschung, großes Interesse zeigt. Erst als er eine Minox-Kamera daheim im Briefkasten findet mit der unausgesprochenen Aufforderung, seine wissenschaftlichen Unterlagen für den kapitalistischen Klassenfeind zu kopieren, sei ihm die ganze Tragweite der bisherigen Kontakte bewusst geworden. Er habe die Kamera zusammen mit dem unbelichteten Film und einem unmissverständlichen Brief an seinen Onkel zurück in einen ihm vorab bezeichneten „toten Briefkasten“ gesteckt.
Was Hans nicht weiß: Die Staatssicherheit kannte das Versteck, hat die Kamera mit dem wertlosen Film und den Brief an sich genommen. Oberleutnant Unger stattet den Hübenthals einen Besuch ab, der Hannelore in helle Aufregung versetzt. Zeitgleich versucht ihre jüngere Schwester, Hans davon zu überzeugen, sich den Behörden zu stellen. Doch der flieht panisch in den Westen, als er das Versteck mit der Kamera leer vorfindet – und wird noch abgefangen. Weil Franka den – richtigen - Weg für ihre große Liebe gegangen ist und ihn bei der Staatssicherheit angezeigt hat in der Erkenntnis, dass man Glück, Liebe und Leben nicht mitnehmen kann - „dorthin“. Bei einer kurzen Begegnung auf der Behörde wirft Hans ihr Verrat vor. Dennoch hält Franka zu ihm – und erwartet nun, wenn auch mit gewisser Anspannung, seine bevorstehende Entlassung aus der U-Haft. Auf Hans, das hat Oberleutnant Unger ihm auf den Weg gegeben, warten nun erst die großen Bewährungsproben – in seiner Familie (Maria Besenthal in einer kurzen, prägnanten Episodenrolle als Mutter Schramm) und in der Frankas, vor allem aber im Betrieb unter den Kollegen...
Kurt Maetzig ist nach der Wende der Vorwurf gemacht worden, mit „Septemberliebe“ einen Propagandafilm gedreht zu haben, der bereits im Vorfeld des Mauerbaus die deutsche Teilung rechtfertigt. Das ist zum einen ahistorisch: Schon die normale Planungsphase eines Films, die durch die Partei- und Zensurbehörden in der DDR eher noch verlängert worden ist, beträgt mehr als ein Jahr, und Ende 1959 war nun wirklich nicht abzusehen, dass Walter Ulbricht sein ja erst anderthalb Jahre später gegebenes öffentliches Wort, niemand gedenke, eine Mauer zu bauen, so rasch und mit solch' verbrecherischer Konsequenz brechen würde. Der Vorwurf trifft aber auch inhaltlich nicht zu: Die Abwerbungsversuche westlicher Konzerne bei gut ausgebildeten DDR-Akademikern sind Legion, das Ausbluten der jungen sozialistischen Republik durch die offene deutsch-deutsche Grenze ist durch nackte Zahlen belegbar. Es hat keiner Propaganda bedurft, um zu erkennen, dass dem ein Riegel vorgeschoben werden musste. Und sei es zunächst, wie in Kurt Maetzigs Film, ein appellativer: Baut Euch Euren eigenen Staat auf, lasst Euch durch die Lockungen des Kapitalismus nicht verführen.
Dass die Zeichnung des Stasi-Offiziers als reiner Menschenfreund propagandistische Züge trägt wie die Verklärung einer denunziatorischen Tat zum Liebesbeweis, der in „Septemberliebe“ stets auch die Liebe zum sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat einschließt, kann nicht bestritten werden. Auch nicht die Parteinahme des Films, in dem wahre Liebe nur unter den gesellschaftlichen Bedingungen des Sozialismus möglich ist. Schon bei der Premiere durchaus kritisch aufgenommen, reiht sich „Septemberliebe“ in die Defa-Produktionen ein, die, wie etwa auch Kurt Maetzigs „Der Traum des Hauptmanns Loy“ aus dem gleichen Jahr, eindeutig Stellung bezogen haben im nicht nur verbal immer aggressiver geführten „Kalten Krieg“ der Politik- und Wirtschaftssysteme beider deutscher Staaten.
Pitt Herrmann