Summary
After an attempted suicide, 17 year old Paul is admitted by his father to a therapy center where he is diagnosed as bipolar. During his stay there, he meets other young people with psychological problems, including Toni, and spends the happiest day of his life with her. But the next morning shows that a mental illness has no regard for happiness and yet he can’t keep running away from reality. Paulfinally decides to trust the people who love him the most and accepts their support...
Source: German Films Service & Marketing GmbH
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Schnitt. Am Geburtstag der vor vier Jahren an Herzstillstand gestorbenen Mutter Meryam (Meryam Moutaoukkil), der Pauls Vater Hardy in Tagträumen leibhaftig zu begegnen scheint, versammelt der Achtzehnjährige die Familie am Grab, zu der auch noch seine beiden wesentlich jüngeren Geschwister Charlie und Luca gehören. Dazu hat er eine Live-Band bestellt und allerhand weiteren Zinnober auf dem Friedhof organisiert, der einen Polizeieinsatz hervorruft und seinen Vater wegen Störung der Totenruhe eine Stange Geld kostet.
Was der renommierte Architekt, bester Mann im Stall des Büros Stetter, finanziell verkraftet, aber sein Date mit dem Minister platzen lässt, dem Auftraggeber der von Hardy entworfenen Kunsthalle. Stetter ist nicht amüsiert und Kollegin Anni muss ihm einmal mehr aus der Bredouille helfen. Auf der einen Seite kümmert sich Paul liebevoll um seine Geschwister, schlüpft, um den vielbeschäftigten alleinerziehenden Vater zu entlasten, sogar in die Rolle einer Ersatzmutter. Der die Kleinen morgens in die Grundschule bringt und sie mittags bekocht. Auf der anderen Seite reagiert Paul immer wieder höchst aggressiv, das kann seinen Mathelehrer ebenso treffen wie Vater Hardy, nachdem dessen Ältester das Haus mit einem halben Dutzend Hundewelpen geflutet hat.
Als Paul ‘mal wieder einen Kick braucht, ignoriert er den verhängten Hausarrest für eine weitere Kletterpartie. Währenddessen unternehmen die kleinen Geschwister chemische Experimente und als Papa Hardy nach Hause zurückkehrt, löscht die Feuerwehr den Küchenbrand. Paul ist untröstlich, unternimmt einen Selbstmordversuch und ist – endlich – reif für den schulpsychologischen Dienst. Der gibt Paul in die Hände der Psychologin Katharina, die weit draußen auf dem Land eine Klinik für junge Leute mit den unterschiedlichsten Ticks und Störungen unterhält.
Paul, so ihre Diagnose, leidet an einer bipolaren Störung, sodass er den radikalen Stimmungsumschwüngen in seinem Gehirn zwischen manischer Euphorie und tiefer Depression hilflos ausgeliefert ist. Im Institut lernt Paul Gleichaltrige kennen, die wie sein Zimmernachbar Tien unter einer Zwangsstörung, hier der Phobie vor Bakterien, leiden oder am Asperger-Autismus wie Caro. Bald freundet er sich mit Toni an, die von ihrem Onkel „angefasst“ wurde und damit leben muss, dass ihre Mutter ihr die Schuld für den Missbrauch gibt. Die Folge: Tourette-Syndrom und kleine mimische Ticks. Paul steht vor der Entscheidung, entweder weiterhin vor seiner Krankheit davonzulaufen oder Menschen zu vertrauen, die ihm ihre Hilfe anbieten. Doch erst einmal unternimmt er mit Toni einen Ausreißversuch, der sie quer durch Deutschland bis ans Meer führt…
In „Die Rettung der uns bekannten Welt“, uraufgeführt am 2. November 2021 in der Essener Lichtburg, hat Til Schweiger den Kabarettisten Lo Malinke, mit dem er schon beim US-Remake „Head Full Of Honey“ seines Alzheimer-Dramas „Honig im Kopf“ sowie bei „Klassentreffen 1.0“ und „Die Hochzeit“ zusammengearbeitet hat, als Ko-Autor ins Boot geholt. Das ist im Vergleich zu früheren Filmen ein Fortschritt: neben grottigen Altherrenwitz-Klogeschichten und sonstigen peinlichen Anbiederungen als actiongewohnte Mainstream-Publikum gibt es eine herrlich schlagfertige Blind-Date-Szene mit der unglaublich präsenten Thelma Buabeng: „Wir lügen alle im Internet.“ Til Schweiger scheut sich in seinem in weiten Teilen durchaus berührenden Plädoyer für Kinder-Erziehung statt Kinder-Verwahrung nicht vor einem moralischen Fazit: Was uns wirklich trägt ist der Mut, unsere Schwächen zu zeigen und uns von denen helfen zu lassen, die zu uns stehen, besser noch: die uns lieben. Ob allein mit Liebe die uns bekannte Welt zu retten ist, erscheint dann freilich doch allzu naiv.
Pitt Herrmann