Summary
The Edukators
In their mid-twenties, Jan and Peter live together and share a blue VW bus as well as a deep-seated passion about social injustice in the world. It is not enough for them to distribute flyers at demonstrations; they need action and roam through the streets of the filthy rich at night, seeking to teach them a lesson. They don′t steal anything, but break into empty houses and leave behind creative chaos, underscored by such scribbled slogans as "the days of plenty are numbered", signed "The Edukators".
Peter′s girlfriend Jule has no idea about their nightly forays, but she has serious money problems and is sick and tired of the arrogant customers in the swanky restaurant where she works. When Peter leaves town for a while, Jan helps her to renovate her flat, a deed not without consequences. They are attracted to each other and Jan tells her about the break-ins. Jule immediately wants to join in the activist fun and the two of them force their way into the home of a top manager to whom Jule is heavily in debt after a car accident she caused. He catches them by surprise and recognizes Jule. The "Edukators" have no plan for this situation and suddenly find themselves turning into kidnappers…
"The Edukators", Hans Weingartner’s second feature film, was selected for competition at the 2004 Cannes Film Festival, the first German-language film in this section since eleven years.
Source: 55. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)
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Die beiden Freunde stellen vielmehr das zumeist einigermaßen wertvolle Mobiliar auf den Kopf und richten so ein heilloses Durcheinander für die völlig perplexen Villenbesitzer an. Aber nicht nur das: Die selbsternannten „Erziehungsberechtigten“ hinterlassen auch schriftliche Botschaften wie „Sie haben zu viel Geld“ oder „Die fetten Jahre sind vorbei“.
Als Jule ins Spiel kommt, wird’s kompliziert. Denn sie ist eigentlich die Freundin von Peter, verliebt sich aber in Jan – und auch der beginnt plötzlich, die schnöde Kapitalistenwelt mit ganz anderen Augen wahrzunehmen. Jule hat Schulden, nachdem sie mit ihrem unversicherten Auto an der 100.000 Euro teuren Nobelkarosse eines Managers einen Totalschaden verursacht hat.
Jan und Jule steigen nun auf eigene Faust in dessen Villa ein, vergewissern sich jedoch vorab, dass auch diese zu denen gehört, in denen Peter die Alarmanlage eingebaut hat. Doch die beiden werden vom Besitzer erwischt, als sie noch einmal an den Ort des „Bruchs“ zurückkehren, weil Jule dort ihr Handy liegengelassen hat. Und unversehens werden aus inzwischen keineswegs mehr „pädagogischen“ Dieben ganz gewöhnliche, wenn auch unfreiwillige Entführer.
Justus Hardenberg heißt der Mann, den sie mit Hilfe des herbeigerufenen Peter in eine Almhütte von Jules Onkel in Tirol verschleppen. Dort wächst dem Trio die Situation über den Kopf, zumal die wachsende Eifersucht einen Keil in das Dreiecksverhältnis treibt. Doch Hardenberg entpuppt sich als alter 1968er, der mit Rudi Dutschke befreundet war und, obwohl er jetzt „im Alter“ naturgemäß die CDU wählt, viel Verständnis für die ursprünglichen Motive der „Erziehungsberechtigten“ offenbart und sich auch sonst als sehr umgänglicher Typ erweist...
Nach etwas langatmigem Beginn nimmt der Film bedeutend an Fahrt auf bis hin zum wirklich überraschenden Ende: Justus Hardenberg hat alles getan, um sich als „geläuterter“ Kapitalist zu geben. Er will nicht nur auf Rache verzichten, sondern, in einem freiwillig aufgesetzten Schreiben, auch auf die noch ausstehende Summe für sein Auto. Und doch steht anderntags die Polizei, schwerbewaffnet, vor der Tür der Dreier-WG...
„Die fetten Jahre sind vorbei“ ist der zweite Kinofilm des österreichischen Regisseurs Hans Weingartner, der für seinen Erstling „Das weiße Rauschen“ mit zahlreichen Preisen bedacht wurde. Sein neuer Streifen erreichte bei der Uraufführung am 17. Mai 2004 im Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes einen Achtungserfolg - als erster deutschsprachiger Film seit elf Jahren. Der 34-jährige Regisseur und Co-Drehbuchautor, ein Diplom-Neurochirurg mit Filmstudium in Köln, kennt sich aus in der Besetzerszene Berlins: In den 1990er Jahren lebte er mit einer Gruppe junger Leute, die bei Jan und Peter Pate gestanden haben, in einem besetzten Haus im Ost-Berliner Szenebezirk Friedrichshain.
„Die größte Ungerechtigkeit für mich heutzutage“, so Weingartner, „ist der riesige Unterschied zwischen arm und reich, zwischen der ersten und der dritten Welt. Neunzig Prozent der Menschen hungern und die übrigen zehn Prozent machen eine Abmagerungskur. Und dann kommen diese Idioten daher und erzählen uns jeden Tag von der Wiege bis zur Bahre: Dies ist das einzige System, das funktioniert. Permanenter Wettbewerb – ständige Konkurrenz. Aber tief drinnen wissen wir alle, dass etwas mit diesem System nicht stimmt.“ Weingartner hofft, dass sein Film aufzurütteln vermag, ein Bewusstsein schafft: „Aber Humor und lustige Elemente im Film zu haben, war mir auch außerordentlich wichtig. Es ist ja schließlich ein Film über junge Menschen. Ich habe gelesen, dass Kinder über 150mal am Tag lachen, Erwachsene dagegen nur um die 10mal. Außerdem sind Anspruch und Humor kein Widerspruch.“
Wohl gesprochen. Und so überzeugt der Film denn auch durch seine Situationskomik, durch seine emotionale Nähe an den Figuren, deren Perspektive er nicht einfach im Verhältnis1:1 übernimmt. Vor einfachen Wahrheiten hütet er sich ebenso wie vor einem Rezept zur Lösung unserer globalen Probleme. Aber er stellt die richtigen Fragen. Und überzeugt durch ein trotzig-optimistisches Finale, das hier freilich nicht verraten wird.
Pitt Herrmann