Warten auf Angelina

Auf dem Dachgarten eines kleinen, aber piekfeinen Appartements des Berliner Promi-Dentisten Alfred „Freddy“ Katelbach, der irgendwo im Indischen Ozean herumschippert, kommen sich rein zufällig der Friese Momme Ulmer und der Ossi Maik Tremper in die Quere. Was beinahe zu handgreiflichen Auseinandersetzungen geführt hätte, denn so zufällig ist das Zusammentreffen der beiden nun auch wieder nicht: Im Penthouse gegenüber werden jeden Moment Angelina Jolie und Brad Pitt erwartet, die sich in der nicht nur bei Hollywood-Stars angesagten Hauptstadt niederlassen wollen.

Momme, Rettungsschwimmer auf der Nordseeinsel Pellworm, Hobbyfotograf und erklärter „Brangelina“-Fan, will mit aus nächster Nähe geknipsten Starfotos seine Freundin beeindrucken, die zu einem Rivalen überzulaufen droht. Maik dagegen, weltweit operierender Profi-Paparazzi, legt sich für erhebliche Summen einbringende Promi-Schnappschüsse auf die Lauer – wenn es sein muss auch tagelang. Nach anfänglichen Schwierigkeiten rauft sich das ungleiche Fotografen-Duo zu einer Notgemeinschaft zusammen, die aber das letzte gegenseitige Misstrauen nicht auszuräumen vermag: So sind die wenigen Brotkrümel bald aufgebraucht und der noch für einige Zeit reichende Biervorrat muss mit Pizza ergänzt werden. Sodass mit der kickboxenden Pizzabotin Mandy ein erstes weibliches Wesen die Männerwirtschaft sogleich reichlich aufmischt. Es sollte nicht das letzte sein...

Hans Christoph Blumenbergs reichlich skurrile Sommerkomödie „Warten auf Angelina“ zeigt die schönsten Seiten Berlins aus der Vogelperspektive, belässt es dann aber beim Kammerspiel: Katelbach kommt nicht, dafür jede Menge seiner Frauen. Was für Kurzweil sorgt, allein schon der hochkarätigen Besetzung wegen. Barbara Auer gibt die Klassefrau Marlene, wohlsituierte Unternehmer-Gattin und als Patientin des Zahnarztes auch seine Geliebte, Gudrun Landgrebe spielt Katelbachs so toughe wie attraktive Mutter, eine Politikerin, die das Appartement hin und wieder selbst als Liebesnest nutzt, Leslie Malton schließlich eine exzentrische TV-Gebühreneintreiberin der GEZ, die sich als kunstinteressierte Akademikerin von einem zeitgenössischen Gemälde in der Wohnung faszinieren lässt.

Was in der Szenenfolge aber nicht wirklich eine Rolle spielt: Es geht zwar irgendwie um Momme und Maik, auch um Angelina und Brad, aber jedenfalls Hans Christoph Blumenberg in erster Linie um sehr selbstbezügliche Verweise auf die Filmgeschichte von Peter Bogdanovich über Alfred Hitchcock bis hin zu Roman Polanski, und das nicht nur in szenischer, sondern auch noch in schriftlicher Form. Weshalb die Koproduktion mit SWR und Arte bei den Kritikern auch überdurchschnittlich gut weggekommen ist. Für alle anderen Zuseher kommt rasch Langeweile auf, auch wenn noch zwei ungleiche Schwestern (Anna Brüggemann und Jördis Triebel) auftauchen und das Knipser-Duo zum flotten Quartett ergänzen könnten, auch wenn die unkonventionelle Pizzabotin schließlich doch dazu bereit ist, sich für Mommes Liebesglück ordentlich aufzubrezeln...

Pitt Herrmann