Reise ins Ehebett

DDR 1965/1966 Spielfilm

Inhalt

Der Bootsmann eines 5000-Tonners der Handelsmarine ist ein sehr guter Seemann, aber auch ein notorischer Frauenheld. So verstrickt er sich in jedem Hafen in neue Liebeshändel, was allzu oft zu Schlägereien und anderem Ärger führt. Sein Kapitän will an dieser Situation etwas ändern. Also engagiert er für eine Tour nach Leningrad die reizende Journalistin Eva - in der Hoffnung, den Bootsmann derart von ihr bezaubern zu lassen, dass er für den Hafen der Ehe bereit ist. Als jedoch Marylou von der Haifischbar als blinde Passagierin an Bord entdeckt wird, führt dies zu allerlei Turbulenzen an Bord. Die beiden Frauen durchschauen das Spiel des Kapitäns und verbünden sich gegen die Männer. Am Ende kommen sowohl Seemann als auch Kapitän unter die Haube.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Die Rostocker „Haifischbar“ meldet schon wieder Havarie: 39 tulpenförmige Biergläser, eine Schiffslaterne allein im Wert von 45 Mark, drei Stühle, dazu Verbandsmaterial und erhebliche Reinigungskosten. Der Landgang hat Spuren hinterlassen, auch beim Bootsmann (steht auf Johnny Walker Red Label, in den Sechzigern der DDR noch nicht einmal Intershop-Bückware) der „Riesa“, eines Fünftausend-Tonners der DDR-Handelsmarine, dem wie üblich die Rechnung von summa 360 Mark präsentiert wird.

„Kapitän, ihr Schiff muss sauber werden“: Zur Rechnung kommt nun zusätzlich eine hochoffizielle Ansprache des Reederei-Vertreters Obermeier: „Die Ehe ist die markant leuchtende Plattform für unsere Handelsflotte.“ Um künftig solche Exzesse zu vermeiden, soll der jeglicher Selbstkritik abholde Bootsmann unter die Haube, weshalb der Reederei-Inspektor („Unausgeglichene Erotik des Seemanns als Berufskrankheit“: Erich Gerberding mit klarem sozialistischem Standpunkt) zusammen mit dem „Riesa“-Kapitän nach einem „Teufel in Engelsgestalt“ Ausschau hält, der dem Widerspenstigen die Flausen austreibt.

„Baby, wenn du achtzehn bist, dann volle Fahrt voraus“: Ein Unterfangen mit Tücken, denn die Damen sind nicht abgeneigt, dem schönen starken Kerl ins Netz zu gehen, und das ohne jede Vorbedingung. Was im konkreten Fall sowohl auf eine attraktive polnische Journalistin, die auch noch Eva heißt, zutrifft, als auch auf den umjubelten Gesangsstar der „Haifischbar“, Marylou. Während erstere ganz offiziell an Bord gebeten wird entgegen jeglicher seemännischen Tradition („Frauen haben an Bord nichts zu suchen, sie bringen nur Unglück“), reist letztere als blinder Passagier mit nach Sankt Petersburg. Und die beiden Frauen mischen, als sie erfahren, was hier für ein übles Spiel mit ihnen getrieben wird, die „Deck-Hengste“ mächtig auf einschließlich des bisher allen amourösen Anfeindungen gewappneten Kapitäns, der wenig Glück mit seinen (Ehe-) Frauen hatte...

Jo Haslers harmlos-unterhaltsames Lust-Spiel „Reise in Ehebett“, am 8. April 1966 in den Bezirksfilmdirektionen angelaufen und am 8. Dezember 1967 im Deutschen Fernsehfunk erstausgestrahlt, firmiert unter „Musik-Komödie“: Nach der Schelte auf dem 11. Plenum des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) im Dezember 1965 und dem Verbot zahlreicher Filme wie „Das Kaninchen bin ich“ von Kurt Maetzig, „Denk bloß nicht, ich heule“ von Frank Vogel, „Fräulein Schmetterling“ von Kurt Barthel oder Frank Beyers „Spur der Steine“ war seichte Unterhaltung angesagt bei der Hauptverwaltung Film im Ministerium für Kultur.

„Die Filmemacher bemühten sich um eine nahtlose Verbindung von Realhandlung, Musiknummern und Tanzszenen; wie überhaupt eine choreografische Szenenführung für weite Passagen des Films charakteristisch ist. Hier sind Einflüsse des Musicals unverkennbar“ lobte Friedrich Salow in der populären DDR-Illustrierten „Filmspiegel“ (9/1966), während Renate Holland-Moritz in der kleinformatigen „Weltbühne“ (21/1966) Kalauer und Frivolitäten, die „allesamt so altbacken wie kleinbürgerlich sind“, kritisierte.

„Reise ins Ehebett“ kann glatt als DDR-Musical durchgehen, und parallel zum Film brachte das DDR-Schlagerlabel Amiga Gerd Natschinskis eingängige Musik auf Schallplatte heraus – mit dem Columbia-Quartett, den Kolibris, dem Erich Weinert-Ensemble, dem Franke Echo-Quintett und dem Tanzorchester des Berliner Rundfunks. Sowie dem noch blutjungen und überaus gutaussehenden Frank Schöbel als flottem Kadett Moses in seiner ersten Filmrolle: Ein herrlich kieksender Peter Kraus-Verschnitt. Joachim Hasler und Hans Reinecke fingen zudem beim Sankt Petersburger Landgang von Eva und „ihrem“ Bootsmann wunderbare Bilder der sowjetischen Ostsee-Metropole ein, die damals noch Leningrad hieß. Kein Wunder, dass mit „Heißer Sommer“ und „Nicht schummeln, Liebling“ weitere Musikfilme Jo Haslers folgten.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
2443 m, 89 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 08.04.1966;
TV-Erstsendung (DD): 08.12.1967, DFF 1;
TV-Erstsendung (DE): 10.07.1993, ORB

Titel

  • Originaltitel (DD) Reise ins Ehebett

Fassungen

Original

Länge:
2443 m, 89 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 08.04.1966;
TV-Erstsendung (DD): 08.12.1967, DFF 1;
TV-Erstsendung (DE): 10.07.1993, ORB