Credits
Regie
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Musik
Darsteller
- Eva Perner
- Lydia Perner
- Christian
- Hans
- Max
- Karin
- Fritz Stadler
- Petra Perner
- Assistentin
Produktionsfirma
Produzent
Alle Credits
Regie
Drehbuch
Kamera
Szenenbild
Kostüme
Schnitt
Ton-Design
Casting
Musik
Darsteller
- Eva Perner
- Lydia Perner
- Christian
- Hans
- Max
- Karin
- Fritz Stadler
- Petra Perner
- Assistentin
Produktionsfirma
in Zusammenarbeit mit
Produzent
Redaktion
Executive Producer
Dreharbeiten
- 02.09.2014 - 29.09.2014: Salzburger Land, Bad Gastein
Länge:
90 min
Format:
16:9
Bild/Ton:
Farbe, Stereo
Aufführung:
Uraufführung (DE): 01.07.2015, München, Filmfest
Titel
- Originaltitel (DE) Das Dorf des Schweigens
Fassungen
Original
Länge:
90 min
Format:
16:9
Bild/Ton:
Farbe, Stereo
Aufführung:
Uraufführung (DE): 01.07.2015, München, Filmfest
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
Eva hat ihre Schwester Lydia jahrelang vergeblich gesucht – und dann über das Internet in den USA ausfindig gemacht, wo diese bei einer Autovermietung gearbeitet hat. Beide haben sich geraume Zeit geschrieben, was Eva ihren Angehörigen offenbar nicht ohne Grund verheimlicht hat. Denn als das von ihr eingeladene „Schwarze Schaf“ der Familie plötzlich im elterlichen Hotel auftaucht, tut sich ein Geflecht aus Lüge und Verrat auf, dass die junge Ärztin an den Rand des Wahnsinns treibt.
Eva steht kurz vor der Heirat mit Christian Kern. Und fragt sich, ob sie den einhelligen Kinderwunsch von beiden zulassen darf. Schließlich, so jedenfalls die Aussage ihrer Eltern, ist bei Lydia in der Pubertät die Erbkrankheit Schizophrenie ausgebrochen und sie musste in der Psychiatrie stationär behandelt werden – im fernen Hamburg. Eva, schon geraume Zeit der Ansicht, neben sich zu stehen, was ihre Mutter schlicht mit Überarbeitung erklärt, hat Angst, selbst „verrückt“ zu werden, will endlich Klarheit und hat deshalb ihre gemeinhin als verschollen geltende Schwester in ihre Heimat eingeladen.
Lydia sorgt in der nostalgischen, von hohen Bergen der Alpen umgebenen k.u.k.-Idylle am Ende des Gasteiner Tals für einen handfesten Skandal, als sie beim ersten Zusammentreffen dem Bräutigam ihrer Schwester, Christian Kern, ein Glas Wein ins Gesicht schüttet und diesen am anderen Morgen beim Polizisten Fritz Stadler anzeigt: der heutige Schullehrer habe sie als Vierzehnjährige vergewaltigt. Eva ist wie vor den Kopf gestoßen. Und gleichzeitig darum bemüht, ihrer offenbar jenseits des Großen Teichs beruflich gescheiterten und nach wie vor labilen Schwester zu helfen.
Die ganze Familie einschließlich ihrem Bruder Max Perner und seiner Gattin Petra versichern Eva, dass an dem ungeheuren Vorwurf der Vergewaltigung nichts dran ist. Und Christian Kern beruft sich ausdrücklich auf Max, mit dem er zur fraglichen Zeit in den Sommerferien mit dem Interrail-Ticket quer durch Europa unterwegs gewesen sei. Doch Lydia lässt sich durch inständige Bitten aller Familienmitglieder nicht von ihrem „Rachefeldzug“ abbringen. Mit der Konsequenz, dass Christian, durch die sich rasch verbreitenden Gerüchte stigmatisiert, von der Schule suspendiert werden soll. Als seine Leiche mitten im Ort am Wasserfall gefunden wird, geht die Polizei von einem Unfall aus. Zumal zahlreiche Indizien darauf verweisen, dass es kein Selbstmord gewesen ist.
Doch Eva setzt sich in der festen Überzeugung, dass ihre Schwester Christian in den Tod getrieben hat, nun intensiv mit Lydias Vergangenheit auseinander. Und trifft auf eine Mauer des Schweigens, als sie ihre Eltern nach Lydias Krankheit befragt, nach ihrem Internatsaufenthalt und ihrem plötzlichen Verschwinden. In den Unterlagen ihrer Schwester stößt Eva auf den medizinischen Befund der Hamburger Klinik: Dort ist von einer posttraumatischen Belastungsstörung die Rede, kein Wort von Schizophrenie. Also doch Vergewaltigung?
Fritz Stadler berichtet Eva von einem Treffen zwischen Christian und Lydia nur zwei Stunden vor seinem Tod. Für Eva bricht endgültig ihre bisherige Welt zusammen, als Lydia ihr von der Totgeburt eines Jungen in der Hamburger Klinik berichtet und ihr die Kaiserschnitt-Narbe zeigt. Mit diesen Fakten konfrontiert, sprechen die Eltern plötzlich von einem deutschen Sommergast, der Lydia sitzen gelassen habe. Und Vater Hans warnt Eva vor weiteren Nachforschungen: „Die Wahrheit ändert nichts. Manchmal ist die Wahrheit den Menschen nicht zumutbar.“ Hans tut ein Übriges, damit wieder Ruhe einkehrt im Salzburger Land: Er übergibt Lydia „einen Haufen Geld“, so Fritz Stadler später Eva gegenüber, damit sie einen Schlussstrich zieht und ihrer Schwester eine letzte Chance bleibt...
Martin Ambrosch hat ein Drehbuch geschrieben, das die Wucht antiker Tragödien hat. Ein ideales Futter für den preisgekrönten Regisseur Hans Steinbichler, der mit psychologisch differenzierten und atmosphärisch aufgeladenen Filmen wie „Hierankl“ und „Winterreise“ reüssierte. Selbst in den Alpen aufgewachsen, versteht Steinbichler vielleicht wie kein anderer, mit fast gnadenlosem Blick die Geschichten von Menschen freizulegen, die nicht ohne die Landschaft, in der sie leben, zu verstehen sind. In „Das Dorf des Schweigens“ sind es Abgründe alpinen Ausmaßes, die freigelegt werden in einer außergewöhnlichen TV-Produktion, die über das Filmfest München hinaus Bestand auf der großen Kinoleinwand gehabt hätte. Was auch an den grandiosen Bildern der Kamerafrau Bella Halben liegt.
Der Film ist zugleich so etwas wie das Vermächtnis des großen, hier mit sparsamster Mimik und Gestik beeindruckenden Wiener Schauspielers, Regisseurs und Theaterleiters Helmuth Lohner, der in der Rolle des geheimnisvollen, bis zuletzt verschwiegenen und in einem tiefen Schmerz geradezu versteinerten Patriarchen Hans Perner bereits von schwerer Krankheit gezeichnet war. Es war seine letzte Filmrolle, eine Woche vor der Uraufführung auf dem Filmfest in München ist Helmuth Lohner gestorben. Die TV-Erstausstrahlung erfolgte am 22. Februar 2016 im ZDF.
Pitt Herrmann