Jan Distelmeyer: Das flexible Kino

Ästhetik und Dispositiv der DVD & Blu-ray
Quelle: Bertz + Fischer
Buchcover

Die Einführung der DVD hat bis heute weit mehr als nur technische Folgen. Sie hat der Filmindustrie weltweit nicht nur neue Märkte gesichert, sondern auch radikale Veränderungen der Erscheinungs- und Rezeptionsformen von Film nach sich gezogen. Als Publikum haben wir durch die DVD und ihrer Nachfolgerin, der Blu-ray Disc, ein neues Verhältnis zum Film aufbauen können, das uns in vielerlei Hinsicht neue Zugänge erlaubt.

Die Allgegenwart von Menüs, unser computergestütztes Schalten und Walten in Filmabläufen und die seit Ende der 1990er Jahre so rasant zugenommene Mobilität der Filmerfahrung (Laptops machten Zugwagons erstmals zu rasenden Multiplexen), gehören dazu. Nicht weniger wichtig sind all jene Strategien und Debatten, die unter dem Schlagwort "Filmpiraterie" verhandelt werden und von weiteren Konsequenzen der computerbasierten Film-Verfügung erzählen. So stehen DVD & Blu-ray mit ihren Möglichkeiten und Bedingungen in einem faszinierenden Spannungsfeld zwischen medienhistorischen Traditionen, etablierten Konzepten und Nutzungsweisen von Film einerseits sowie dem Komplex der Digitalisierung andererseits, zu dem sowohl neuere Medien wie z.B. Computerspiele als auch Prinzipien und Mythen um Flexibilität, Mobilität und Interaktivität zählen.

Ausgehend von der Geschichte der DVD & Blu-ray verfolgt "Das flexible Kino" ihre diversen Features und Angebote und untersucht die filmhistorischen, technischen und soziokulturellen Hintergründe ihres Erfolges. Damit steht unweigerlich Grundsätzliches zur Diskussion: was Film und was "das Digitale" eigentlich ausmacht. DVD & Blu-ray als Dispositiv zu diskutieren – als ein Geflecht heterogener Bedingungen, die unseren Gebrauch regeln und wiederum von eben unserer Nutzung beeinflusst werden – erlaubt einen Blick, der jene Vielfalt berücksichtigt, die unseren Umgang mit Medien so interessant und attraktiv macht. In diesem Sinne führen film-, medien- und machttheoretische Fragen zu spannenden Beziehungen zwischen Ästhetik, Technik, Kultur und neoliberaler Ökonomie: zum Film unter dem Druck der Flexibilisierung.

Als erste deutschsprachige Monographie zum Thema ist "Das flexible Kino" zum 15. Geburtstag der DVD im Frühling 2012 erschienen. Sein Autor, Jan Distelmeyer, ist Professor für Mediengeschichte und Medientheorie im Kooperationsstudiengang Europäische Medienwissenschaft der Fachhochschule Potsdam und Universität Potsdam. Nach seinem Studium in Bochum und Hamburg hat er als Gast-, Vertretungsprofessor und wissenschaftlicher Mitarbeiter in Hamburg, Potsdam und Braunschweig gearbeitet, sowie als freier Autor u.a. für Spex, epd Film, Die Zeit, die tageszeitung und Jungle World. Seine Forschungsschwerpunkte bewegen sich zwischen Film und digitalen Medien, zu seinen Buchveröffentlichungen gehören u.a.: "Autor Macht Geschichte" (2005, edition text + kritik), "Babylon in FilmEuropa. Mehrsprachenversionen der 1930er Jahre" (2006, hrsg, edition text + kritik,) "Game Over?! Perspektiven des Computerspiels" (2008, hrsg. mit Christine Hanke und Dieter Mersch, transcript); "Raumdeutung. Zur Wiederkehr des 3D-Films" (2012 hrsg. mit Lisa Andergassen und Nora Werdich, transcript). Seit 2008 ist er Mitherausgeber der CineGraph-Buchreihe.

Jan Distelmeyer
Das flexible Kino
Ästhetik und Dispositiv der DVD & Blu-ray
Bertz + Fischer
288 Seiten, 136 Fotos
Paperback, 14,8 x 21 cm

www.bertz-fischer.de