Summary
Senior prosecutor Sänger from West Berlin has only one aim, which is to finally get assigned to the Federal Court of Justice. In order to achieve his goal, all he needs is a sensational lawsuit. He finds it when his drunken janitor rampages in a suburban train and gets arrested by the East Berlin railway police and thrown into a drunk tank. Sänger sues Johannes Müller, who has handed the janitor over to the police, for abduction of a West German citizen. The lawsuit meets with great media interest. Sänger, however, miserably fails and looses the case.
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Hausmeister Kabischke hat 'mal wieder die Haustür nicht abgeschlossen. Sängers Beschwerde läuft jedoch ins Leere – der versoffene Kerl hängt in der Kneipe ab. Und ist bereits dermaßen unter Alkohol, dass er freigiebig Lokalrunden schmeißt. Als es ans Zahlen geht, müsste die resolute Wirtin Ziebusch einem nackten Mann in die Tasche greifen: bei Kabischke ist nichts zu holen. Der lässt seinen Ausweis als Pfand zurück und verspricht, anderntags die Zeche zu bezahlen.
Betrunken wie er ist, verwechselt der Hausmeister, der eigentlich nur das Portiersamt bekleidet, auf dem Bahnhof Gesundbrunnen die S-Bahn – und landet im Zug nach Oranienburg. Weil er laufend Mitreisende belästigt, übergibt ein junger Mann den notorischen Randalierer an der Bornholmer Straße der DDR-Transportpolizei. Die Fahrdienstleiterin und der Volkspolizist lassen Kabischke, der weder einen vernünftigen Satz sprechen noch sich ausweisen kann, im Wärterhäuschen auf dem Bahnsteig seinen Rausch ausschlafen.
Was eine sich darüber furchtbar echauffierende ältere Frau in den völlig falschen Hals kriegt und besagten jungen Mann auf der ersten West-Station als Menschenräuber verhaften lässt: Johannes Müller hat gerade als Chauffeur des Senators gekündigt und sich im „volksdemokratischen“ Teil der Hauptstadt eine neue Arbeit gesucht. Er kommt Sänger für einen Sensationsprozess, der ihm zum Ticket nach Karlsruhe verhelfen soll, gerade recht. Freilich ist ausgerechnet seine Haushaltshilfe Dora die Verlobte von Johannes, der auch noch als Trauzeuge eines auch mit Dora befreundeten Paares vorgesehen ist. Das kann er wohl vergessen, denn er sitzt in Moabit ein. Dabei ist der angeblich von ihm an den Osten ausgelieferte und sicherlich bereits nach Sibirien verschleppte Kabischke längst wieder frei. Und selbst auf der Flucht - vor der ihr Geld eintreibenden Wirtin Ziebusch.
Gegen den ausdrücklichen Rat seines Assessors Großkopf zieht Sänger nicht nur den „Fall Müller“ durch, sondern lässt sich auch noch von zwei Gendarmen, Schulze III und IV, eskortieren aus Angst, selbst Opfer einer politisch motivierten Entführung zu werden. Erst als sich Ingeborg und Gottfried an den renommierten Rechtsanwalt Dr. Hartmann wenden, der schon manchen Strauß gegen Sänger erfolgreich ausgefochten hat, kommt Johannes frei – und kann doch noch seines Amtes als Trauzeuge walten. Sänger aber, der ob seiner Niederlage die schlimmsten Befürchtungen hegt und schon sein Entlassungsgesuch konzipiert, bekommt überraschend hohen Besuch daheim: der Generalstaatsanwalt übergibt persönlich die frohe Kunde vom Aufstieg zum Bundesgerichtshof. Zwei Juristen, durch ihre Schmisse als Burschenschaftler kenntlich gemacht, versichern sich gegenseitiger Hochachtung – wenn nur die Gesinnung stimmt, ist alles möglich...
Dieser mitten im Kalten Krieg entstandene Propagandastreifen sollte ursprünglich am 9. September 1955 in die Kinos kommen, was vom Zentralkomitee der SED gestoppt wurde. Nach einer Anweisung des Leiters des DDR-Lichtspielwesens, Harkenthal, vom 29. August 1957 an den Progress-Filmverleih, wurde das Anlaufdatum auf den 25. Oktober 1957 festgelegt – aber nur außerhalb Berlins und der unmittelbar an die „besonderen politischen Einheit Westberlin“ angrenzenden Gemeinden Brandenburgs! Selbst das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ (vom 12. November 1957) gestand erhebliche Mängel des Films ein.
Dabei fängt das Spielfilm-Regiedebüt des Schauspielers und Synchronregisseurs Johannes Knittel, zu dem kein Geringerer als DDR-Staranwalt Friedrich Karl Kaul unter dem Pseudonym Friedrich Karl Hartmann das Drehbuch mitverfasst hat, mit witzig-bösen Karikaturen an: die New Yorker Freiheitssäule lässt die Fackel sinken und die Justitia die Schalen aus der Waagerechten in die Senkrechte kippen. „Der Fackelträger“ ist offensichtlich als Satire auf die ja tatsächlich von nationalistischen Revanchisten durchsetzte West-Justiz geplant gewesen. Ein Schuss, der gründlich nach hinten losgegangen ist. Zu unglaubwürdig die Geschichte, zu plump die Figuren vom Polizeipräsidenten bis hin zu den kleinen Episodenrollen tumber Polizisten und fauler Amtsstuben-Hocker.
Pitt Herrmann