Petra

DDR 1981/1982 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Walter Sundermann (Johannes Wieke) legt mit der kleinen Elbfähre an. Dort wartet ein junger Mann im Trabi vergeblich auf seine Freundin Petra Langler, die beim Fährmann und seiner Gattin Gertrud (Gertrud Brendler) zur Untermiete wohnt: Andreas Kern ist mit dem von einem Freund geborgten Wagen aus Berlin nach Tangerhütte (gedreht wurde vom 1. April bis 5. Juni 1981 in Jerichow und der Elbaue sowie am Sternsee in Magdeburg) gekommen und ist nun entsprechend enttäuscht.

Da hilft auch kein Trost und keine warme Mahlzeit bei den Sundermanns. Der Sohn des Musiklehrers aus dem Ort arbeitet als Mechaniker bei der Interflug in Berlin und kann Petra, Gabelstapler-Fahrerin bei der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, nur selten sehen. Weil sich die lebenslustige junge Frau noch einigen Wind um die Ohren wehen lassen möchte und noch nicht bereit ist für eine enge Beziehung. Und schon gar nicht für ein Leben in der Hauptstadt, zu sehr ist sie, etwa als Judoka, mit dem Ort verbunden. Freilich gibt es noch einen speziellen Grund: ihr Bruder Jürgen Wittstock. Der weigert sich beharrlich, für die LPG zu arbeiten, will selbständig als Automechaniker tätig sein.

Was im Arbeiter- und Bauernstaat selbst in der tiefsten Provinz nicht so einfach ist ohne ausreichendes Startkapital. Weshalb Petra ein Auge auf ihren ziemlich versoffenen Bruder hat, der sich aufs Restaurieren schon beinahe museumsreifer Fahrzeuge spezialisiert hat und auf der nicht wirklich legalen Suche nach Ersatzteilen in Scheunen, Kellern und auf Dachböden fündig wird. Bisher hat sie vergeblich versucht, Jürgen zur Vernunft zu bringen: in letzter Zeit häufen sich in der Region die Autodiebstähle zum Verdruss der bisher erfolglosen Ermittler Oberleutnant Wolfgang Reichenbach, Leutnant Weschke und Leutnant Freitag (Holm Henning Freier).

Die endlich Licht am Ende des Tunnels sehen, als sich ein Zeuge meldet, der gesehen hat, wie ein Mann einen blauen Moskwitsch die Böschung herunter in den See geschoben hat. Als die Feuerwehr das Fahrzeug hebt, kommt eine auf der Rückbank unter Reifen versteckte Leiche zum Vorschein, die der Abschnittsbevollmächtigte Leutnant Schreiber als Petra Langler identifiziert – und den neugierigen Beobachter der Bergungsaktion am gegenüberliegenden Ufer als ihren Bruder Jürgen Wittstock, welchen besagter Zeuge als die Person erkennt, die den Wagen im See versenkte.

Sollte Wittstock seine Schwester, Petra ist erschlagen worden, umgebracht haben? Als er kurze Zeit später mit seinem Transporter bewusst gegen einen Baum rast und in den Flammen ums Leben kommt, könnte der Selbstmord die These Reichenbachs stützen. Der ABV Schreiber aber kennt seine Pappenheimer: Er traut weder Wittstock, in dessen Garage belastendes Material gefunden wird, einen Mord zu noch dessen Schwester eine Beteiligung an den Autodiebstählen der jüngsten Zeit.

Erst ein Hinweis von Andreas Kern, es könnte ein anderer Mann im Spiel sein, lenkt die Ermittlungen in die richtige Richtung: Nach einem Beinahe-Zusammenstoß auf dem LPG-Gelände zwischen Petras Gabelstapler und dem von Michael Grandel gesteuerten LKW des VEB Kraftfahrzeuginstandsetzung (KIK) Magdeburg kommen sich beide näher. Petra beendet die Liaison aber sofort, als sie auf einer Feier im noch im Bau befindlichen Haus der Grandels Michaels hochschwangere Frau Elvira kennenlernt und entsetzt zur Kenntnis nimmt, wie schlecht sie von ihm behandelt wird.

Nachdem Elvira das Kind zur Welt gebracht hat und sich Petra sehr um die junge Mutter bemüht, werden aus unerklärten Rivalinnen beste Freundinnen. Als Elvira bei den Sundermanns vom gewaltsamen Tod Petras erfährt, bricht sie zusammen. Ihr erster Weg führt sie zur Volkspolizei, um die Verbindung ihres Mannes mit Petras Bruder anzuzeigen…

Der 88-minütige Krimi „Petra“, der erste „Polizeiruf 110“-Fall für Oberleutnant Wolfgang Reichenbach, führt in den zweitgrößten Bezirk der DDR, Magdeburg. Im Zuge der Zentralisierung von Staat und Partei (SED) war das erst nach der Wiedervereinigung 1990 wiederhergestellte Land Sachsen-Anhalt 1952 aufgelöst und in die Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt worden. Thema ist der systembedingte Antagonismus zwischen dem Wunsch nach individueller Lebensführung und dem staatlichen Rundum-Versorgungszwang. „Man will auch was haben vom Leben“: Elvira ist durchaus mit der lukrativen „Nebenbeschäftigung“ ihres Mannes einverstanden, zumal der weitere Ausbau des Hauses gefährdet ist, nachdem die (staatliche) Bank einen weiteren Kredit abgelehnt hat bei dauerhaft überzogenem Konto.

Pitt Herrmann

Credits

Kamera

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Dreharbeiten

    • Juli 1981: Jericho und Umgebung (Sachsen-Anhalt), Berlin-Schönefeld
Länge:
75 min
Format:
35mm , 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 14.03.1982, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Petra

Fassungen

Original

Länge:
75 min
Format:
35mm , 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 14.03.1982, DDR-TV