Insgesamt sieben Auszeichnungen wurden bei der feierlichen Preisverleihung am Sonntag, 23. April, im Festivalzentrum vergeben. Der Regionale Langfilmpreis wurde erstmals geteilt.
In der Sektion Regionaler Langfilmpreis traten sieben Filme an, die mit der Region Hessen und Rhein-Main verbunden sind. Den Preis vergaben Laura J. Padgett, Thorsten Schaumann und Nikias Cryssos. Da Liebe viele Formen annehme, habe man sich entschieden, den Preis auf zwei Gewinner-Filme aufzuteilen, so die Jury. Das gab es in der Festival-Geschichte noch nie. Gewonnen haben sowohl "Einzeltäter Teil 3 – Hanau" als auch "Fitness California – Wie man die extra Meile geht". In der Jurybegründung zur Hanau-Dokumentation des gebürtigen Frankfurters Julian Vogel heißt es: "Ein Film, der von Abwesenheit erzählt und sie spürbar macht. Der mit großer Dringlichkeit den Hinterbliebenen des rassistischen Terroranschlages in Hanau vom 19. Februar 2020 ein Gesicht gibt, eine Stimme verleiht und ihre Präsenz im privaten sowie öffentlichen Raum zeigt." "Fitness California" (Regie: Nadine Zacharias) porträtiert ein Freiburger Fitnessstudio und seine langjährigen Stammgäste. Der Film, so die Jury, "zeigt mit Kinobildern die Liebe in der Freundschaft und den Gemeinschaftssinn, die essentiell für den Zusammenhalt einer Gesellschaft sind." Dies spiegelte sich auch im Kinosaal an der ausgelassenen Stimmung des Publikums wider. Der mit 3.000 Euro dotierte Regionale Langfilmpreis wird mit freundlicher Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung vergeben.
Regionaler Kurzfilmpreis und das „Filmhaus-Gerippte"
Der mit 1.000 Euro dotierte Regionale Kurzfilmpreis ist ebenfalls eine Würdigung des hiesigen Filmschaffens. Der LICHTER-Bembel in dieser Kategorie geht an "It is quiet here" von Olena Podolianko und Novruz Hikmet. Produziert von Plotlessfilm aus Wiesbaden und gefördert von der HessenFilm und Medien GmbH, erzählt der Film sensibel und unaufdringlich von einem Pärchen in der Ukraine inmitten des dort tobenden Krieges. Eine Lobende Erwähnung von der Jury bekam "Pacific Club" von Valentin Noujaïm.
Erstmals in diesem Jahr wurde das "Filmhaus-Gerippte", ein Nachwuchsförderpreis des Filmhauses Frankfurt, vergeben. Er geht an den Film "Zwischen uns beiden" von Benjamin Kessler, der mit emotionaler Reife und frei von Klischees von der Thematik des Schwangerschaftsabbruchs erzählt. Die Filmschaffenden dürfen sich über einen Seminar- und Technikgutschein über 500 Euro für das Filmhaus freuen, um das nächste Projekt voranzutreiben.
LICHTER Art Award
Der LICHTER Art Award, seit 13 Jahren fester Bestandteil des LICHTER Filmfest, ist ein Filmkunst-Wettbewerb, dessen Ausschreibung sich an Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt richtet. Dementsprechend ist die Ausstellung von fünf nominierten Arbeiten, die während der vergangenen Woche im Festivalzentrum anschaubar waren, international aufgestellt. Die Kuratorinnen und Kunsthistorikerinnen Liberty Adrien, Britta Färber und der freie Kurator Saul Judd zeichneten den Film "Machines don't die" von Eunhee Lee aus: "Ihre Arbeit ist ein Beweis für die Kraft der Videokunst, zum Nachdenken anregende und kraftvolle Botschaften zu vermitteln", ließ die Jury verlauten.
LICHTER VR Storytelling Award
Zum ersten Mal dieses Jahr ist der VR Storytelling Award des LICHTER Filmfests ein Publikumspreis. Sowohl bei den ausgebuchten VR-Screenings als auch den individuellen VR-Sichtungen konnten Besucher:innen im Anschluss an die Sichtungen der vier Werke ihren Liebling wählen. Gewonnen hat der Kurzfilm "You Destroy. We create | The war on Ukraine's culture" von Felix Gaedtke und Gayatri Parameswaran, der sein Publikum auf eine surrealistische Reise mit Motiven aus Märchen- und Science-Fiction-Welten mitnahm.
Jurypreis der Evangelischen Filmarbeit
Seit über 70 Jahren zeichnet die Jury der Evangelischen Filmarbeit jeden Monat einen aktuellen Kinofilm als "Film des Monats" aus. Für LICHTER vergab sie den Sonderpreis "Lila Bembel" an den Abschlussfilm des Filmfests, "20.000 Species of Bees" – Ein "unaufgeregt und feinfühlig" erzähltes Coming-of-Age-Drama, so die Jury. Die Preistrophäe, der lila Bembel, und 500 Euro Preisgeld gehen an die spanische Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren.
Publikumspreis
Den Publikumspreis erhielt "Elaha" aus der Sektion "Zukunft Deutscher Film": ein Film über die Deutsch-Kurdin Elaha, die lernen muss, mit ihren eigenen Widersprüchen umzugehen. Zwischen familiären Traditionen und sexueller Selbstbestimmung inszeniert Regisseurin Milena Aboyan mit ihrem Langfilmdebüt ein Coming-of-Age-Drama, das auf authentische Weise eine deutsch-kurdische Perspektive einnimmt. Mit einer Videobotschaft wendet sich Aboyan während der Preisverleihung an das Publikum: "Wir haben vor vier Jahren begonnen mit dem Ziel, von Menschen und Geschichten zu erzählen, die in der Film- und Fernsehlandschaft nach wie vor unterrepräsentiert sind. Mit so einem Preis wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind."
Der Film repräsentiere auch die Idee des Filmfests: "Mit einer ungeheuren Bandbreite an Filmen aus allen Ecken der Welt, aus der Region und Virtual-Reality-Filmerlebnissen, haben wir einmal mehr gemerkt, dass wir als Filmfestival einen gemeinschaftlichen Moment erschaffen können. Wir sind Mittler von unterschiedlichen Kulturen und Sichtweisen", erklärt Johanna Süß, die neben Schubert das Festival leitet.
Seit Dienstag, 18. April, bespielte die 16. Ausgabe des LICHTER Filmfest Frankfurt International die Kinos der Stadt mit über 70 Filmen: Internationale Lang- und Kurzfilme, die das Festivalthema "Liebe" auf unterschiedlichste Arten inszenierten; die Reihe "Zukunft Deutscher Film", in der Glanzlichter des deutschen Films gewürdigt werden, und ein regionales Lang- und Kurzfilmprogramm, das als Filmschau für Hessen und Rhein-Main fungiert. Darüber hinaus fanden die Ausstellung des LICHTER Art Awards mit internationaler Film- und Videokunst sowie Vorstellungen von Virtual-Reality-Filmen im Festivalzentrum "Massif Central" statt. Das für das Filmfest hergerichtete ehemalige Druckereigebäude wurde zum zentralen Anlaufpunkt für Filmfans sowie für Gäste des Branchenkongresses "Zukunft Deutscher Film", der parallel zum Festival stattfand.
Quelle: www.lichter-filmfest.de