Credits
Regie
Darsteller
Produktionsfirma
Alle Credits
Regie
Darsteller
Produktionsfirma
Länge:
35 min
Bild/Ton:
Farbe, Mono
Aufführung:
Uraufführung (DD): 09.11.1980, DDR-TV
Titel
- Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
- Originaltitel (DD) Zeuge gesucht
Fassungen
Original
Länge:
35 min
Bild/Ton:
Farbe, Mono
Aufführung:
Uraufführung (DD): 09.11.1980, DDR-TV
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
Schnitt. Im „Wilden Schwan“ setzt sich ein offenbar gelangweilter junger Mann an den mit dem Schild „Privat“ gekennzeichneten Tisch unweit des Tresens. Fred Hübner (Frank Lienert), der nur Sohni genannte Schwiegersohn des Wirtes Klaus Radtke (Günter Wolf), fühlt sich fehl am Platze als Gatte von Doris (Margot Busse), die einmal die florierende Wirtschaft übernehmen soll. So ist er froh über die Abwechslung des Alarms im benachbarten Werk.
Auf den ersten Blick sieht alles nach einem Arbeitsunfall aus. Weil die Teile zum Neubau einer Werkshalle vom Volkseigenen Betrieb Fertigbau nicht rechtzeitig geliefert worden sind, mussten die neuen, schweren Maschinen in dem alten Gebäude zwischengelagert werden. Was die Tragfähigkeit des Bodens offenbar überforderte. Der Werkdirektor (Günter Junghans) und der Sicherheitsinspektor (Peter Bause) können sich den Einsturz nicht erklären, hat doch Kulle selbst die Decke vor einem halben Jahr erneuert.
Bei genauerer Untersuchung stellt sich heraus, dass die alten Balken nur gewendet statt durch neue ersetzt worden sind. Die Ermittlungen der Kriminaltechnik ergeben weiter, dass Kulle schon tot war, als er unter Holz und Steinen begraben wurde: Erschlagen durch eine Eisenstange oder einen entsprechenden Gegenstand. Auch Kampfspuren werden nachgewiesen. Hauptmann Peter Fuchs (Peter Borgelt) und Leutnant Vera Arndt (Sigrid Göhler) vermuten, dass der Mord geschah, um die Unterschlagung von sechs Kubikmeter Holz im Wert von etwa 6.000 Mark zu vertuschen.
Kuhls Witwe Hanne (Barbara Dittus) kann sich keine „krummen Dinger“ ihres Gatten vorstellen, zumal sie keine finanziellen Sorgen hatten. Sie habe freilich in den letzten Wochen bemerkt, dass Kulle nur noch ungern zur Arbeit gegangen ist. Plötzlich meldet sich Fritz Hübner, Kraftfahrer beim VEB Trakoma, bei den Kriminalisten: Er könne nicht länger zusehen, wie man seinen väterlichen Freund und Förderer Kulle der Unterschlagung verdächtig. Er und Hanne hätten ihn damals beherbergt und wie einen eigenen Sohn aufgenommen: „So’n richtiges Familienleben habe ich mir immer gewünscht.“
Er habe, damals noch heimlich mit der Gastwirtstochter Doris liiert, immer von einem eigenen Haus geträumt. Und diesen Traum dann konsequent mit Überstunden am Steuer und abendlichem Kellnern im Gasthaus verfolgt, als die Liaison aufflog und er zu den Schwiegereltern Klaus Radtke und dessen Gattin (Ingrid Rentsch) ins „Museum“ ziehen musste. Kulle habe ihn dabei unterstützt, das nur „Bruchbude“ genannte kleine Häuschen einer ins Altersheim gegangenen Witwe zu renovieren – auch mit besagtem Holz. Weshalb Fritz Hübner sich nun vorwirft, Kulle umgebracht zu haben.
„Wir haben keine Zeugen“ resümiert Hauptmann Fuchs resigniert. Dabei müssten, so der VP-Genosse Harry Reis (Peter Friedrichson), doch Schliese und Uhlig, die unmittelbar vor dem Lagerhaus auf die Materialanlieferung warteten, etwas gesehen haben. Bei einem Ortstermin verwickelt sich „Schlitzohr“ in Widersprüche, auf die Spur des wahren Täters aber kommt die Kripo über die Uhr des Opfers, die nur scheinbar die exakte Unfall- und Todeszeit angezeigt hat…
Der 68-minütige Kriminalfilm „Zeuge gesucht“ ist unter der Produktionsleitung Erich Biedermanns vom 12. Februar bis 20. März 1980 in Berlin und Umgebung gedreht worden. Regisseurin Vera Loebner hat nach einem Szenarium von Ulrich Waldner zum einen die vor allem aus Materialknappheit resultierenden Probleme der DDR-Planwirtschaft thematisiert. Zum anderen aber ein für die populäre TV-Reihe „Polizeiruf 110“ unübliches ausführliches Psychogramm eines Protagonisten gezeichnet: „Sohni“ hat, da ohne eigene Angehörige, die familiäre Geborgenheit auch bei Doris gesucht. Zunächst vergeblich, ihr Vater hat sie sogar zu einer Abtreibung gezwungen und zur Scheidung geraten. Am Ende aber, soviel darf verraten werden, hat Doris sich von ihrem Elternhaus emanzipiert – und holt ihren Gatten bei seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft ab…
Pitt Herrmann