O Buchenwald

DDR 1984 Kurz-Dokumentarfilm

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Heinz17herne
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„Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“: Die Ufa-Revue mit Zarah Leander steht am Beginn, Wehrmachts-Unterhaltung mit ihrem Lied „Davon geht die Welt nicht unter“ am Ende der vom Fernsehen der DDR koproduzierten und mit mir unbekanntem Datum ausgestrahlten Dokumentation Ulrich Teschners. Goethes Gartenhaus an der Ilm und das Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Theater symbolisieren Weimar als Zentrum der deutschen Klassik. Nur zehn Kilometer entfernt, auf dem Ettersberg, weisen der Glockenturm und die Gruppen-Plastik von Fritz Cremer auf das im Juli 1937 errichtete hin und damit auf eines der ersten großen Konzentrationslager des nationalsozialistischen Deutschlands: Kultur und Barbarei liegen auch räumlich dicht beieinander.

Der Erfurter Schauspieler Matthias Winde schildert aus dem Off als fiktiver einstiger Häftling den Aufbau, die Geschichte und nicht zuletzt die Legende von der Selbstbefreiung des Lagers durch eine von Kommunisten geführte Untergrundbewegung aus scheinbar unmittelbarem eigenem Erleben. Dazu steuern die Kameraleute Harald Klix und Herbert Wagner Detail-Bilder der menschenleeren Barackenarchitektur bei, deren Wirkung durch dramatische Lichteffekte gesteigert wird. Wie in anderen Einführungsfilmen der Mahn- und Gedenkstätten der DDR wird eine unmittelbare historische Linie gezogen vom in Buchenwald ermordeten Ernst Thälmann, der vergeblich eine Einheitsfront der Linken in der Weimarer Republik gefordert hatte, über die Unterstützung der Großindustrie für die NSDAP bis hin zur Verfolgung politischer Gegner und der Gründung der Konzentrationslager.

In denen vor allem die Kommunisten Widerstand leisteten – bis hin zum Aufstand der Gefangenen zwei Tage vor dem Eintreffen der US-Streitkräfte am 11. April 1945. Mehrfach werden Ausschnitte aus Reden des Propagandachefs Joseph Goebbels gezeigt, von der Eröffnung der Weimarer „Woche des deutschen Buches“ bis hin zur Ausrufung des totalen Krieges im Berliner Sportpalast. „O Buchenwald“ thematisiert die Judenvernichtung stärker als vergleichbare Dokumentationen, zeigt auch historische Aufnahmen der sog. Reichskristallnacht, stellt aber den antifaschistischen Kampf der DDR im Geist der Opfer der Nationalsozialisten in den Mittelpunkt: Mit den fünf Jahre nach der Wiedervereinigung herausgeschnittenen historischen Bildern einer Atombomben-Explosion als Warnung vor einem dritten Weltkrieg hat sich Ulrich Teschner in die aktuelle Abrüstungsdebatte der 1980er Jahre eingeklinkt.

Erstmals gezeigtes Bildmaterial der US-Armee vom 16. April 1945, als tausend Weimarer Bürger gezwungen wurden, das Konzentrationslager vor den Toren ihrer Stadt zu besichtigen, leitet die auch in anderen Einführungsfilmen mantraartig erhobene Anklage der westdeutschen Nichtverfolgung von NS-Tätern, ja der Weiterbeschäftigung führender Köpfe der Vernichtungsmaschinerie ein verbunden mit dem Anprangern neonazistischer Tendenzen in der Bundesrepublik.

Nach „Buchenwald“ (1961), einer ebenfalls 26-minütigen Produktion des Defa-Studios für Wochenschau und Dokumentarfilm in der Regie von Günther Weschke, sowie „Und jeder hatte einen Namen“ (1974), einer 56-minütigen Produktion des Defa-Studios für Kurzfilme von Gerhard Jentsch, ist „O Buchenwald“ bereits der dritte Einführungsfilm im Auftrag der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Weimar-Buchenwald, den das Defa-Studio für Trickfilme in mehreren Sprachfassungen für den 1961 errichteten Kinosaal der 1958 eingeweihten Gedenkstätte produzierte. Der Titel bezieht sich auf das 1938 von zwei im Film unerwähnt bleibenden österreichischen Häftlingen getexteten und vertonten Lagerliedes, das Jens-Uwe Günther einmal leise vortragen und danach mehrfach kurz anklingen lässt.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Duration:
31 min
Format:
35mm, 1:1,37
Video/Audio:
Farbe, Ton

Titles

  • Originaltitel (DD) O Buchenwald

Versions

Original

Duration:
31 min
Format:
35mm, 1:1,37
Video/Audio:
Farbe, Ton