Zeit der Einsamkeit

DDR 1983 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
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Ein Paar schwimmt in einem See, das Wasser erscheint blutrot gefärbt und die unterlegte Musik signalisiert Gefahr. Schnitt. Magda und Rudolf Neubert kehren an Land zurück, trocknen sich ab. Sie möchte von ihm geschwängert werden, aber er blockt vehement ab: „Wir dürfen kein Kind kriegen.“ Schnitt. Rudolf bestellt ein Kornfeld mit einem Pferdegespann und wird dabei von zwei Männern beobachtet, die in einem Citroen sitzen: das junge Ehepaar, er Kommunist, sie Jüdin, ist nach der Machtergreifung der Nazis aus Berlin geflohen, 1934 erst nach Holland und drei Jahre später nach Frankreich. Nun herrscht Krieg, Paris ist von den Deutschen besetzt. Magda und Rudolf sind mit Hilfe des in der Résistance tätigen Kommunisten Ernst in die südfranzösischen Stadt Albi geflüchtet, doch das noch unbesetzte Gebiet des Vichy-Regimes bietet ohne offizielle Aufenthaltsgenehmigung auf Dauer keine Sicherheit. Während Rudolf für einen Pächter (Virgil Andriescu) harte Feldarbeit leistet, bringt ein junger Bote (Bogdan Stanoevici) in regelmäßigen Abständen einen Korb voller Bonbons aus der Fabrik, die Magda in Heimarbeit sortiert und zu Röllchen verpackt.

„Der Wunsch nach Unterordnung, auf der Seite der Sieger zu sein, steckt doch tief in den Menschen“: Der so zynische wie korrupte Beamte Dufour nutzt seine Position als Chef der Ausländerabteilung der Präfektur schamlos aus - Papiere nur gegen Sex. Während sich, wie Rudolf später beobachtet, ein anderes Emigrantenpaar (Valentina Livint/Geo Dobre) darauf einlässt, verweigert sich Magda – und wird in ihrer Wohnung unter den Augen ihrer Nachbarin (Valeria Sitaru), einer blutjungen Kriegerwitwe, vergewaltigt. Mit Folgen: Magda wird schwanger und versucht selbst eine Abtreibung. Ein Arzt (Titi Gurgulescu) versucht sie zu beruhigen, verzichtet aufs Honorar und macht beiden Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende. Während draußen die Wehrmacht durch Albi marschiert auf dem Weg nach Marseille zur Verschiffung nach Afrika. „Haben wir uns verbrauchen lassen von der Welt, die wir verändern wollten?“ fragt ein zweifelnder Rudolf, während die verzweifelte Magda sogar mit einem Apothekengehilfen (Christian Sofron) schläft für einen weiteren Abtreibungsversuch. „Ich habe nur dich geliebt“ haucht die nun in eine Klinik eingelieferte Magda ihrem Gatten zu, dem Ernst Papiere verschafft für eine neue Identität als Francois Wald aus Lothringen.

Nach Magdas Tod rächt sich Rudolf an Dufour, indem er ihn mit einem fingierten Brief in seine Wohnung lockt und dort erschlägt. Beim Dirigenten eines Varieté-Theaters holt er sich den Pass ab, lässt sich aber von einem angeblichen Inhaber eines Baugeschäftes in Toulouse, dem Gestapo-Spitzel Giacomotti (Cornel Nicoară), zu einem opulenten Dinner beim Polizeichef (Lucian Iancu) einladen. Wo Rudolf prompt als angeblich elsässischer Spion verhaftet und eingebuchtet wird. Doch zusammen mit seinem jungen Zellengenossen (Adrian Vîlcu) gelingt ihm die Flucht durch Abwasserkanäle. Rudolf, so der Genosse Ernst, wird steckbrieflich gesucht und muss das Land verlassen - zu Fuß über die „Grüne Grenze“ in die Schweiz…

„Die Zeit der Einsamkeit“, entstanden nach der gleichnamigen, 1951 im Insel-Verlag Leipzig erschienenen Erzählung von Stephan Hermlin, ist eine deutsch-rumänische Koproduktion zwischen der Defa und dem Bukarester Centrul de Produktie Cinematografica (PL Georgeta Vîlcu). Dem Ensemble gehören ein Dutzend rumänischer Schauspieler an, darunter mit Cornel Nicoară ein Protagonist des Abenteuerfilms „Pintea“, der unter dem deutschen Zusatztitel „Den Häschern entkommen“ am 15. Juli 1977 in den DDR-Kinos startete und am 23. August 1978 erstmals im Fernsehen der DDR lief. Auch der rumänische Ko-Produktionsleiter Georgeta Vîlcu ist kein Unbekannter: an der Seite von Gerrit List brachte er 1981 das Defa-Lustspiel „Sing, Cowboy, sing“ mit Dean Reed heraus. Mit dabei übrigens Christian Sofron, der Apothekengehilfe aus „Die Zeit der Einsamkeit“. Der knapp neunzigminütige Film schildert das harte Schicksal deutscher Emigranten, die den Behörden und der Willkür der Beamten in der Fremde hilflos ausgesetzt sind. Nicht so intensiv wie Anna Seghers‘ im mexikanischen Exil geschriebener Roman „Transit“, der drei Jahre vor Hermlins Erzählung in der DDR erschienen war, aber durchaus vergleichbar mit ihrer 1941 in Mexiko erschienenen und 1981 von Ursula Schmenger verfilmten, im besetzten Paris spielenden Erzählung „Das Obdach“.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Director

Assistant director

Scenario

Director of photography

Assistant camera

Production design

Set construction

Costume design

Editing

Sound

Unit production manager

Duration:
2549 m, 89 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:

TV-Erstsendung (DD): 15.01.1984, DDR-TV

Titles

  • Originaltitel (DD) Zeit der Einsamkeit

Versions

Original

Duration:
2549 m, 89 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:

TV-Erstsendung (DD): 15.01.1984, DDR-TV