Die 62. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen zeigen mit knapp über 550 Filmen aus 55 Ländern in diesem Jahr mehr Arbeiten als je zuvor.
Knapp die Hälfte der Filme in den Wettbewerben (71 von 151) sind Weltpremieren, ebenfalls ein Rekord. Gezeigt werden die Produktionen vom 5. bis 10. Mai in gut 100 Vorführungen. Die Kurzfilmtage erwarten ca. 1000 akkreditierte Fachbesucher aus aller Welt. 2015 verzeichnete das Festival rund 18.000 Eintritte.
"Wer verstehen will, wo das Kino sich hin entwickelt und welche Alternativen eine Gesellschaft besitzt, kann heute in kurzen Filmen besser als in langen eine Vielzahl von Entwürfen entdecken", so Festivalleiter Lars Henrik Gass.
Die Vielfalt des Ausdrucks, der Erzählungen, Formen und Experimente in den Oberhausener Programmen ist enorm: In einer türkischen Telefonzentrale ruft Atatürk persönlich an, um zu verkünden, dass die Türkei nun eine Demokratie sei. Die Leberwurst besucht die Blutwurst in deren Hütte und der Besuch wird zum Horrortrip. Ein russischer U-Boot-Kapitän träumt davon, "außerhalb der Hülle" zu reisen, und der Traum wird in bunten und rauschhaften Bildern wahr. Dorfbewohner in Uruguay suchen nach den Opfern eines Massakers. Die Geschichte des zweiten Weltkriegs wird rekonstruiert anhand von Amateuraufnahmen von Militärpferden. Im Westfalen des 19. Jahrhunderts entspinnt sich auf einem einsamen Bauernhof ein Kampf auf Leben und Tod. Ein Junge steuert ein Radio auf Schienen durch das ländliche Kolumbien, um die Dorfbewohner vor einem nahenden Orkan zu warnen, während auf den Philippinen Laien kurz vor einem großen Sturm Shakespeare zitieren. Filmemacher und Künstler arbeiten mit Biomedizinern zusammen, libanesische und syrische Jugendliche drehen in Beirut Filme über ihr Leben, Archivfilme erzählen von der Zukunft, wie man sie sich 1961 oder 2011 vorstellte. All diese Arbeiten sind nun in Oberhausen zu sehen.
Neben den Wettbewerben präsentieren die Kurzfilmtage unter dem Titel "El pueblo" (Das Volk) ein großes thematisches Programm, das einer "Neuen Welle" des lateinamerikanischen Films gewidmet ist, die in Europa noch zu entdecken ist. "Die Zielsetzung des Programms ist es, zu einer Begriffsschärfung zu kommen, wer und unter welchen Umständen 'das Volk' ist oder sein will, auch angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen in Deutschland", sagt Festivalleiter Gass.
Fünf Profile sind Künstlern und Filmemachern gewidmet: Die Retrospektiven zu Sun Xun (China) und Josef Dabernig (Österreich) werden von einer Ausstellung mit Fotos, Malerei und Zeichnungen der beiden begleitet. Drei Frauen stehen im Mittelpunkt der weiteren Retrospektiven: Anne Haugsgjerd (Norwegen), Jeanne Faust (Deutschland) und Raquel Chalfi (Israel), eine der bekanntesten Dichterinnen ihres Landes, die auch aus ihren Arbeiten lesen wird. Internationale Filmarchive stellen ihre Arbeit vor, in diesem Jahr das Centre Georges Pompidou in Paris, das Center for Visual Music aus Los Angeles und das norwegische Videokunstarkivet. Neben den zahlreichen Einzelprogrammen runden fünf Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen rund um Filmausbildung und -finanzierung sowie kuratorische Praxis das Programm ab.
Das vollständige Programm der diesjährigen Kurzfilmtage steht online unter kurzfilmtage.filmchief.com.
Kartenvorbestellungen sind ab sofort bei den Festivalkinos möglich:
Lichtburg Filmpalast, T 0208 824290
Kino im Walzenlager, T 0208 8597877
Akkreditierungsschluss für die 62. Kurzfilmtage: 22. April 2016
Akkreditierung: www.kurzfilmtage.de/festival/professionals/akkreditierung/
Quelle: www.kurzfilmtage.de