Die Störenfriede

DDR 1952/1953 Spielfilm

Inhalt

Schorsch und Franz sind zwei wahre Rabauken, die unablässig Unsinn im Kopf haben und sowohl den Lehrern als auch den anderen Schülern der Klasse 7b auf der Nase herumtanzen. Erst als die neue Mitschülerin Vera energisch auf den Plan tritt, kommt Bewegung in die unschöne Situation. Mit Geschick, Beharrlichkeit und der Hilfe der anderen Pioniere gelingt es dem Mädchen, die Liebe zur Eisenbahn-Bastelei der beiden Störenfriede in Erfahrung zu bringen, und sie versucht, die unbändige Energie der beiden mit diesem Wissen in sinnvolle Bahnen zu lenken. Hierfür müssen Vera und ihre Pioniere allerdings erst einmal einige Widerstände überwinden, bis in Schorsch und Franz endlich eine Wandlung einsetzt und sie zu besseren Mitschülern werden.
Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Die 13-jährige Vera Wilder ist neu in Schwerin, weil ihr Vater zum Kulturdirektor der Eisenbahn-Werkstätten berufen worden ist. Den Weg zur Goethe-Schule muss sie mehrfach in der ihr noch unbekannten norddeutschen Stadt erfragen, den Raum der Klasse 7c findet sie auf Anhieb - an der Seite des Klassenlehrers Bohle, welchem sie zufällig im Treppenhaus begegnet ist. Der erfahrene, man könnte auch sagen: schon recht betagte Pädagoge hat es nicht leicht, betreut er doch nur vertretungsweise die noch nach Geschlechtern getrennten Schüler. Besonders zwei ziemliche Rabauken, Schorsch Spengler und Franz Krüger, die nur Unsinn im Kopf zu haben scheinen, bereiten ihm Probleme. Aber nicht nur ihm: Vera, die einen Sitzplatz neben ihrer bald besten Freundin Gerda erhält, gerät sogleich mit ihnen in Streit. „Der Zeigestock ist ein Lehrmittel“, empört sich die Neue - und kein Jonglage-Spielzeug. In der Gesangsstunde nerven sie die Musiklehrerin mit Turnübungen hinter den halbreisförmig aufgestellten Mitschülern. Als sich Vera abends daheim bei ihren Eltern beschwert, plädiert ihr Vater für Handfestes: „Jacke vollhauen“ sei zu seiner Jugend ein probates Mittel gewesen, solche Blödmänner ruhig zu stellen. Was seine etwas altkluge Tochter für obsolet hält: „Prügel sind immer rückschrittig.“

Schorsch und Franz kommen ‘mal wieder zu spät zum Schulbeginn. Was niemand ahnt: die Jungs sind begeisterte Dampflok-Freunde und legen stets einen Zwischenstopp auf der Eisenbahnbrücke ein, um auf die Durchfahrt eines Zuges zu warten. Hat der Verspätung, verspäten sie sich auch. In der Schule sind sie ganz gut, Schorsch besonders in Physik und Franz in Mathematik. Weshalb Vera und Gerda die beiden für die Technik-AG der Jungen Pioniere begeistern wollen – nach einem Gespräch bei der noch daheim im Krankenstand weilenden eigentlichen Klassenlehrerin der 7c, Ellen Hellberg, die auch Pionierleiterin der Schule ist. „Pioniere müssen dem Lehrer helfen“ gibt sie den Mädchen mit auf den Weg. Und Walter, dem strebsamen, in der Schule nur „Professor“ genannten Jungpionier, der stets als Einziger unter den Jungen in der Klasse täglich in JP-Uniform erscheint, gibt die junge Ellen Hellberg zu bedenken. „Jeder Mensch hat seine guten Seiten, man muss sie nur entdecken.“

Weshalb sie auf der nächsten Zirkel-Versammlung der JP das Versprechen abgeben, Schorsch und Franz „zu richtigen Menschen zu erziehen.“ Herr Krüger, Arbeiter in den Werkstätten und Vater von Franz, hätte das nicht für nötig gehalten: Er gibt sich zwar immer etwas grummelig, spendiert beiden Jungs dann aber seinen einzigen Regenschirm, weil sie die Metallbügel zum Bau eines Kohlekran-Modells benötigen. Bei ihm daheim entsteht seit geraumer Zeit eine ganze Miniatur-Eisenbahn-Welt – möglichst maßstabgetreu von Schorsch entwickelt. „Seid bereit!“ – „Immer bereit!“: Die Klassenkameraden schwärmen aus, um den Alltag der beiden Jungs zu beobachten und Anknüpfungspunkte für etwaige Interessen zu finden. Vera belauscht sie beim Fachsimpeln über Eisenbahnen und bringt Schorsch, dessen älterer Bruder Fritz gerade als bester Jung-Aktivist der Eisenbahn-Werkstätten ausgezeichnet worden ist, ein von ihrem Vater mitgebrachtes reich illustriertes Heft über Eisenbahnen. Als das FDJ-Mitglied Fritz Spengler vor der Klasse einen Vortrag hält, auch über die Notwendigkeit zur Erfüllung des Fünfjahresplans, fordert er am Ende die Schüler auf: „Baut mit uns ein besseres Leben!“ Der Vorsitzende der Betriebsgewerkschaftsleitung ist so begeistert, dass er alle Kinder zur Besichtigung des Lokomotivwerks einlädt.

Während der eifersüchtige Franz schmollend den Klassenausflug verpasst und sogar damit droht, die ganze Modellbahnanlage kaputtzuschlagen, darf Schorsch aufgrund seines enormen Fachwissens sogar auf dem Führerstand der Dampflok mitfahren, deren technische Details Veras Vater minutiös schildert. Was einige Schüler verwundert, ist Herr Wilder noch Kulturdirektor. Aber auch gelernter Eisenbahnschlosser, der, wie er den Kindern erzählt, bei den Nazis im Knast gesessen hat und nun am Aufbau des sozialistischen Deutschland in neuer Position mitwirkt. Als Schorsch von dem Vorhaben seines Freundes erfährt, schickt er Spinne, um die anderen zu alarmieren. Alle staunen Bauklötze über die Modelle ihn Krügers Wohnküche. Sie sollen, da sind sich alle einig, baldmöglich in der Goethe-Schule ausgestellt werden…

„Vorwärts muss sich unsere Erde drehen“ singt die Klasse 7c am Ende des ansteckend optimistischen Aufbaufilms der noch jungen DDR, mit 4,4 Millionen Zuschauern nicht nur einer der ersten, sondern auch erfolgreichsten Kinderfilme der Defa. Die drei Dutzend Schweriner Kinder-Darsteller wurden während der Dreharbeiten zunächst in einer Villa ihrer Heimatstadt, später in einer Jugendherberge vor den Toren Berlins untergebracht und unterrichtet. Wie der langjährige Defa-Vorstand Ralf Schenk berichtet, hat sich die Filmklasse 2015 beim Schweriner Filmkunstfest noch einmal getroffen.

Anfang und Ende: Der auf Agfacolor gedrehte Farbfilm war das Defa-Debüt des 21-jährigen Dramaturgen Wolfgang Kohlhaase als Drehbuchautor und zugleich der letzte Defa-Film des Regisseurs Wolfgang Schleif. Er musste kurz vor der Uraufführung die Babelsberger Studios verlassen, weil er sich mehrfach darüber beklagt hatte, als West-Berliner nur in Ost-Währung (Deutsche Mark der Deutschen Notenbank) bezahlt zu werden, die er daheim im Kurs 7:1 in D-Mark umtauschen musste, und nicht bereit war, mit seiner Familie in den Ost-Teil der noch offenen Stadt umzusiedeln. Schleifs West-Durchbruch war zwei Jahre später der Heimatfilm „Die Mädels vom Immenhof“.

Pitt Herrmann

Credits

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Dramaturgie

Standfotos

Bauten

Bau-Ausführung

Kostüme

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
2522 m, 92 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Agfa Wolfen, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 26.06.1953, Berlin, Babylon, Defa-Filmtheater Kastanienallee

Titel

  • Originaltitel (DD) Die Störenfriede
  • Weiterer Titel (DD) Junge Pioniere, Kinder der neuen Zeit

Fassungen

Original

Länge:
2522 m, 92 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Agfa Wolfen, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 26.06.1953, Berlin, Babylon, Defa-Filmtheater Kastanienallee