Summary
Tischa "The Tigress" Thomas has a clear goal: she wants to take the title as the best female bodybuilder in the world. With her 17-inch biceps and enormous back muscles, she is a strong yet highly sensitive person who fights self-doubt and social discrimination and longs to be accepted by others as the person she is. Tischa earns her living as a dominatrix, her most important partner being her 70-year-old roommate Eddie, who supports her in the competitions. But when she falls short of her dream of winning the title, a world comes crashing down for Tischa - and suddenly the question arises: Is she ready for a life beyond the competition stages?
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Er begleitet die amerikanische Körper-Performerin zu Bodybuildingshows in den USA und, erstmals außerhalb der Vereinigten Staaten, in die rumänische Hauptstadt Bukarest. Er teilt mit ihr kleinste Hotelzimmerchen, weil es an Geld eigentlich immer mangelt, und unterstützt sie vor allem mit unglaublicher Langmut bei ihrem täglichen Training: Die 47-jährige Tischa Thomas arbeitet so akribisch wie besessen an ihrem Traum, die „Nummer Eins“ weltweit zu werden. Wovon sie freilich noch weit entfernt ist, wie kleine und große Niederlagen schmerzlich offenbaren.
„Look at you. Look what you’ve done. Look what you’ve created. Do you like that? And I will say to myself in the mirror: Yeah, I do like this“: Es war ein langer, entbehrungsreicher, physisch und psychisch schmerzvoller Weg von der schwer übergewichtigen dreifachen Mutter zur Tigerin. Nun ruft sie selbstbewusst „Girls have muscles“ ihren Enkeln zu, die in einschlägigen Posing-Magazinen blättern, während Tischa ihnen die kleinen Fingernägel mit Glitter lackiert, damit sie so aussehen wie die von Grandma. Tischas Tochter Jasmine Acevedo nimmts mit Gelassenheit hin.
Was nur Eddy, selbst einst ein erfolgreicher Muskelprotz, mitbekommt: Wenn es ‘mal wieder eng wird und Leere im Kühlschrank herrscht, verdingt sich Tischa als Model und (Online-) Domina: Eine „muscle worship session“ bringt immerhin einige hundert Dollar. Wenn Tischa sich auf der Straße zeigt, ist sie verbalen Attacken ausgesetzt, die sie mit ebenbürtiger Vehemenz pariert: Männer, aber auch Kinder, bestreiten, dass sie mit ihren maskulinen Körperformen eine „richtige“ Frau ist. Zumal die Hormone, welche sie sich regelmäßig spritzt, immer wieder für Bartwuchs im Gesicht sorgen.
Das Romania Muscle Fest in Bukarest ist ein Reinfall: nur der sechste Platz. Das reicht noch nicht einmal für die Fahrtkosten. Tischa ist deprimiert, reißt sich die Perücke vom Kopf. Aber in der Karaoke Bar vergisst sie alle Sorgen, wenn sie „The eye of the tigress“ singt. Und ist auch wieder gegenüber Eddy friedlich gestimmt: der hatte sich als ihr Lebensgefährte ausgegeben, was bei der, so ihre Selbsteinschätzung, „attraktiven Singlefrau“ zu einem fürchterlichen – und voll ungerechten - Wutausbruch geführt hat. Ohne Edward Zahler wäre „The Tigress“ nur ein zahmer Bettvorleger…
Am Ende des Dokumentarfilms, der im Juni 2021 bei der Diagonale in Graz seine Österreichische Erstaufführung erlebte, wird Tischa von den sanften Wellen des Meeres getragen, auf denen sie tiefenentspannt schwebt. Um neue Kraft zu schöpfen für die nächsten Schritte zur Verwirklichung ihres großen Traumes…
Philipp Fussenegger ist ein Beobachter, der sich jeglicher Kommentierung zum beim Bodybuildung doch stark gewöhnungsbedürftigen Begriff von Weiblichkeit enthält. Im Gegenteil ist er zusammen mit Dino Osmanović bemüht, auch in den freizügigsten Szenen das einzige Objekt seiner Dokumentation nicht voyeuristischen Blicken des Publikums auszusetzen. „I Am The Tigress“ ist das Gegenteil einer Heldinnengeschichte: Melancholie überwiegt in Tischas Gesichtsausdruck, Trauer gar über vertane Chancen und schmerzhafte Niederlagen. Doch dann setzt sich wieder der unbändige Wille einer Frau mit grenzenlosem Selbstoptimierungsdrang durch.
Pitt Herrmann