Fast ein Held

BR Deutschland Jugoslawien 1966/1967 Spielfilm

Inhalt

In Rainer Erlers Spielfilmdebüt bereist der deutsche Tourist Karl Küppes das französische Bergdorf Les Molinettes und erinnert sich an seine Geschichte. 1944 ist er als Besatzungssoldat im Schreibstubendienst stationiert, verpasst aber den Abmarsch seiner Truppe an die Ostfront. Er bleibt alleine zurück und erklärt sich selbst zum Besatzungskommandanten. Die Einwohner stehen ihm bald durchaus wohlwollend gegenüber, denn mit seiner Schreibstubenausrüstung verhilft er ihnen zu allerhand Vergünstigungen. Nach der Landung der Alliierten distanzieren sie sich von ihm und überlassen ihn der standesrechtlichen Verurteilung, doch Küppes hat Glück: Kurz vor dem Hinrichtungsvollzug ist der Krieg vorbei.

 

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Falk Schwarz
Dieser Held ist kein Held
Sieht so Frankreich aus? Kann die Gegend zwischen Avignon und Pradel, also im Südosten des Landes, so abgeranzt aussehen wie hier? Mit Dörfern, denen jeglicher Charme fehlt? Natürlich nicht, denn dieser Film wurde in Jugoslawien gedreht, mit Komparsen aus dem Dorf, die bei aller Toleranz eben nicht französisch aussehen, obwohl zugegeben werden muss, dass die Synchonisation zwischen deutsch und französisch sehr dicht gestaltet wurde. So ist dieses Erstlingswerk von Rainer Erler eher ein Test für die geografischen Kenntnisse des Zuschauers. Was soll eine solche Klitterung? Wenn ein Film in Frankreich spielt und vor allem von Aussenaufnahmen lebt, dann sollte er auch dort gedreht werden. Oder man lässt das Ganze. Ausserdem hat der Film durch den Schnitt etwas ausgesprochen Zappeliges, die Kamera fährt so nahe an die Gesichter der Menschen, dass das Detail wichtiger wird als die Übersicht. Totalen gibt es viel zu selten (vermutlich, um die Illusion „Frankreich“ zu wahren). Der arme Martin Held war nicht gut beraten, sich auf diese Mini-Story einzulassen. Vom ganzen Habitus und von der Ausstrahlung her ist er eben kein einfacher Obergefreiter, der plötzlich ungeahnte Kräfte entwickelt, sondern eher der Typus General. So ist seine abenteuerliche Fahrradfahrt durch die Landschaft, um seine Truppe wieder einzuholen, ein hoffnungsloser Irrweg, den wir zweifelnd mitverfolgen. Er findet nicht in die Rolle und sein rheinischer Dialekt, den er nur zögerlich einsetzt, klingt alles andere als authentisch. So spricht jemand, der die Bühnenhochsprache gewöhnt ist. Erst als die Franzosen gesiegt haben und sich alle im Dorf gegen ihn wenden, die vorher seine besten Freunde waren, da entsteht eine Szene, die sich einprägt. Die Deutschen haben den Krieg verloren - da schlägt ihnen die ganze Verachtung der Franzosen entgegen. Eine kleine Schwejkiade mit dem großen, aber leider fehlbesetzten Schauspieler Martin Held. Fazit? Dieser Martin ist nur fast ein Held.

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • Kastav und Opatja, Istrien
    • Kastav und Opatja, Istrien
Länge:
2572 m, 94 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Eastmancolor, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 26.04.1967, 37274, ab 12 Jahre / nicht feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 22.08.1967, Berlin, Gloria-Palast

Titel

  • Originaltitel (DE) Fast ein Held
  • Untertitel Die Abenteuer des braven Kommandanten Küppes
  • Arbeitstitel Der Kommandant
  • Arbeitstitel Der Kommandant von Molinette

Fassungen

Original

Länge:
2572 m, 94 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Eastmancolor, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 26.04.1967, 37274, ab 12 Jahre / nicht feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 22.08.1967, Berlin, Gloria-Palast