Beim 67. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg, das am Sonntag zu Ende ging, wurden am Samstag die von der Jury ausgewählten Preisträger in einer festlichen Zeremonie ausgezeichnet.
Die internationale Jury des Filmfestivals - bestehend aus Liane Jessen, Michel Demopoulos und María Monserrat Sánchez Soler – hat den "Grand Newcomer Award Mannheim-Heidelberg" für den besten Spielfilm an "Orange Days" von Arash Lahooti (Iran) vergeben:
"Das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg hat dieses Jahr besondere Frauenfiguren in den Fokus gerückt. Viele dieser Charaktere sind keine klassischen Heldinnen, die eine Heldenreise bestimmen, avancieren und bestehen, sondern sind Heldinnen des Alltags, die ihr Überleben unter widrigen Umständen meistern. Ob Alter, Armut, nicht gelungene Beziehungen oder eine Gesellschaft, die gegen Frauen eingestellt ist, diese Filme beschreiben einen begeisterten Widerstand gegen diese Umstände. Unser 'Grand Newcomer Award Mannheim-Heidelberg' gilt einem Film, in dem eine Frau – nicht jung, nicht schön, nicht freundlich – mit all ihrer Kraft versucht, ihr Leben zu leben – und dies in einem Land, in dem dies Frauen nicht ohne weiteres gestattet ist. Der Realismus dieses Films zeigt uns eine Welt, in der weibliche Träume keinen Platz haben, sondern nur der Kampf gegen das System Möglichkeitsräume für Frauen eröffnet. In diesem Sinn ist dieser Film mit seiner unvergleichlichen Hauptdarstellerin Hadieh Tehrani der Gewinner des diesjährigen 'Grand Newcomer Awards Mannheim-Heidelberg'."
"Talent Award Mannheim-Heidelberg" für den besten unkonventionell erzählten Spielfilm an "The Fireflies Are Gone" von Sébastien Pilote (Kanada):
"Der 'Talent Award Mannheim-Heidelberg' geht an einen unkonventionell erzählten Spielfilm. Unter 'unkonventionell erzählt' sollten nicht nur schwierige Arthouse-Dramaturgien fallen, die ihre Geschichte verrätselt erzählen, sondern auch solche, die 'the good old story' anders erzählen. Dieses Jahr fiel die Wahl auf einen Film, der seine ungewöhnliche Narration an einem sehr normalen Gegenstand bezieht – die romantische Liebe zwischen Mann und Frau. Der Film vermeidet diese Möglichkeit, stattdessen erzählt er sehr elegant die Möglichkeiten und Tiefen einer Freundschaft zwischen Mann und Frau. Dies zu zeigen, macht den Film außerordentlich in der Bewältigung seines Coming of Age."
"Special Jury Award Mannheim-Heidelberg" für eine außergewöhnliche Leistung an Christian Malheiros in "Socrates" (Brasilien):
"Eine Jury sieht viele Filme. Wenn unter diesen Eins bleibt, das man nicht vergisst, ist es meist ein Gesicht. In diesem Fall ist es das Gesicht von Christian Malheiros in dem brasilianischen Film 'Socrates'. Den Kummer, die Lebensfreude und die Hoffnung in diesem Gesicht – und sein Kampf im Großstadt-Dschungel São Paolo, vergisst der Zuschauer nicht mehr."
"Special Mention Mannheim-Heidelberg" für bedeutende Leistungen in der Darstellung, Bildführung, Musik, Montage etc. an Vivian Wu in "Dead Pigs" (China):
"Episodenfilme haben die Eigenschaft, ein gesellschaftliches Umfeld, eine Stadt oder ein Land von vielen verschiedenen Facetten zu zeigen. Manchmal gibt es in diesen Filmen aber einen Anker, ein inneres Herz, um den sich alle Geschichten herum positionieren. Die Schauspielerin Vivian Wu, die die Friseurin in dem chinesischen Festival-Beitrag 'Dead Pigs' spielt, zieht alle Aufmerksamkeit, alle Aktionen und alles Licht auf sich. Sie ist eine einmalige und unvergessliche Filmfigur, die von ihrer Schauspielerin kongenial verkörpert wird."
Der Internationale Filmkritiker-Preis, vergeben durch die FIPRESCI-Jury – Martin Botha (Südafrika), Marina Kostova (Mazedonien) und Martin Wolkner (Deutschland) – geht an einen Film aus dem Wettbewerb:
"Orange Days" von Arash Lahooti (Iran)
"Die FIPRESCI-Jury zeichnet 'Orange Days' von Arash Lahooti mit dem Preis der internationalen Filmkritiker aus. Ausgehend von einem Drehbuch, das Lahooti mitgeschrieben hat, fängt der Filmemacher goldrichtig zurückhaltende Schauspielleistungen in einem technisch und formal herausragenden Drama ein. Er bricht die Form des Kampfes eines Individuums gegen Hindernisse, indem er eine Frau porträtiert, die auf dem ökonomisch angespannten und männlich dominierten Land vom Iran, ihr Schicksal in die eigene Hand nimmt. Die Jury lobt den klassischen Ansatz und die visuelle Geschlossenheit."
Der Preis der Ökumenischen Jury vergeben durch die Ökumenische Jury – Dr. Sofia Sjö (Vorsitz/Finnland), Annette Jungen-Rutishhauser (Schweiz), Lothar Strüber (Deutschland), Ildima Nevelös-Forgács (Ungarn) und Dr. Viktor Kókai-Nagy (Ungarn) – geht an einen Film aus dem Wettbewerb:
"Orange Days" von Arash Lahooti (Iran)
"Der Preis der Ökumenischen Jury geht an einen Film des Programms, der seine Stärke aus dem Kümmern und Sorgen für andere Menschen zieht, mit dem Risiko, selbst alles zu verlieren, um ein echter Partner zu sein und eine echte Familie gegen alle Widerstände zusammenzuhalten. Mit einfachen aber visuell ansprechenden Bildern, Nahaufnahmen, die die Schauspieler herausstellen und eine Dramaturgie, die Suspense, Tragödie und Humor verbindet, erzählt der Regisseur eine einzigartige und bewegende Geschichte über eine Familie, Liebe, Respekt – und Orangen."
"Empfehlung der Kinobetreiber" für einen Film aus dem Wettbewerb, welcher in den deutschen Kinos veröffentlicht werden sollte:
In der Jury sind Elke Hoffmann (Zoom Kino Brühl), Werner Hoffmann (Zoom Kino Brühl), Lina Winkler (Kinowelt Diessen am Ammersee) und Melanie Hoffmann (Kinokult e.V. Ludwigsburg).
"The Fireflies Are Gone" von Sébastien Pilote (Kanada)
"Was tun, wenn die Zukunft vor einem liegt und man nicht weiß, welche Rolle man im Theater des Lebens einnehmen will? Mit Tritten wie ein junger Mustang kämpft sich Léonie durch den längsten Sommer vor dem Ernst des Lebens. Der Film gewinnt sein Publikum für sich mit Leichtigkeit, subtilem Humor, zarter Melancholie – und dem besten Luftschlagzeuger der Filmgeschichte. Ein Film zum Verlieben!"
"Tazzeka" von Jean-Philippe Gaud (Frankreich & Marokko)
"Was verbindet uns am meisten mit unserer Heimat? Für Elias sind es die Gewürze und Gerüche aus der Küche der Großmutter. Das moderne Märchen hat alle Zutaten für eine gelungene Komödie, unterhält mit exquisiten Koch-Bildern und liefert en passant einen Beitrag zur Völkerverständigung."
"Orange Days" von Arash Lahooti (Iran)
"Kann sich eine starke Frau im Geschäftsleben einer von Männern geprägten Welt durchsetzen? Getragen von einer exzellenten Hauptdarstellerin zeigt der Film mit erzählerisch und cinematographisch hervorragenden Mitteln im malerischen Mikrokosmos eines Orangenhains den gesellschaftlichen Wandel im Iran."
"Publikumspreis Mannheim-Heidelberg" für den Film jeden Genres und jeder Länge, der beliebteste Film beim Publikum des Festivals geht an "Tazzeka" von Jean-Philippe Gaud (Frankreich-Marokko).
Quelle: www.iffmh.de