Summary
When 17-year-old Ben visits his father Heinrich in Marrakech, it is the start of an adventurous journey through a foreign country with a picturesque charm and a rough beauty where everything appears possible, including whether father and son will lose each other for good or find one another again.
Heinrich, a celebrated theater director, is taking part in an international festival in Morocco, but with father and son being unused to such proximity, all their old grievances and conflicts resurface, in addition to which, they both inflict new wounds on one another.
Whilst the two of them drift further and further apart, Ben opens himself up increasingly more to the foreign country and tries to find his own way in this unknown world, far from his father's luxury hotel. He falls in love with the young Karima, escapes with her to her distant home and encounters an archaic society in which the highest value is placed on family honor.
In "Exit Marrakech" the colorful life in the narrow streets, the picturesque charm of the oases, the rough beauty of the desert and the breathtaking Atlas Mountains are more than just a fascinating backdrop for a gripping and intense piece of cinema, they are also signposts on the protagonists' emotional maps.
Source: German Films Service & Marketing GmbH
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Als dieser in Marrakesch eintrifft, wird er von einem Fahrer in ein Nobelhotel gebracht, der ihn später auch im Theatre Royal abliefern soll. Doch Ben erkundet lieber auf eigene Faust die spannende, nach Einbruch der Dunkelheit noch lebendigere Stadt. „Warum musst Du die Marokkaner mit diesem deutschen Klassiker-Scheiß belästigen?“ fragt er nach der „Emilia Galotti“-Vorstellung seinen Vater, der ihm im Rahmen der opulenten Premierenfeier ein Geburtstagsständchen darbringen lässt zur Übergabe der scholokadenfreien Torte. Ben ist Diabetiker und muss sich täglich Insulin spritzen.
Auch am anderen Morgen streunt Ben erst durch den berühmten Marktplatz Djemaa el Fna, bevor er sich an Vaters Frühstückstisch setzt. Dessen Mahnung: „Wir sind hier nicht am Tegernsee“ wird der so unbefangene wie leichtsinnige deutsche Internatszögling noch einige Male missachten, was ihm aber wie durch ein Wunder nicht schadet. Denn Ben trifft immer wieder auf wohlmeinende Einheimische, die sich im Bedarfsfall seiner annehmen, von Straßenkids über ein schwules Künstlerpaar bis hin zur jungen Prostituierten Karima, die ihn in einem Nachtclub anspricht. Und der er in ihrer schäbigen Behausung das schöne deutsche Lied „Der Mond ist aufgegangen“ singt, statt Sex mit ihr zu haben.
Ben setzt sich am anderen Tag über alle ihre Bedenken hinweg und begleitet Karima im Bus bis zu ihrem Heimatdorf im Atlasgebirge. Er hat Glück, dass nur Karimas Mutter und ihre kleine Schwester daheim sind, so kann er eine Nacht im Haus der Großmutter bleiben. Aber ein Fremder, dazu noch ein Ausländer, bringen die Familie Karimas in Verruf. Als der Vater am anderen Tag zusammen mit seinem Sohn zurückkehrt, wirft er nicht nur Ben 'raus, sondern mit Karima auch die Ernährerin der Seinen. Während sie in der nächsten größeren Stadt bei einer befreundeten Prostituierten unterkommt und weiterhin ihrem Gewerbe nachgehen will, um Geld zu verdienen, Familie ist schließlich Familie, zieht ihn es statt an die Seite seines Vaters nach Rabat in die Wüste – zum Sanddünen-Surfen.
Wo Ben von der Polizei regelrecht von den Brettern geholt und auf deren Wache später vom Vater abgeholt wird: Im Auto geht es nun mehrere Tage quer durchs wüste Land an die Küste von Essaouira. Zeit, dass beide sich näherkommen, wenn auch nicht alle Wunden des sich vernachlässigt und aufs Internat abgeschoben fühlenden Jungen sogleich geschlossen werden können. Ben fühlt sich erstmals von seinem Vater ernst genommen, darf sogar selbst ans Steuer, bricht dann aber plötzlich zusammen: Er ist unterzuckert und der Insulinvorrat aufgebraucht, der Rest lagert unerreichbar im Zimmerkühlschrank der Nobelherberge in Marrakesch.
Auf dem Weg in die nächste größere Stadt mit einem Krankenhaus fährt der Vater die Nacht durch. Und verliert in übermüdetem Zustand die Gewalt über den Wagen, der die Leitplanke durchbricht und in die Tiefe stürzt. Trotz seiner körperlichen Schwäche kann Benn sich aus dem umgestürzten Fahrzeug befreien und Hilfe holen...
„Exit Marrakech“ entspringt dem Wunsch der Regisseurin, eines ihrer Lieblingsländer auf großer Leinwand präsentieren zu können, was die Kamerafrau Bella Halben dann auch ausgiebig genutzt hat, freilich weniger aus der bekannten Touristenperspektive, und das ist schon das Beste an dieser so typisch deutschen TV-Koproduktion. Entstanden ist eine nicht sehr überzeugende Mischung aus Roadmovie und Familiendrama vor allerdings authentischer Kulisse. Gerade diese Authentizität, zu der die Drehgenehmigung der marokkanischen Herrscherfamilie alle gewünschten Türen öffnete, ist das Problem: Damit hat sich Caroline Link exakt so europäisch-kolonialistisch-überheblich verhalten wie ihre fiktiven Figuren. Vater Heinrich verlässt die Ghettos der Luxusherbergen nicht, weil er sich Informationen aus Marokko lieber am Pool aus den Büchern von Paul Bowles holt. Und sein Sohn Ben verhält sich nicht besser, wenn er mit hanebüchener Naivität meint, seinen europäischen Freiheitsbegriff noch im hintersten Bergdorf ausleben zu müssen. Der marokkanische Journalist, der Heinrich am Premierenabend mit den so gänzlich konträren Interessen der überwiegend armen Bevölkerung des Landes konfrontiert, erscheint in diesem Kontext als eine reine Alibifigur.
Es geht Caroline Link leider nicht um die Bigotterie einer islamischen Gesellschaft, in der die Männer ins Bordell gehen und die Frauen den heimischen Herd nicht verlassen dürfen, in der ein striktes Alkoholverbot herrscht, das aber in jedem Touristenhotel geschäftstüchtig unterlaufen wird. Das ist alles so vorhersehbar, gerade weil Caroline Link ja so recht hat: die Frauen aus erster Ehe können nur neidvoll auf ihre zumeist erheblich jüngeren Nachfolgerinnen blicken. Weil selbst die größten Egoisten lernfähig sind – und sogar, wie das Beispiel Heinrich zeigt, Empathie offenbaren: Beim zweiten Versuch wird, mit wachsendem Lebensalter und dem Erfahrungsschatz aus dem gescheiterten ersten Versuch, wenn auch nicht gleich alles, so doch vieles anders. Und besser. Dass am Ende Ben doch noch seine süße kleine Halbschwester Paula trifft, ist dem Harmoniebedürfnis des deutschen Fernsehpublikums geschuldet, dass nach den Schrecknissen der „Tagesschau“ bitteschön ein Happy End erwarten darf – erstmals am 16. Oktober 2015 auf Arte.
Pitt Herrmann