Als vor 15 Jahren das LICHTER Filmfest gegründet wurde, galt die Aufmerksamkeit vor allem dem regionalen Filmwirken. Seitdem hat sich einiges getan: Neben den regionalen Filmwettbewerben wurde das LICHTER Filmfest um eine bundesdeutsche und eine internationale Sektion erweitert, kamen internationale Preise in den Bereichen Videokunst, Virtual Reality und neuerdings auch Augmented Reality hinzu.
Doch auch weiterhin ist der cineastische Blick auf Hessen und das Rhein-Main-Gebiet ein wesentlicher Bestandteil von LICHTER.
Ob aus Kassel, Marburg oder den Groß- und Kleinstädten des Rhein-Main-Gebiets, ob Genrefilm, fiktiver Dokumentarfilm oder irgendwas dazwischen: Zum 15. Jubiläum darf sich das Festival über ein umfangreiches und besonders vielseitiges Wettbewerbsprogramm freuen. Wie bereits im vergangenen Jahr erreichten das Frankfurter Filmfestival auch in den letzten Monaten wieder unzählige Einreichungen und nicht nur das: Die Auswahl an gelungenen Filmarbeiten war einmal mehr herausragend, so dass die Auswahlkommission alle Hände voll zu tun hatte. Ergänzt wird das diesjährigen Wettbewerbsprogramm durch ein Sonderprogramm, bei dem sowohl eine restaurierte Fassung des vor 40 Jahren erschienenen Dokumentarfilms "Keine Startbahn West" als auch die illustre Sammlung historischer Imagefilme aus Frankfurt namens "Bauten, Bürger und ein Bembel" zu sehen sein wird.
Eröffnet wird der Regionale Langfilm-Wettbewerb am Mittwoch, den 11.05., im Mal Seh’n Kino mit einem lustvollen Plädoyer für die Streitkultur: RP Kahls Reenactment-Film "Als Susan Sontag im Publikum saß" überführt die legendäre New Yorker Townhall-Debatte feministischer Denkerinnen in unsere Gegenwart. Daraufhin feiert am gleichen Ort der Dokumentarfilm "Demnächst auf VHS" des Treburer Regisseurs André Rößler seine Weltpremiere. Rößler nimmt sein Publikum mit auf eine Video-Zeitreise in die 80er-Jahre. Eine Hommage an Rip-Off- und Trash-Filme und die Videotheken-Ära. Mit von der Partie sind u.a. der Gründer der weltältesten Videothek, Eckhard Baum aus Kassel, Henni Nachtsheim vom hessischen Comedy-Duo Badesalz oder der prominente Mainzer Regisseur Uwe Boll.
Am Donnerstag, den 12.05, folgen zwei weitere Dokumentarfilme, die beiderseits ihre Weltpremiere feiern. Im Cantate-Saal, wo das Filmfestival sein Zentrum hat, beleuchtet "Fritz Bauers Erbe" den Gerichtsprozess gegen den 95-jährigen Johann R. aus Perspektive der Frankfurter Ausschwitzprozesse, die 1963 unter dem damaligen hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer begannen. Johann R. war als SS-Mann im Konzentrationslager Stutthof Teil der Lageraufsicht und musste sich erst 2018 wegen Beihilfe zum Mord in hunderten Fällen verantworten. Im Bockenheimer Studierendenkino Pupille wird der Dokumentarfilm "We Chechens" des Wiesbadener Regisseurs José Malinowski gezeigt, der von frappierender Aktualität ist: Malinowski begleitet fünf Menschen, die vor dem von Russland zwischen 1994 und 2009 geführten Tschetschenien-Krieg nach Deutschland geflohen sind.
Freitag, den 13.05, zeigt das LICHTER Filmfest ganz im Sinne des Unglückstags den schwarzhumorigen Echtzeit-Thriller "Ach Du Scheiße" im Eldorado Filmtheater. Gedreht in Offenbach, erzählt der Film von der Befreiungsodyssee eines Architekten, der blutverschmiert in einem Dixie-Klo aufwacht, während draußen der Countdown zu einer Abrisssprengung läuft. Ein Film kultig wie das Dixie-Klo selbst! Im Mal Seh'n Kino läuft an diesem Tag "Wettermacher", Stanislaw Muchas neuer Dokumentarfilm, für den er drei Meterolog*innen unweit des sibirischen Polarmeers begleitete. Auf der dortigen Wetterstation "Chodowaricha" beobachten sie das Wetter und wir sie: Ein im Tschetschenienkrieg traumatisierter Berufssoldat, seine Frau, die ihrem gescheiterten Leben den Rücken kehrte, und deren beider krebserkrankter Chef.
Ein erstaunliches Erstlingswerk mit Weltpremierenstatus gibt es mit "Brennnesselbad" am Samstag, den 14.05., im Cantate-Saal zu sehen. Die Gemeinschaftsarbeit dreier Studierender der Filmhochschule Darmstadt erzählt vom Erwachsenwerden als Ausbruchsversuch, dargestellt als wandernde Suche. In konsequenter Analogie zu dieser entstand das Drehbuch erst während der Dreharbeiten. Ebenfalls sein Langfilmdebüt gibt der Bensheimer Regisseur Frédéric Hambalek im Eldorado Filmtheater mit dem vor allem in Wiesbaden gedrehten Film "Modell Olimpia". Ein junger Student leidet unter obsessiven Gewalt- und Todesfantasien. Seine verzweifelte Mutter versucht ihm zu helfen, indem sie ihn einem strengen, selbsterfundenen Therapieprogramm unterwirft.
Am Abschlusstag des Festivals, Sonntag den 15.05., wird bereits in den Vormittagsstunden im Kino des DFF der Dokumentarfilm "Gemeinsam Nüchtern" gezeigt – eine weitere Weltpremiere. Der Kasseler Regisseur Fabian Schmalenbach porträtiert darin den bei Marburg liegenden Hof Fleckenbühl, der mit kontroversen Methoden versucht, Suchterkrankten Menschen einen Weg heraus aus der Sucht zu ebnen. Schließlich läuft im Mal Seh'n Kino das Transmediaprojekt "Youth Topia" der Frankfurter sehstern Filmproduktion, das phasenweise durch Videos dominiert wird, die während des Drehs von den Darsteller:innen mit ihren Smartphones gefilmt und gestreamt wurden.
Bisher feststehende Jurymitglieder für den Regionalen Langfilmwettbewerb sind die Regisseurin und Kamerafrau Antonia Kilian und die Schauspielerin Barbara Philipp, die in den vom Hessischen Rundfunk seit 2009 produzierten Tatort-Folgen in der Rolle der Magda Wächter an der Seite von Ulrich Tukur spielt. Die Jury des regionalen Kurzfilmwettbewerbs besteht aus dem mehrfach ausgezeichneten Regisseur Peter Meister, dem Produzenten Karl-Eberhard Schäfer, dessen letzter Spielfilm "Immer der Nase nach" ist und Filmemacherin Alexandra Gramatke, Mitglied der thede, einem Hamburger Kollektiv von Dokumentarfilmer*innen und seit 2008 Geschäftsführerin der Kurzfilm Agentur Hamburg.
Die Veranstalter*innen bedanken sich bei Ihren Hauptförderern und Sponsoren, der HessenFilm und Medien, dem Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main und dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain, ohne die das LICHTER Filmfest Frankfurt International nicht zustande kommen würde.
Quelle: www.lichter-filmfest.de