Credits
Regie
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Musik
Produzent
Alle Credits
Regie
Drehbuch
Kamera
Kamera-Assistenz
Schnitt
Musik
Sprecher
Produzent
Produktionsleitung
Erstverleih
Länge:
920 m, 34 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:
Uraufführung (GB): Oktober 1988, Edinburgh, IFF;
Aufführung (DE): 20.04.1990, Oberhausen, IFF - Sonderprogramm: Verbotene Filme
Titel
- Originaltitel (DD) Drei von vielen
- Weiterer Titel (DD) 3 Arbeiter
Fassungen
Original
Länge:
920 m, 34 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Ton
Aufführung:
Uraufführung (GB): Oktober 1988, Edinburgh, IFF;
Aufführung (DE): 20.04.1990, Oberhausen, IFF - Sonderprogramm: Verbotene Filme
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Das porträtierte Trio gehörte zu den Schülern von Jürgen Böttcher, der Mitte der 1950er Jahre Dozent an der Volkshochschule Dresden war. Nach seinem Malerei-Studium bei Wilhelm Lachnit an der Dresdener Kunstakademie wollte sich Böttcher, 1931 im sächsischen Frankenthal geboren, aber in Strahwalde in der Oberlausitz aufgewachsen, unter seinem Pseudonym Strawalde ganz der Kunst widmen. Aber nicht dem staatlich verordneten Sozialistischen Realismus. Weshalb er sich, als ihn der Verband bildender Künstler der DDR im Jahr des Mauerbaus ausschloss, was einem Ausstellungsverbot gleichkam, ganz dem Dokumentarfilm zuwandte. In seinem Defa-Debüt porträtiert er die zu Freunden gewordenen Schüler, zu denen am Ende auch der Maler Ralf Winkler gehört, der später nach seiner Auswanderung in die Bundesrepublik unter dem Künstlernamen A. R. Penck Weltruhm erlangen sollte.
„Grabbe“, der mit seinem älteren Kollegen Kurt Maschinen zu Großbaustellen der Republik transportiert, ist stolz auf seinen im IFA-Werk Werdau produzierten „G 5“ (geländegängiger Fünftonner), den er immer wieder inmitten blühender Landschaften ins Bild setzt. Der bekennende Jazzfan, der sich seine Motive vorzugsweise am „Blauen Wunder“ und anderen idyllischen Orten an der Elbe sucht, wo er stets von einer Traube interessierter Kinder umringt ist, hat daheim an der Wand seines Zimmers Reproduktionen großer Meister aufgehängt, die im Widersprich zur geforderten sozialistischen Aufbau-Propaganda stehen. „Sie lieben das Leben, deshalb beobachten sie es genau“ ergänzt Manfred Krug.
Auch Peter Herrmann hat nicht zufällig eine Van-Gogh-Reproduktion an der Wand: Er malt in seiner Freizeit, also nachts und sonntags, Landschaften mit pastosem Farbauftrag, die den Pinselduktus erkennen lassen. Was auch für seine politischen Motive, etwa Folterungen und Massaker in afrikanischen Diktaturen, aber auch Hungernde und Obdachlose im Krieg, gilt. Die Vorlagen holt er sich aus Zeitungen und Illustrierten, für deren Illustrationen der engagierte Gewerkschafter Zinkplatten bearbeitet. Der dritte Peter im Bunde, „Mäk“, arbeitet an einer überlebensgroßen Engelsfigur für die im Krieg ausgebrannte Hofkirche Dresden, welche gerade von seinem Arbeitgeber, dem Volkseigenen Betrieb Sandstein-Industrie, rekonstruiert wird.
Jürgen Böttcher zeigt ihren Alltag in Beruf und Familie, die so selbstverständlich erscheinende Freundschaft zwischen in ihrer Freizeit künstlerisch tätigen Arbeitern. Von Bohème zu sprechen, erscheint mir arg hochgegriffen: man trifft sich zu dritt, aber auch mit Frauen und Kindern zum Familienausflug auf den Elbwiesen. Und kommt einmal in der Woche zum künstlerischen Austausch im Atelier Ralf Winklers zusammen. Der hat als Kind die Bombardierung Dresdens erlebt und überlebt – er wird dieses Trauma auch als A. R. Penck immer wieder künstlerisch zu verarbeiten suchen. „Sie wollen keine großen Künstler sein“ lautet das Schlusswort des Sprechers, „Sie möchten sein, was sie sind: Drei von vielen.“
Der Kurz-Dokumentarfilm ist 1961 verboten worden. Obwohl er Arbeiter porträtiert, die sich nach Feierabend auch als Künstler verstehen. Was durchaus konform geht mit den Idealvorstellungen des Marxismus. Aber in ihren Werken und damit ihren Auffassungen von Kunst entsprechen die Freunde nicht den Forderungen des staatlich verordneten „Bitterfelder Weges“. Böttcher zeigt weder einen offiziösen Zirkel malender Genossen unter roten Sinnspruch-Bannern noch pathetische Funktionäre, die den unausweichlichen, da wissenschaftlich begründeten Sieg der Arbeiterklasse vorhersagen. Vielleicht ließ sich die Abnahmekommission aber auch von den Problemen Böttchers bei einer 1961 geplanten, aber nicht zustande gekommenen Ausstellung seiner Bilder an der Dresdener Akademie beeinflussen. So wurde „Drei von vielen“ erst im August 1988 im Rahmen einer Retrospektive des Edinburgh Int. Festival (EIFF) in der schottischen Hauptstadt uraufgeführt.
Pitt Herrmann