Inhalt
Über "Die Frau in der Aktfotografie der DDR" hat die Fotografin Gundula Schulze ihre Diplomarbeit verfasst. Auch in ihrer fotografischen Praxis befasst sie sich mit dem Thema. Die Stereotypen der oberflächlichen Aktfotografie empfindet sie als Anachronismus und schildert anschaulich ihr Bemühen, den porträtierten Frauen vertrauensvoll zu begegnen. Sie will zeigen, was die ganze Frau ausmacht und so ihrer Stellung in der DDR gerecht werden. Einmontierte Alltagsszenen zeigen Frauen in der Arbeitswelt.
Quelle: 69. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
Im Grunde, sagt die Mittzwanzigerin, sei Aktfotografie ein Witz – und ein Anachronismus im 20. Jahrhundert. Weil sie mit der Frau von heute und ihrer gesellschaftlichen Stellung überhaupt nichts zu tun hat. Was freilich auch am Berufsstand der Fotografen liegt, an ihrem – das Wort „überkommen“ kommt ihr nicht über die Lippen – Frauenbild, das sie in Illustrierten und Modezeitschriften vermitteln.
Gundula Schulze möchte das Genre der Aktfotografie erweitern um das Porträt: auf ihren Bildern, von denen sie etwa ein halbes Dutzend in großformatigen Schwarz-Weiß-Abzügen präsentiert, sollen Gesicht und Körper eine Einheit bilden. Sie möchte die Persönlichkeit der hüllenlos Porträtierten im Bild darstellen. Was freilich über das Versuchsstadium bisher noch nicht hinausgekommen ist, wie die Beispiele des nur zwölfminütigen, auf 35mm gedrehten Kurzfilms für das Fernsehen der DDR offenbart, der am 20. April 1984 erstausgestrahlt worden ist.
Helke Misselwitz, die nach Ausbildungen zur Möbeltischlerin und zur Physiotherapeutin als Sprecherin und Regieassistentin beim Fernsehen begann, nach dem Abschluss des Studiums an der HFF Babelsberg aber nicht nach Adlershof zurückkehren wollte, kam als Meisterschülerin bei Heiner Carow an der Akademie der Künste zur Defa und konnte sich im Windschatten des ungleich stärker unter Beobachtung stehenden Studios für Spielfilme als freiberufliche Regisseurin in der Kurzfilm-Nische bei Defa Kinobox weitgehend verwirklichen mit essayistisch-experimentellen Produktionen. Seit 1997 Professorin an „ihrer“ HFF sammelte sie internationale Auszeichnungen 1980 für „Ein Leben“, 1988 für „Winter ade“ und 1990 für „Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann.“
Helke Misselwitz hat sich im Frühsommer 1990 zusammen mit dem Drehbuchautor und Publizisten Rolf Richter und Wolfgang Gersch, dem Defa-Abteilungsleiter Film und Video, für die Errichtung einer Defa-Stiftung eingesetzt, um zum einen die in der chaotischen Wendezeit grassierende Verscherbelung des Babelsberger Filmstocks an westdeutsche Konzerne zu stoppen und zum anderen eine länderübergreifende Filmförderung einzuführen, um den Defa-Studios unter den neuen marktwirtschaftlichen Bedingungen das Überleben zu sichern.
Pitt Herrmann