Die Berlinale hat ein neues Konzept entwickelt, um auch in Zeiten der Pandemie für die Kultur deutlich Flagge zeigen zu können und fokussiert deshalb auf Kinovorführungen in den Berlinale-Spielstätten. Vorrang hat bei allen Veranstaltungen die Sicherheit des Publikums und die strenge Einhaltung der geltenden Hygiene-Regeln.
Nach den jüngsten Beschlüssen des Bundes und des Berliner Senats wurden die bereits entwickelten Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen nochmals überprüft, so dass das Festival 2022 als 2G-Plus-Veranstaltung (zusätzliche Masken- und Testpflicht) in Präsenz organisiert werden kann.
Die Berlinale hat ihr Format und Konzept pandemiebedingt entsprechend verändert: Das Festival startet am 10. Februar mit der feierlichen Eröffnung im Berlinale Palast. Danach werden bis 16. Februar angereiste Filmteams bei den Premieren ihre Filme in den verschiedenen Berlinale-Kinos persönlich dem öffentlichen und akkreditierten Publikum vorstellen. Die Preisverleihung mit den Goldenen und Silbernen Bären sowie dem GWFF Preis Bester Erstlingsfilm und dem Berlinale Dokumentarfilmpreis wird am Abend des 16. Februar stattfinden. Das Angebot des seit Jahren sehr beliebten "Publikumstags" wird 2022 auf vier Tage erweitert: Vom 17.bis 20. Februar wird es Wiederholungsvorführungen in allen Berlinale-Kinos (zum regulären Einheitspreis von 10 Euro) geben.
Das Konzept sieht neben einer Verkürzung des von Präsentationen geprägten Teils des Festivals auch die grundsätzliche Reduktion der Platzkapazitäten in den Berlinale-Kinos auf 50 Prozent vor. Pandemiebedingt werden Partys und Empfänge nicht stattfinden können, für Filmteams wird es jedoch nach wie vor in einem reduzierten Format die Auftritte auf dem Roten Teppich am Berlinale Palast in Anwesenheit der Presse oder in weiteren Premierenkinos geben, die einen Hauch traditioneller Festivalatmosphäre schaffen.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth: "Wir wollen die Berlinale möglich machen und nach dem Stand der Überlegungen heute können wir das erreichen. Wir wollen mit dem Festival ein Signal an die gesamte Filmbranche, an die Kinos und Kinogänger und die ganze Kultur setzen. Wir brauchen das Kino, wir brauchen die Kultur. Natürlich geht das in den heutigen Zeiten nur mit schmerzhaften Einschnitten und mit dauernder Wachsamkeit. Die Pandemielage ist dynamisch und die Berlinale passt sich den Herausforderungen an. Wir helfen, wo wir können und ich danke dem Bundesminister der Finanzen, aber auch vielen anderen engagierten Kolleginnen und Kollegen in der Bundesregierung und im Parlament für ihre Unterstützung. Ich danke auch dem Land Berlin und ganz besonders den Gesundheitsbehörden und der Gesundheitssenatorin, dass sie die Berlinale auf diesem Weg so engagiert begleitet. Ganz besonders danke ich der Berlinale-Leitung, dass sie sich gemeinsam mit uns auf diesen Weg gemacht hat, und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Berlinale für ihr Durchhaltevermögen und ihr enormes Engagement, ohne die die Berlinale 2022 nicht stattfinden könnte."
Das Leitungsduo der Berlinale, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian: "Wir sind uns der Herausforderungen bewusst, die durch den unberechenbaren Verlauf der Pandemie entstehen. Gleichzeitig meinen wir, dass die Kultur eine so elementare Rolle in der Gesellschaft spielt, dass wir den Aspekt nicht aus den Augen lassen möchten. Wir möchten unserem Publikum und den Filmemacher*innen auch in Pandemiezeiten Festivalvorführungen ermöglichen. Mit dem neuen Konzept konzentrieren wir uns ganz auf das Kinoerlebnis und reduzieren die Gruppenbildung. Es ist wichtig, mit diesem geänderten Konzept dem Publikum und den Filmteams das Gemeinschaftserlebnis Kino bei gleichzeitiger Reduzierung der Begegnungen und unter Einhaltung der Corona-Regeln zu ermöglichen. Den internationalen Gästen liegt viel daran, ihre Arbeiten vor Ort vorzustellen."
Der Festivalablauf bis zum 16. Februar umfasst auch Pressekonferenzen und Photo-Calls zu einzelnen Filmen. Die Preisverleihung des Goldenen Ehrenbären an Isabelle Huppert (15.02.) und die Vorstellung der European Shooting Stars (14.02.) werden in diesem verkürzten Zeitraum ebenfalls in Präsenz stattfinden.
European Film Market, Berlinale Co-Production Market, Berlinale Talents und World Cinema Fund gehen online
Während das Festival physische Kinobesuche auch in Pandemiezeiten so sicher wie irgend möglich organisieren wird, gibt es für die Organisation des EFM im Gropius Bau sowie weiterer Meeting-getriebener Präsenzangebote größere Hürden. Aufgrund der aktuellen pandemischen Bedingungen wird der European Film Market (10.-17.02.2022) rein digital umgesetzt, auch der Berlinale Co-Production Market (12.-16.02.2022), Berlinale Talents (12.-17.02.2022) und der World Cinema Fund Day werden digital umgesetzt.
EFM-Direktor Dennis Ruh: "Die Entscheidung zur rein digitalen Umsetzung des EFM 2022 ist uns außerordentlich schwergefallen. Das große Bedürfnis nach physischer Begegnung der Vertriebsbranche zeigte sich in der sehr starken Buchungslage von Standflächen, Markt-Akkreditierungen und physischen Marktvorführungen. Die hohe Begegnungsfrequenz in regulärem Messebetrieb ist derzeit jedoch nicht herstellbar. Wir setzen daher auf unsere digitalen Angebote, die sich bereits im letzten Jahr für das Messegeschäft on remote bewährt haben."
Die digitalen Angebote des EFM setzen sich aus der Angebotspräsentation der Aussteller*innen an virtuellen Ständen, digitalen Marktvorführungen, dem "Berlinale Series Market", Networking-Formaten und dem Konferenzprogramm "EFM Industry Sessions" zusammen, das in diesem Jahr unter dem Titel "Shaping Change" steht. Details zum Programm werden in den kommenden Wochen bekanntgegeben.
Der Berlinale Co-Production Market hält seine Meetings, Talks und Netzwerkveranstaltungen 2022 online ab, um physische Kontakte zu begrenzen und gleichzeitig eine effiziente und entspannte Meeting-Situation herzustellen, bei der auch diejenigen Teilnehmer*innen mitmachen können, die nicht reisen können oder möchten. "Wir bedauern sehr, dass wir einander nicht persönlich treffen können. Aber unsere positive Erfahrung aus dem vergangenen Jahr macht uns zuversichtlich, dass wir eine erfolgreiche Onlineversion fahren können", sagt die Leiterin des Berlinale Co-Production Market, Martina Bleis.
Berlinale Talents (12.-17.02.2022) lädt die 200 ausgewählten Talente aus über 70 Ländern ausschließlich zur digitalen Teilnahme an Veranstaltungen und Netzwerkangeboten ein. Ausgewählte Talks werden wie auch schon im Vorjahr einem breiten öffentlichen Publikum als Stream, sowie - sofern zulässig - in stark begrenztem Maße auch lokalen Besucher*innen vor Ort in Berlin zugänglich sein.
Der World Cinema Fund, der mit seinem zunehmend differenzierten Förderprogramm (WCF, WCF Europe, WCF Africa, WCF ACP) ganzjährig erfolgreich die Filmproduktion in filminfrastrukturell schwachen Regionen unterstützt, wird die Präsentationen und Talks des alljährlichen WCF Day (Termin wird noch bekannt gegeben) ebenfalls digital anbieten. "Nach dem Fokusthema 2021, 'Decolonising Cinema', werden wir im Rahmen des WCF-Days 2022, u.a. weitere Dekolonisierungsstrategien in der Filmbranche erörtern", sagt WCF-Leiter Vincenzo Bugno.
Quelle: www.berlinale.de