Credits
Regie
Drehbuch
Produktionsfirma
Alle Credits
Regie
Drehbuch
Kamera-Assistenz
Produktionsfirma
Länge:
85 min
Bild/Ton:
Farbe
Aufführung:
Uraufführung (DD): 27.01.1974, DDR-TV
Titel
- Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
- Originaltitel (DD) Per Anhalter
Fassungen
Original
Länge:
85 min
Bild/Ton:
Farbe
Aufführung:
Uraufführung (DD): 27.01.1974, DDR-TV
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Rolf „Rolle“ Schmitter (Bernd Storch), der die Fenster bei den Binders putzt, hat nur noch Augen für die 16-jährige Susanne „Susi“ Binder (Viola Schweizer). Die bei Tante Lene (Marianne Behrens) zur Untermiete wohnt, da ihr Vater als Messegestalter viel im Ausland tätig ist. Susi verabredet sich spontan für den Abend mit ihm im Sputnik, nicht ahnend, dass Rolle der Boss einer Jugendbande ist und in der Disco Hausverbot hat. Wie übrigens auch besagter Udo Walter, der auch zu den asozialen Vandalen gehört, die mutwillig Telefonzellen zerstören, Parkbänke und Abfalltonnen umschmeißen und nachts abgestellte Tram-Waggons verwüsten.
Komplettiert wird die Gang durch Waltraud Ort (Christine Harbort), den Kellner und Vater ihres Kindes Werner Gelder (Axel Daehn), Werner „Puster“ Seger (Hansjürgen Hürrig), Heinz „Spatz“ Leuter (Gerald Schaale) und Reinhard „Kralle“ Kramer (Nils Röwekamp). Seit kurzem dabei ist der Kfz-Mechaniker Henning „Henne“ Walter (Andreas Scheer), der nach seiner Nichtzulassung zum Ingenieur-Studium sauer auf den Staat ist.
Rolle hat daheim sturmfreie Bude und Susi, deren Eltern im bulgarischen Warna urlauben, Ferien. Das passt, und bald kann mehr daraus werden – in der verwaisten Datsche der Familie Binder. Susi nimmt allerdings noch ihre nur „Emma“ genannte Freundin Waltraud mit – als Anstands-Wauwau. Die trägt als Mitglied von Udos „Truppe“ eine neue, perfide Einnahmequelle mit: die frühreife Susi spielt an der Autobahn den Lockvogel für ältere Herren, mit denen sie hemmungslos flirtet.
In der Hoffnung auf eine Eroberung parken die Opfer ihr Fahrzeug an Rastplätzen oder Waldstücken. Plötzlich gibt sich Susi spröde und der im Wartburg ihrer Eltern folgende Rolle kann die ertappten Herren mit der Minderjährigkeit des „Opfers“ erpressen. Wie den Requisiteur Leber (Walter Lendrich). Wohingegen Walter Krauss (Werner Senftleben) sich gewehrt hat und von Rolle dermaßen zusammengeschlagen wurde, dass er eine Nierenkolik erlitt. Von einem LKW-Fahrer verletzt aufgefunden, leugnete er zunächst den Überfall.
Nachdem Oberleutnant Peter Fuchs (Peter Borgelt) und Leutnant Vera Arndt (Sigrid Göhler) den zweifachen Familienvater in der Klinik in die Mangel genommen haben, gesteht der sein Fehlverhalten ein. Dem um Oberleutnant Jürgen Hübner (Jürgen Frohriep) und Wachtmeister Supras (Alfred Rücker) ergänzten Ermittlerteam, schon lange vergeblich hinter der Jugendbande her, kommt zugute, dass sich in Abwesenheit Rolles nun Henne zum Boss aufschwingt und einen Einbruch in die Disco plant. Zusammen mit Spatz bricht er nachts ins Lager ein – und wird geschnappt.
Er kann jedoch entkommen und zu Rolle ins Ferienhaus flüchten. Der plant, „nach drüben“ abzuhauen, doch Henning will sich den Behörden stellen. Als Susis Eltern Eckhard (Thomas Weisgerber) und Margarete Binder (Inge Ahrends) vorzeitig vom Schwarzmeer-Urlaub zurückkehren und eine verwüstete Datsche vorfinden, alarmieren sie die Polizei. „Ich wollte das ja gar nicht“, entschuldigt sich Tochter Susi: „Aber wenn ich immer so allein war…“
Aus dem Off zählt Peter Borgelt das der Abschreckung dienende Strafmaß des Gerichtsurteils auf: 8 Jahre Gefängnis für Rolle, 6 Jahre für Puster, 4 Jahre für Kralle, je zwei Jahre für alle anderen Jungs. Emma alias Waltraut muss ihr Kind in ein Heim geben und Susi, von der Erweiterten Oberschule (EOS) relegiert, eine Lehrstelle annehmen. Der Schaden von 8.400 Mark ist anteilig zu begleichen.
„Per Anhalter“ wurde von August bis Oktober 1973 in Berlin (u.a. in der Diskothek Sputnik an der Greifswalder Straße) sowie in den Harz-Gemeinden Hüttenrode und Wernigerode gedreht. Der Krimi der Reihe „Polizeiruf 110“ des Fernsehens der DDR (PL Hans Reichel) rückt das Thema Jugendkriminalität in den Mittelpunkt. Was der zeitgenössischen Kritik sauer aufstieß, weil Hans-Joachim Hildebrandt nicht allein den Eltern die Schuld am asozialen und letztlich kriminellen Verhalten ihrer Kinder zugeschoben, sondern – bei Henning Walter – auch Staat und Gesellschaft in die Pflicht genommen hat.
Überzeugend die Milieuzeichnung der nonkonformistischen Jugendlichen und der tolle Soundtrack mit „Blues“ von Veronika Fischer und Panta Rhei, „Der Witz“ von der Klaus Renft Combo und „Mama Loo“ der westdeutschen „Les Humphries Singers“ in einer devisensparenden Coverversion des Horst Krüger-Septetts im „Sputnik“ sowie „Geh zu ihr“ von den Puhdys in der Datsche.
Pitt Herrmann