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Nach der Trennung von ihrem Freund zieht die junge, idealistische Lehrerin Melanie nach Karlsruhe, wo sie "ganz neu anfangen" will. Doch in der Schule findet sie kaum Kontakt zu anderen Lehrern und von den Schülern wird die unsichere Frau, die es immer jedem recht machen will, immer weniger ernst genommen. In ihrer Nachbarin Tina scheint sie schließlich eine Freundin zu finden – und merkt in ihrem Bedürfnis nach zwischenmenschlichem Kontakt nicht, dass auch die sympathische Tina nichts mit ihr zu tun haben will.
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Für ihr neues Leben hat sie jede Menge Hoffnungen und Erwartungen. Entsprechend „feurig“ fällt ihre Rede aus, als sie sich den Kollegen in der Schule vorstellt. Doch die Etablierten sind von Melanies „Pädagogik“ einfach nur genervt, „frischen Wind“ empfinden sie nur als unangenehme Zugluft. Und die Schüler haben schnell ihre Schwächen entdeckt, die sie nun hemmungslos ausnutzen und ihr auf der Nase herumtanzen – die Neunt- wie die Fünftklässler. Sehr bald wird deutlich, dass sie alles einen Tick zu forsch angegangen ist.
Ist Melanie zu engagiert für diese Welt? Jedenfalls ist die „Neue“ irritierend enthusiastisch, unfreiwillig komisch und manchmal unglaublich peinlich. Sie möchte alles richtig machen und macht dabei doch so vieles falsch. Denn es ist nicht leicht, ein neues Leben anzufangen. Einsamkeit macht sich breit, denn in Karlsruhe hat niemand auf Melanie gewartet. Auch nicht der gleichaltrige Kollege Thorsten Rehm, der zweite Junglehrer an der Schule, der ihr als einziger ein wenig Verständnis entgegenbringt.
Aber sie lässt sich nicht entmutigen und knüpft Kontakte zu ihrer Nachbarin Tina Schaffner, einer selbstbewussten Boutiquen-Inhaberin. Gerade von ihrem Freund verlassen, ist dieser zunächst jede Ablenkung recht. Je einsamer Melanie aber wird, umso häufiger sucht sie nach Gelegenheiten, Tina nahe zu sein. Ihre Bemühungen werden drängender und Tina fängt an, sich zurückzuziehen. Melanie beginnt die Grenze zur Selbsterniedrigung zu überschreiten...
Die Regisseurin Maren Ade über „Der Wald vor lauter Bäumen“, ihren auf einem halben Dutzend Festivals beiderseits des Großen Teils reüssierenden Abschlussfilm an der HFF München: „Ziel war, dass der Film einen großen Realismus hat. Dialoge, Tempo, Einrichtungen und Kleidung sollten dem echten Leben entsprechen. Die richtigen Schauspieler zu finden, war dafür sehr wichtig, und ich empfinde es als großes Glück, mit Eva Löbau die für mich perfekte Besetzung für Melanie Pröschle gefunden zu haben. Generell habe ich viel in meiner Heimatstadt Karlsruhe geschrieben, um dem Dialekt und den Leuten dort nahe zu sein. Meinen Eltern, welche Lehrer sind, habe ich während der Drehbucharbeit auch immer wieder die Schulszenen zu lesen gegeben und am Anfang öfter ’mal Beschwerden bekommen: ’...so was gibt es nicht, das ist unrealistisch!’ Die Schulszenen haben wir an der Schule meiner Mutter gedreht. Eva Löbau hat zum Einstieg in die Szenen immer eine Weile normalen Unterricht improvisiert, bis das Chaos sich dann meistens schon angebahnt hat.“
Maren Ade wurde 1976 in Karlsruhe geboren und studierte seit 1998 an der Hochschule für Film und Fernsehen in München, zunächst Produktion und Medienwirtschaft, dann Film und Fernsehspiel. „Der Wald vor lauter Bäumen“ ist ihr Abschlussfilm, der für den Deutschen Filmpreis 2005 in der Kategorie „Bester Film“ nominiert war. Im gleichen Jahr erhielt Maren Ade u.a. beim Sundance Film Festival den Spezialpreis im World Cinema Dramatic-Wettbewerb und beim Babelsberger Medienpreis den Förderpreis des Rundfunks Berlin-Brandenburg.
Pitt Herrmann