Grüne Hochzeit

DDR 1988/1989 Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Das muss ‘ne Liebe sein!“: Susanne hat „Romeo und Julia“ schon dreimal gesehen – und sitzt nun wieder vor der Sommerkino-Freiluftleinwand. Zusammen mit Robert, mit dem sie schon acht Jahre lang befreundet ist. Jetzt ist sie siebzehn und er ein Jahr älter – und beide suchen einen Platz für ihre Liebe. Freund Paul hat selbst Mädchenbesuch, bei ihr daheim zickt die kleine Schwester Tina und bei ihm zuhause geht’s schon gar nicht: Für Roberts bürgerliche Eltern Heinz und die Direktorengattin ist Susanne, Tochter einer schwer schuftenden alleinerziehenden Mutter, kein standesgemäßer Umgang. Nachdem Jeanine, die Schneiderin des Berliner Modeinstituts, die auch auf dem Laufsteg als Mannequin eine gute Figur abgibt, sich erbarmt und die Wohnung ihres in Afrika arbeitenden Vaters als Liebesnest zur Verfügung gestellt hat, lässt sich bald das freudige Ereignis nicht länger verbergen: Susanne ist im dritten Monat schwanger, könnte also noch abtreiben. Was für beide nicht in Frage kommt, deren Himmel voller Geigen hängt. Obwohl Susannes Mutter erst sehr zögerlich die entsprechenden Papiere unterschreibt und Roberts Eltern darauf bestehen, dass er erst seinen Meister macht, kann „Grüne Hochzeit“ gefeiert werden – stilecht mit Pferdekutsche.

Zunächst läuft alles bestens. Die frischgebackenen Eheleute belatschern den Mann vom Wohnungsamt so nachdrücklich, dass er eine arg renovierungsbedürftige Altbau-Wohnung aus dem Hut zaubert, einen „Saustall“ unterm Dach, aber ausbaufähig und wie beim ollen Shakespeare sogar mit einem Balkon. Der Herr Direktor steuert als Hochzeitsgeschenk sogar einen Trabant bei und Roberts Meister ist mit den Renovierungsideen seines auf dem Bau arbeitenden Schützlings hochzufrieden. Ein Kredit ermöglicht die Anschaffung eines Schlafzimmers plus Waschmaschine und Fernseher. So könnte es weitergehen, zumal Erna (Christel Bodenstein) und die anderen ehemaligen Fabrikkolleginnen Susannes auch ihre Hilfe anbieten. „Wir wollten doch nur eins!“ bricht es aus Robert im Kreißsaal heraus, als Susanne unmittelbar vor ihrem 18. Geburtstag Zwillinge zur Welt bringt. Das mit der Wiege Marke Eigenbau für die trotz Bedenken der Standesbeamtin naturgemäß Romeo und Julia genannten Kinder kriegt er schon hin, aber der Alltagsstress holt beide bald ein – und das nicht nur der rasch kaputten Waschmaschine wegen. Die Kinder schreien sich rund um die Uhr die Lungen aus dem Hals, was Robert die Konzentration auf die Vorbereitung des Meister-Lehrgangs kostet. Weil die Kohle bald vorn und hinten nicht reicht, nimmt er auch noch einen Zweitjob als Taxichauffeur an.

Susanne, die mit dem Haushalt und den Kindern nun gänzlich allein bleibt, ist abgespannt und vernachlässigt sich zunehmend. Und Robert hat immer seltener Zeit – und Lust – für die Liebe. Streit kommt auf, die Meinungsverschiedenheiten häufen sich und die Zweifel, ob ihre Liebe wirklich so groß ist wie sie bei William Shakespeare im Buche steht. „Ehe muss das Gegenteil von Liebe sein“ resümiert Robert und flüchtet in die geöffneten Arme der attraktiven Jeanine. Aber auch Susanne weiß sich zu trösten – mit einem schicken Badeanzug aus dem Exquisit-Laden und Roberts bestem Freund Paul, der sich auch noch liebevoll um die Kinder kümmert. „Es war keine Liebe, wir haben uns das nur eingebildet“: Robert ist völlig überfordert und nächtigt vor Jeanines Wohnblock samt Gitarre in einem Zelt, um Aufnahme bei der nun wieder spröden Schönen zu finden. Die ihn aus voller Berechnung an der langen Leine zappeln lässt: ihrer besten Freundin den Mann auszuspannen ist nicht in ihrem Sinn. Zum Glück trifft Robert auf einen verständnisvollen Volkspolizisten, der als Abschnitts-Bevollmächtigter den handgreiflich werdenden Hausmeister in die Schranken weist. Andererseits ist Paul, der eingesteht, Susanne schon immer heimlich geliebt zu haben, eine wertvolle Hilfe im Haushalt, auf Dauer aber nicht Mann genug, sie zu halten. Im Gegenteil: aus lauter Verzweiflung unternimmt Susanne einen Selbstmordversuch. Höchste Zeit für den geläuterten Robert, zu seiner Familie zurückzukehren…

Herrmann Zschoche hat sich wie kein anderer Defa-Regisseur in seinen Filmen häufig mit Problemen junger Leute beschäftigt. Mit „Sieben Sommersprossen“ (1978) gelangen ihm und Christa Kožik einer der erfolgreichsten Filme der DDR mit über einer Million Kinozuschauern. Damals hießen die Protagonisten Karoline und Robert, die seit Sandkastenzeiten befreundet waren: die Tochter einer alleinerziehenden Mutter und der wohlbehütete Sohn aus dem Haushalt eines Spirituosenfabrikanten waren sich im Ferienlager bei den Proben zu Shakespeares „Romeo und Julia“ richtig nahegekommen. Gut zehn Jahre später erzählen Kožik und Zschoche zur Musik von Günther Fischer in „Grüne Hochzeit“ eine indirekte Fortsetzung des Liebesfilms von damals. Das am 26. Mai 1989 im „Prisma“ in Halle-Neustadt uraufgeführte gut einhundertminütige Sequel wartet mit reichlich Lebensweisheit auf, für die mit Lotte Loebinger und Gerd Michael Henneberg ein altes Ehepaar steht: „Geduld muss man haben wie ein Pferd“, dann kann man Goldene Hochzeit feiern – und sich dazu von den Kindern nach München (!) einladen lassen. Insgesamt hat der gebürtige Dresdner Zschoche 20 Spielfilme bei der Defa gedreht - zu den Besten gehören „Karla“ (1965/1990), der von einer jungen Lehrerin erzählt, die ihre Schüler zum Selberdenken anregen will und der deshalb 1965 verboten wurde, und „Bürgschaft für ein Jahr“ (1981), in dem Katrin Saß eine junge Arbeiterin spielt, die als Mutter mit dem Alltag kollidiert. Katrin Saß wurde für diese Rolle 1981 mit dem Silbernen Bären der Berlinale geehrt.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Assistant director

Scenario

Script editor

Director of photography

Assistant camera

Production design

Set construction

Prop master

Make-up artist

Costume design

Audio mixing

Unit production manager

Original distributor

Duration:
2770 m, 101 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:

Uraufführung (DD): 26.05.1989, Halle-Neustadt, Prisma

Titles

  • Originaltitel (DD) Grüne Hochzeit

Versions

Original

Duration:
2770 m, 101 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:

Uraufführung (DD): 26.05.1989, Halle-Neustadt, Prisma