Summary
In the Shadows of Dreams
For over 40 years, composer Michael Jary and lyricist Bruno Balz were the most productive and successful duo in the German-speaking Schlager music scene and cinema. Their songs, such as "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n" and "Davon geht die Welt nicht unter", both from 1942, helped elevate Zarah Leander to international stardom. They contributed music to 250 films, from elegant comedies of the Weimar era to ambivalent melodramas during the Third Reich and movies from the post-war Economic Miracle years.
"Im Schatten der Träume" explores the tumultuous lives of these two artist friends – two biographies that could themselves serve as the script for a melodrama. Balz, as a gay man, was persecuted by the Nazi regime and only narrowly escaped concentration camp imprisonment thanks to Jary’s intervention. Jary claimed he could not deliver the songs required by the Propaganda Ministry for the film "Die große Liebe" (1942) without his lyricist.
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Michael Jary, 1906 im schlesischen Laurahütte als Maximilian Michael Andreas Jarczyk geboren, studierte an der Staatlichen Musikhochschule Berlin bei Franz Schreker, Paul Hindemith, Arnold Schönberg und Igor Strawinsky, was seinen späteren Werdegang nicht erahnen ließ. 1936 komponierte er für „Die große und die kleine Welt“ seine erste Filmmusik unter dem eingedeutschten Namen Michael Jary, zwei Jahre später folgte sein Durchbruch als Schlagerkomponist mit „Roter Mohn“.
1939 begann seine große Zeit als Komponist u.a. für die Ufa mit Kurt Hoffmanns Rühmann-Film „Paradies der Junggesellen“ über Arthur Maria Rabenalts „Weißer Flieder“ (1940) bis hin zu Rolf Hansens „Die große Liebe“ (1942), in dem Zarah Leander gleich zwei zu Evergreens gewordenen Hits sang: „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“ und „Davon geht die Welt nicht unter“.
Jary und der 1902 in Berlin geborene Liedtexter Bruno Balz, der bereits 1937 mit Zarah Leander in Detlef Siercks „La Habanera“ zusammengearbeitet hatte, bildeten über vier Jahrzehnte nicht nur das produktivste, sondern auch das erfolgreichste Künstler-Duo im deutschsprachigen Raum. Balz veröffentlichte 1923 erste Liedtexte, 1929 begann mit dem ersten Tonfilm „Dich hab ich geliebt“ seine Arbeit fürs Kino. Von der Weimarer Republik bis in die Wirtschaftswunderzeit der 1960er Jahre haben die beiden als Team die Musik für rund 250 Filme getextet und komponiert.
Bruno Balz ist mehrfach von den Nazis als Schwuler verfolgt und 1936 zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt worden. Bereits als 17-Jähriger hatte er sich öffentlich geoutet und sich einschlägigen Zeitschriften als Nacktmodell zur Verfügung gestellt. Balz entging im November 1941 dem Konzentrationslager um Haaresbreite, nachdem Michael Jary ihn als unabkömmlich erklärte zur Fertigstellung des von Propagandaminister Goebbels initiierten Durchhaltefilms „Die große Liebe“ als „Beitrag zur Kriegsanstrengung“.
In der 90-minütigen, durch Film- und TV-Ausschnitte („Was bin ich?“ mit Robert Lembke) höchst abwechslungsreichen Spurensuche „Im Schatten der Träume“ von Martin Witz kommen in Interviews aus dem Archiv nicht nur beide in einem Haus an der Berliner Fasanenstraße übereinander wohnenden, im selben Jahr 1988 in München bzw. Bad Wiessee gestorbenen und heute weitgehend vergessenden Protagonisten zu Wort.
Sondern auch Zeitzeugen und Experten, unter ihnen glänzen zwei mit sachkundigen Kommentaren: der Musiker, Moderator und Jazz-Historiker Götz Alsmann sowie der künstlerische Leiter der Deutschen Kinemathek, Rainer Rother. Klaudia Wick, einst „taz“-Chefredakteurin und heutige Bereichsleiterin Fernsehen in der Deutschen Kinemathek, bringt die Ambivalenz der Texte und der Musik (Jazz war offiziell verboten) beider auf den Punkt: Ihre Kunst sei davon geprägt, „etwas zu erwähnen, ohne es zu benennen.“
Aber auch Familienangehörige wie die Tochter des Komponisten, die Schriftstellerin Micaela Jary, und der Schauspieler und Sänger Claudio Maniscalco tragen zu einem differenzierten Bild der Porträtierten bei: der Schwager des Lebensgefährten von Bruno Balz, Jürgen Draeger, hat 2021 erstmals den Bruno-Balz-Preis zur Förderung junger Chansontalente verliehen.
Die immer wieder berührende Geschichte einer ungewöhnlichen Künstlerfreundschaft ist zugleich eine aufregende Zeitreise durch vier Jahrzehnte Populärkultur. Sie spannt mit Swing, frechen Berliner Chansons und Liebesliedern einen weiten musikalischen Bogen, denkt dabei aber zugleich im politischen und gesellschaftlichen Kontext kritisch über „Unterhaltung“ und Ideologie nach.
Pitt Herrmann